Trauer
Der tragische Tod eines Fußballers

Amir Ademi (22) aus Mainburg stirbt bei einem Unfall. „Unsere Herzen sind gebrochen“, sagt die Familie. Messi war sein Idol.

13.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:27 Uhr

Amir Ademi (links vorne) mit seinen Eltern und seinen Geschwistern Verlinda und Valmir. Der 22-Jährige aus Mainburg verunglückte am 3. September 2019 bei einem Unfall tödlich. Foto: Ademi

Mama kochte sein Lieblingsessen. Amir fläzte am Sofa und guckte mit seinem Papa lustige Handy-Clips. „Mama, schau’ mal!“, rief er. Alle drei kuschelten sich zusammen, dann aß die Familie. Eine Stunde später war Amir Ademi (22) aus Mainburg tot.

Der talentierte Fußballer des FC Kosova Regensburg verbranntebei einem schrecklichen Verkehrsunfall bei Abensberg. „Wie soll unser Leben weitergehen?“, fragen die Eltern und Amirs Geschwister Valmir (18) und Verlinda (15).

Seit dem tragischen Abend am Dienstag, 3. September 2019, ermittelt die Polizeidie Umstände des Unfalls auf der Kreisstraße nach Arnhofen. Gesichert ist: Gegen 20.40 Uhr geriet Amir mit seinem Peugeot auf die Gegenfahrbahn und krachte in einen VW Passat, dessen Fahrer mittelschwer verletzt wurde. Beide Wagen gingen in Flammen auf, Amir starb im Auto. Die Frage, die seitdem die Ademis quält: War ein drittes Auto beteiligt, das den Unfall auslöste?

Viele Tränen und schlaflose Nächte

„Hätte Amir so einen Unfall verursacht, er wäre stehengeblieben und hätte geholfen“, sagt sein Vater Besim Ademi (48), ein Elektriker, der vor 27 Jahren aus dem Kosovo nach Mainburg kam. In Abensberg lernte er seine Frau Merita (47), ebenfalls aus dem Kosovo, kennen. „Unsere Kinder sind in Deutschland zur Welt gekommen“, erzählen die Eltern.

„Er war unser goldener Junge.“Merita Ademi

Mit Amirs Tod ist ihre Welt eingestürzt. „Wir weinen ständig, die Nächte sind schlaflos.“ Das Paar spricht von einem „goldenen Jungen“. „Er war so lieb. Ich habe versucht, ihm alle Wünsche zu erfüllen“, sagt die Mutter, „vor einigen Wochen hat er zu mir gesagt: Mama, du bist die Beste.“

Jüngerer Bruder sollte mit im Auto sitzen

Auf der tragischen Fahrt nach Kelheim sollte eigentlich auch Amirs Bruder Valmir, genannt „Vali“, im Auto sitzen. „Irgendwann hat Amir aber gesagt: Ich fahre alleine“, berichten die Ademis, die auch immer wieder erzählen: „Wir haben ihm angeboten, unseren großen Wagen zu nehmen. Vielleicht wäre es dann nicht so gekommen.“

Ein Video zeigt die verbrannten Autos an der Unfallstelle. Ein Polizist fasst die Geschehnisse zusammen:

Aber Amir wollte mit seinem Auto fahren. Vor Kurzem hatte er den Meister zum Kfz-Mechatroniker gemacht und begann am 1. August bei einem Regensburger Autohaus. „Er liebte seinen Beruf und ich war so stolz auf ihn“, sagt die Mutter. Amir wollte in Mainburg ein eigenes Geschäft aufbauen, ergänzt die Friseurin.

Amirs andere Leidenschaft galt dem Fußball. Mit fünf Jahren begann er beim TV Meilenhofen, wo auch seine Geschwister später kickten. In der U15 wechselte er zum FC Mainburg, in der U19 zum SV Puttenhausen, wo der Angreifer auch sein erstes Herrenjahr absolvierte, ehe es ihn zum FC Leibersdorf verschlug. „Er war technisch stark“, erinnert sich Leibersdorfs damaliger Abteilungsleiter Frank Loibl. „Als Mensch war er zurückhaltend, aber er wurde zum aufgeweckten Kerl, wenn es passte. Er konnte mit allen, er unterschied nie nach Nationalität.“

„Mir blieb fast das Herz stehen, als ich von seinem Tod hörte.“Armando Zani

Zu seinen Eltern sagte Amir: „Ich will werden wie Messi.“ Vor zweieinhalb Jahren wurde der FC Kosova bei einem Hallenturnier in Abensberg auf Amir aufmerksam. Mit dem Regensburger Klub stieg er vor einem Jahr in die Bezirksliga auf. „Er hätte es bis in die Landes- oder Bayernliga bringen können“, so Kosovas Sportlicher Leiter Armando Zani, der von einem „stets lächelnden, freundlichen“ Kicker spricht. „Vor allem die Spieler, die ihn gut kannten, müssen das erst verarbeiten. Mir wäre fast das Herz stehen geblieben, als ich von seinem Tod hörte.“

Hier sehen Sie Bilder vom Unfall am Dienstag, 3. September 2019, auf der Kreisstraße zwischen Abensberg und Arnhofen:

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

In der Mainburger Familie erfuhr Valmir als Erster von der Tragödie. „Er erhielt eine Nachricht von einer Freundin: Amir ist nicht erreichbar.“ Der jüngere Bruder probierte es am Handy, über WhatsApp, fragte im Freundeskreis. Und erhielt einen Hinweis: Bei Abensberg sei ein schwerer Unfall passiert, ein beteiligter Pkw sei ein Peugeot – so wie Amirs Auto. „Vali“ brauste los und wurde vor der Unfallstelle von der Polizei angehalten. Er rief sofort seine Eltern an, die hinfuhren und die traurige Nachricht vernahmen.

Er sollte noch einmal heimkehren

Amirs Identität ist offiziell noch nicht geklärt. Die Familie muss mit dem Begräbnis warten. „Das macht es noch schlimmer, Tag für Tag wurden wir vertröstet“, sagt Merita Ademi. Am Freitag durfte die Mutter ihren Sohn sehen. „Wir wollen Amir für ein paar Stunden zu Hause aufbahren“, war ihr Wunsch. Nun aber möchte die Familie sofort in den Kosovo reisen, wo Amir beerdigt werden soll.

„Amir ist jetzt im Himmel und wir denken an ihn, bis wir bei ihm sind.“Besim Ademi

Überwältigend ist die Anteilnahme. „Wir lügen nicht: Zu uns kamen Tausende Menschen, die uns Beileid wünschten“, sagen die Ademis. Tröstende Worte helfen aber kaum. „Unsere Herzen sind gebrochen“, sagt die Mainburger Familie. „Amir ist jetzt im Himmel und wir werden an ihn denken, bis wir bei ihm sind“, setzt Besim Ademi hinzu. Auch der FC Kosova erfährt viel Zuspruch – allein auf Facebook gibt es fast 1500 Beileidsbekundungen. „Das hilft unseren Spielern, die mit Amir Siege und Niederlagen erlebten“, sagt Armando Zani.

Ermittlung:Hinweise:
Eine zwölfköpfige Gruppe der Polizei versucht, die Umstände des Unfalls zu klären. Über Hinweise und Anwohnerbefragungen (ab dem Kreisverkehr in Abensberg bis nach Arnhofen) werden Erkenntnisse gesammelt und ausgewertet. Neue Details ergaben sich noch nicht.Nach wie vor dringlichste Frage ist, ob ein drittes Auto – mutmaßlich mit einem Überholvorgang – am Unfall beteiligt war. „Es soll sich um ein helles Fahrzeug handeln. Mehr wissen wir nicht“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Hinweise sind erbeten an PI Kelheim, Tel. 0 94 41/50 42-0.

Amirs Mutter Merita Ademi berichtet von einem besonderen Moment, als sie dieser Tage an der Kapelle im Abensberger Friedhof betete. „Es klang, als fiele eine Tür zu. Dabei war keine Tür offen gestanden. Das war Amir, er hat gesagt: Mama, hört auf zu trauern – lebt weiter.“

Auch die Rettungskräfte gingen an ihre Grenzen:

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