Para-Schwimmer
Die „ewige Conradi“ ist noch immer top

Mit Annalena Tank gelang noch einer zweiten Regensburgerin in Berlin überraschend der Sprung auf das Treppchen.

24.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:19 Uhr
Sechs DM-Medaillen gewannen Annke Conradi (links) und Annalena Tank. −Foto: Heike Oehlert

Ende August wird sie 56 Jahre alt. Doch Alter schützt die „ewige Annke Conradi“ vor Leistung nicht. Die Paralympics-Siegerin vom Schwimm-Club Regensburg (SCR), die seit Rom 1994 in 27 Jahren unzählige Paralympics, WM- und EM-Medaillen scheffelte, ist national immer noch Spitze. „Ha, ich bin noch da“, schrieb sie ihrer Trainerin Heike Oehlert aus Berlin von den internationalen deutschen Meisterschaften der Para-Schwimmer nach zwei Titeln, einem zweiten und einem dritten Platz bei fünf Starts. Klubkollegin und Jungspund Annalena Tank (20) zeigte mit Einzelbronze und Staffel-Silber ihr Potenzial für die Zukunft.

400 Teilnehmer aus 51 Nationen

Es war eine Mammutveranstaltung in Berlin mit 1856 Einzelstarts bei rund 400 Teilnehmern aus 51 Nationen, in denen diverse Weltrekorde und deutsche Rekorde erzielt wurden. „Verblüfft“ war Heike Oehlert vor allem von Annke Conradis Auftritt über 200 Meter Freistil, der in der internationalen Wertung Rang zwei brachte. „Das hätte ich nie gedacht.“ Die beiden Titel über 100 und 200 Meter Rücken sind fast schon Normalität. „Ich bin sehr zufrieden. Annke schwimmt immer noch ansehnliche Zeiten.“ Über 100 Meter Kraul wurde sie Dritte.

Für eine siebte Paralympics-Teilnahme in Serie wird es dennoch kaum reichen. „Die Zeiten sind so verschärft worden, dass das überraschend wäre“, sagt Oehlert. „Außerdem fährt wohl nur ein sehr kleines deutsches Team nach Tokio.“ Zudem kämpft Conradi selbst im eigenen Verband ob ihres Alters um Anerkennung. Ihr Ehrgeiz ist dennoch ungebrochen, an Wettkämpfen teilzunehmen und sich zu beweisen. „Aufhören wird sie nie“, sagt Oehlert und spielt damit darauf an, dass bei Conradi wegen ihrer Cerebral-Parese Schwimmen Teil der Therapie ist.

Auch Annalena Tank bringt die Kraft des Sports Selbstvertrauen. „Jetzt widerspricht sie auch mal – und das werte ich positiv. Der Sport hat sie wachsen lassen.“, sagt Oehlert, die die 20-Jährige „schon als kleines Mädchen trainierte. Da konnte sie nicht mithalten und hat aufgehört.“

Viel Potenzial, „auch international“

Ende 2018 kehrte Tank zurück. „Dass sie es schon aufs Treppchen schafft, hätte ich nicht erwartet“, sagt Oehlert über die acht Tank-Starts, die über 100 Meter Rücken („Aktuell ihre beste Lage, sie kann aber alles schwimmen“) DM-Bronze und mit der bayerischen 4 x 50-Meter-Freistilstaffel Zweite einbrachten. „Sie hat sehr viel Potenzial, auch international. Mit 20 steht sie ja am Anfang.“ Von den 400 Metern Freistil habe sie sie überzeugen müssen. „Sie war erstaunt, dass sie unter sieben Minuten lag. Ich hatte ihr gesagt, dass sie das kann.“

Trotz der für Behindertensportler besonders schwierigeren Trainingsbedingungen der Corona-Phase ließ sich die SCR-Crew nicht unterkriegen. Mit Hans Peutler gäbe es noch einen Ü-50-Aktiven. „Wir wollten, aber konnten ihn noch nicht klassifizieren lassen“, sagt Oehlert. Das soll jetzt bis zu den für Herbst geplanten deutschen Kurzbahn-Meisterschaften geschehen.