Experten-Tipp
Kranke Zähne können einen Sportler richtig „lahmlegen“

Klingt seltsam, doch die Ursache für Sportverletzungen liegt bisweilen im Mund oder Kiefer.

03.08.2011 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr

Cham.Viele Sportler leiden unter Muskelbeschwerden und Gelenkschmerzen. Häufig handelt es sich um ein lokales Problem, aber manchmal ist die Ursache unbekannt. In solchen Fällen können das Kiefergelenk oder die Zähne eine entscheidende Rolle spielen. Fehlstellungen des Unter- und Oberkiefers, verspannte Kaumuskeln oder ein eitriger Zahn können zu Beschwerden am Bewegungsapparat führen. Immer wiederkehrende Muskelfaserrisse, chronische Knie- und Leistenschmerzen oder Schulterschmerzen können die Folge eines solchen Missverhältnisses des Kiefer- und Zahnapparates sein.

Vom Kiefergelenk zum Ellbogen

Immer häufiger trifft man auf den Begriff CMD wenn es um Beschwerden des Bewegungsapparates geht. „CMD“ steht als Abkürzung für Craniomandibuläre Dysfunktion. Diese beschreibt eine Störung des Zusammenwirkens von Ober- und Unterkiefer, Kaumuskeln und Kiefergelenken sowie oft auch der gesamten Statik unserer Wirbelsäule und des Beckens.

Für Sportler ist vor allem eine gerade Beckenstellung enorm wichtig. Viele Muskeln unserer Beine und der Wirbelsäule haben ihren Ursprung, beziehungsweise Ansatz am Becken. Liegt ein Beckenschiefstand vor, sind genau diese Muskeln unter Fehlspannung und somit verletzungsanfälliger und können zu Gelenkbeschwerden führen. Ein Beckenschiefstand ist meistens auch mit einer Beinlängendifferenz verbunden, die sich ebenfalls negativ auf unseren Bewegungsapparat auswirkt, indem Gelenke und Muskeln fehl- oder überbelastet werden.

Eine Störung des Kiefergelenkapparates hat auch enormen Einfluss auf die Halswirbelsäule, der zu Kopfschmerzen und Nackenverspannungen führen kann. Für Sportler aus dem Wurfbereich, etwa Handballer, Basketballer und Tennisspieler, ist dieser Zusammenhang sehr wichtig, weil eine Halswirbelsäulenfehlbelastung in vielen Fällen zu Schulter- und Ellbogenbeschwerden führt. Der sogenannte Tennis-Ellbogen hat nicht selten seine Ursache im Bereich der Halswirbelsäule, beziehungsweise der 1. Rippe und des Schlüsselbeins.

Wie wichtig sind gesunde Zähne?

Wie das Kiefergelenk haben auch unsere Zähne Einfluss auf unseren Bewegungsapparat und die inneren Organe. So können tote und wurzelgefüllte Zähne, verlagerte Zähne, Leerkieferstellen mit Wurzelresten, Fremdkörper, Knochenentzündungen und Pulpitiden (Entzündungen des Zahnnervs) Einfluss auf die Statik unseres Körpers, beziehungsweise auf Organfunktionen haben.

Nun möchte ich einige Zähne aufführen, die bei Sportlern und ihren Beschwerden eine Rolle spielen können. Die Vorderseite des Knies steht im Zusammenhang mit den Zähnen 16, 17, 26, 27, 34, 35, 44, 45. Beschwerden der Kniehinterseite können durch die Zähne 11, 12, 13, 21, 22, 23, 31, 32, 33, 41, 42, 43 ausgelöst werden. Die Zähne 18, 24, 25, 28, 46, 47 und 48 haben Einfluss auf das Schulter- und Ellbogengelenk (siehe Foto oben).

Auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) erkennt Verbindungen zwischen unserem Zahnapparat und dem Organismus. Hier spielen die sogenannten Meridiane eine tragende Rolle. Aus Sicht der TCM sind bei Achillessehnenbeschwerden die Zähne 11,12, 21, 22, 31, 32, 41, 42 und die Meridiane Niere und Blase von entscheidender Bedeutung.

Spezialisten können helfen

Immer mehr Zahnärzte, Kieferchirurgen, Physiotherapeuten, Heilpraktiker und Osteopathen erkennen diese Ursachen-Folge-Kette und können diese dementsprechend behandeln. Ist eine direkte Beziehung zwischen einem bestimmten Zahn oder Kiefergelenk und einem Muskel, beziehungsweise Gelenk feststellbar, kann es genügen, diesen Zahn oder das Kiefergelenk zu behandeln, um die Schmerzen zu lindern und zu beheben.

Das heißt jedoch noch lange nicht, dass alle Gelenk- und Muskelbeschwerden ihre Ursache im Zahn- oder Kiefergelenksbereich haben. Diese Ansichtsweise wäre natürlich viel zu einfach und oberflächlich. Trotzdem sollte man bei entsprechenden Erkrankungen dies in Betracht ziehen und bei Bedarf überprüfen und dann behandeln lassen.

Im nächsten Teil geht es um das Thema „Urlaub heißt nicht automatisch Urlaub vom Training“.

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