Maximilian Achhammer vom TSV Schwandorf hat sich am vergangenen Wochenende bei der internationalen Jugend-Gala des Deutschen Leichtathletikverbandes in Walldorf einen lange ersehnten Traum erfüllt: In 10,65 Sekunden sprintete er über die 100 Meter klar zur Norm für die U18-Europameisterschaft, die vom 4. bis 7. Juli in Jerusalem stattfindet.
Es war ein hohes, aber erreichbares Ziel, das sich Maximilian Achhammer bereits im Winter für die laufende Saison gesetzt hatte. Der 17-jährige Gymnasiast des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums ist seit vergangenem Jahr Mitglied des Deutschen Leichtathletikkaders. Im Dezember 2021 mussten bei einem Lehrgang in Berlin die Ziele für die kommende Saison abgesteckt werden. Achhammer meldete Ambitionen für die U18-EM-Norm in Jerusalem an, eine Zeit um die 10,75 Sekunden über 100 Meter bzw. 21,60 Sekunden über die 200 Meter waren seine Ziele. Beide Zeiten lagen damals deutlich über den bis dahin erreichten Ergebnissen.
Bei den ersten Starts im Mai lief Achhammer oft nahe an die geforderten EM-Normen über 100 Meter und 200 Meter heran. Über 200 Meter gelang ihm vor vier Wochen sogar eine Zeit von 21,61 Sekunden, die Norm war also nur einen Hauch entfernt. Letztlich haben alle Trainer und auch der 17-Jährige selbst eher damit gerechnet, dass er die 200-Meter-Norm unterbieten würde. Auch wenn er mit dieser Zeit nur knapp an der Vorgabe vorbeigelaufen war, hätte er ohne diese nicht zur EM fahren dürfen.
Hohe Anspannung
Am vergangenen Wochenende wurde es ernst: In Walldorf bot sich die letzte Chance im Ausscheidungsrennen, doch noch ein Ticket für die EM zu lösen. Achhammer ging über beide Distanzen den Start. Die Anspannung war bereits die gesamte Vorwoche über zu spüren. Auch am Wettkampftag war in den Gesichtern vieler Athleten zu erkennen, dass die DLV-Gala die letzte Möglichkeit für einen EM-Start bot. Hinzu kam, dass alle Normerfüller, die auf Rang eins und zwei laufen würden, sicher einen Startplatz für den DLV angeboten bekommen.
Bei 35 Grad Hitze, was durchaus eine gute Vorbereitung für die Temperaturen in Jerusalem darstellte, wurden die Athleten mit einer Zeitplanverspätung von knappen 40 Minuten in die Startblöcke geschickt. Das viele Warmhalten mit einigen Antritten, die nicht zum eigentlichen Wettkampfgeschehen gehörten, und die große Hitze konnten Achhammer aber nicht stoppen.
Er behielt einen kühlen Kopf und verbesserte im Vorlauf seinen eigenen U18-Oberpfalzrekord über die 100 Meter um fünf Hundertstel auf 10,79 Sekunden. Die Norm von 10,75 Sekunden war damit allerdings noch nicht erfüllt. In einem schnellen Finale zeigte er seine mentale Stärke und sicherte sich das verdiente Ticket für die EM mit dem geforderten Platz zwei in einer Zeit von 10,65 Sekunden. Damit verbesserte seinen U18-Oberpfalzrekord erneut. Zudem geht diese Zeit auch als U20-Oberpfalz-Rekord über 100 Meter in die Bestenlisten ein. Um nur drei Hundertstel verpasste er außerdem den Rekord der Männer, der seit 44 Jahren besteht: Diesen stellte ein gewisser Clemens Prokop (10,62 Sekunden) auf.
Erstmals im Nationaltrikot
Direkt nach der Normerfüllung ging es für Achhammer zur Einkleidung. Erstmals darf der Schwandorfer nun offiziell das deutsche Nationaltrikot tragen und Deutschland in der U18 als einer von zwei 100-Meter-Sprintern in Jerusalem vertreten.
Über 200 Meter war nach dem fantastischen 100-Meter-Ergebnis dann die Luft raus. In 21,94 Sekunden blieb er über der geforderten Zeit. Allerdings hätte ihm auch die Normerfüllung hier nicht weitergeholfen, da bereits zwei Athleten in Deutschland in diesem Jahr bessere Leistungen erbracht hatten und somit vorrangig für die EM qualifiziert sind. Die Trainer teilten aber mit, dass sich Achhammer ohnehin für eine der beiden Disziplinen hätte entscheiden müssen, daher hat er sich so selbst diese Entscheidungslast abgenommen. In der aktuellen Europa-Bestenliste liegt der 17-Jährige über 100 Meter auf Platz neun und über 200 Meter auf dem elften Platz.
Die EM findet in der Woche vom 4. bis 7. Juli statt. Abflug nach Jerusalem ist bereits am 1. Juli, um sich noch etwas an das dortige Klima zu gewöhnen.
Die EM wird im Internet in einem Livestream übertragen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Aufgrund seiner Teilnahme an der Europameisterschaft kann Achhammer nicht an den Bayerischen Meisterschaften der U18 teilnehmen, um dort seine Titel aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen. Eine Tatsache, die sich aber aufgrund der Teilnahme an der Europameisterschaft verkraften lässt.
− sdg
