Eisbären Regensburg
Und die Eisbären begeistern wieder

Der Regensburger Oberligist holt Rückstände auf und gewinnt auch das zweite Playoff-Halbfinale gegen die Hannover Scorpions.

14.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:52 Uhr
Lukas Heger (in Rot) schaut der Scheibe hinterher, nachdem er sie erfolgreich zum 6:4 gegen die Hannover Scorpions abgefälscht hat. −Foto: Andreas Nickl/Andreas Nickl

Die Eisbären des EV Regensburg sind in den Playoffs der Eishockey-Oberliga nur noch einen Sieg vom Finale entfernt. 3025 Zuschauer in der Donau-Arena sahen im zweiten Halbfinale gegen den Nord-Zweiten Hannover Scorpions das nächste begeisternde Offensivspektakel. Nach dem 8:5 (3:2, 3:2, 2:1) kann die Mannschaft von Trainer Max Kaltenhauser und dem sportlichen Leiter und Co-Trainer Stefan Schnabl bereits am Samstag (18 Uhr) in Hannover den dritten Sieg holen, der in die Finalserie führen würde, die am 22. April beginnen wird. Auch Memmingen führt im Indianer-Duell mit 2:0, nachdem die Allgäuer in Hannover 6:2 gewannen.

„Wir auf den Rängen – Ihr auf dem Eis!“ Die ganz in Rot-Weiß gehaltene Fankurve hatte schon zur Einstimmung mit Banner, Eisbären-Köpfen und Schlüsselwappen choreographisch für Stimmung gesorgt. Beide Teams liefen in diesem für die Serie vielleicht wegweisenden Spiel personell unverändert im Vergleich zum Dienstag auf.

Und was für ein erstes Drittel lieferten diese Teams! Das Spiel begann unglücklich für die Hausherren: Nach einer Summe defensiver Fehlleistungen fuhr Brad Ross alleine auf Eisbären-Schlussmann Patrick Berger zu. Der schien die Scheibe schon zu haben, dann rutschte sie doch noch durch und über die Linie – 0:1 nach 24 Sekunden! Die Eisbären freilich machten einfach weiter: Nach 40 Sekunden hatte Kapitän Peter Flache die Chance zu antworten. Und dann fuhr der 20-jährige Christoph Schmidt aus dem eigenen Drittel ein Solo im Gajovsky-Stil, Scorpions-Torwart Brett Jaeger ließ abprallen und Andrewe Schembri glich nur 122 Sekunden nach dem Rückstand aus.

Tomas Plihals Zungenschnalzer

Auch das 2:1 gehörte dem Vorbereiter mindestens genausoviel wie dem Torschützen selbst: Wie Tomas Plihal für Korbinian Schütz auflegte, war ein Zungenschnalzer. Der Verteidiger wählte den perfekten Zeitpunkt für sein zweites Saisontor: Das erste beim 11:1 in Passau am 19. Dezember war weit weniger bedeutungsvoll gewesen. Und HSC-Keeper Jaeger fuhr nach dem Tor angeschlagen vom Eis und musste Ansgar Preuß den Platz zwischen den Pfosten überlassen.

Plihal setzte noch eins drauf: Der einstige NHL-Profi erkannte eine Sekunde nach Ablauf einer Scorpions-Strafzeit die Lage vor dem Hannoveraner Tor blitzschnell und erinnerte beim in aller Ruhe erzielten 3:1 – seinem fünften Playoff-Tor – fast ein wenig an das dritte Tor gegen Halle, als er den Torwart ebenfalls seelenruhig ausgewackelt hatte. Doof allerdings, dass nur 22 Sekunden später nach einer unübersichtlichen Lage vor dem Eisbären-Gehäuse die Scheibe wieder hinter Berger zum 2:3-Anschlusstreffer im Netz lag.

Der Unterhaltungswert der ersten 20 Minuten war enorm gewesen. Und es blieb ein Offensiv-Feuerwerk. So meisterhaft die Eisbären am Dienstag defensiv gespielt hatten, so fehlerhaft war es diesmal. Auf diese Art und Weise wurde aus dem Vorsprung in Windeseile auch ein Rückstand: Erst Michael Hammond (22:18), dann Mario Trabucco (25:22) nutzten das binnen 184 Sekunden aus.

Doch die Regensburger ließen sich nicht unterkriegen: Mitten in die Scorpions-Drangphase platzte Erik Kereszturys 4:4 (27:08) und traf die Niedersachsen mitten ins Herz. Nikola Gajovsky hätte wieder die Führung besorgen können (29.). Das berühmte Momentum wechselte jetzt laufend die Seiten. Gerade, als sich Hannover wieder anschickte, das Kommando zu übernehmen, zauberte Schembri mit seiner dritten Torvorlage zum Kollegen Tomas Schwamberger, der die Eisbären-Führung zurückholte. Und weil‘s so schön war, fälschte Lukas Heger 77 Sekunden später auch noch erfolgreich zum 6:4 ab.

Jakob Webers Weichensteller

Den Eisbären war anzumerken, dass sie im letzten Drittel das Spiel mit Bedacht zu Ende bringen wollten. Und als Jakob Weber nach der Divis-Ablage den Puck ins Netz hämmerte, schien der Weg tatsächlich bereitet und die Hannover Scorpions waren knapp 13 Minuten vor dem Ende mächtig unter Zugzwang. Als der überragende Plihal nach Webers Zuspiel frei vor Scorpions-Keeper nach 49:24 Minuten auch noch zum 8:4 traf, war alles klar. Hannovers Coach Dieter Reiss nahm zwar eine Auszeit, doch die Entscheidung war gefallen, auch wenn Thomas Reichel 28 Sekunden vor Schluss noch das fünfte Scorpions-Tor gelang.

Regensburg – Hannover 8:5 (3:2, 3:2, 2:1)

Eisbären Regensburg: Berger – Gulda, Heider; Weber, Bühler; Schiller, Schütz; (Schlauderer) – Ontl, Gajovsky, Divis; Heger, Keresztury, Flache; Schmidt, Schwamberger, Schembri; Stöhr, Schmid, Plihal, WagnerHannover Scorpions: Jaeger (ab 11:45 Preuß) – Heinrich, Raabe; Reiß, Supis; Pietsch – Reichel, Hammond, Ross; Kabitzky, Koziol, Trabucco; Knaub, Trattner, Gron; Klöpper, Airich

Tore: 0:1 (0:24) Ross (Raabe), 1:1 (2:26) Schembri (Schmidt-Schütz), 2:1 (5:48) Schütz (Plihal-Schmid), 3:1 (18:16) Plihal (Divis-Schembri), 3:2 (18:38) Trabucco (Pietsch-Koziol), 3:3 (22:18) Hammond (Raabe), 3:4 (25:22) Trabucco (Koziol-Heinrich), 4:4 (27:08) Keresztury (Flache-Weber), 5:4 (36:59) Schwamberger (Schembri-Bühler), 6:4 (38:16) Heger (Bühler-Flache), 7:4 (47:05) Weber (Divis-Ontl), 8:4 (49:24) Plihal (Weber-Bühler), 8:5 (59:32) Reichel (Hammond-Trabucco)

Schiedsrichter: Vladislav Gossmann/Daniel Harrer. – Zuschauer: 3025. – Strafminuten: Regensburg 4 – Hannover 6