Garten
Wildobsthecke: anspruchslos und wertvoll

Es gibt auch noch etwas anderes als Äpfel, Kirschen und Zwetschgen: Wildobsthecken sind nützlich für Mensch und Tier.

04.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:32 Uhr
Christine Schonschek

Der Name ist Programm: Die Vogelbeere ist sehr wertvoll für Vögel. Foto: Andrea Warnecke/dpa

Die typischen immergrünen Hecken haben einen Vorteil, der zugleich ein Nachteil ist: Sie sehen fast immer gleich aus. Dabei ist der Wandel der Pflanzen im Verlauf der Jahreszeiten etwas Besonderes: Woche um Woche verändert sich die Optik ein wenig. Das lässt sich gerade an Wildobst-Gewächsen betrachten – die als Hecke gepflanzt nicht nur dem Menschen einen Mehrwert bieten. Sondern vor allem auch der heimischen Tierwelt.

Für die Zusammenstellung zählen zwei Kriterien: Was man selbst will, und was die Tiere wollen. „Wildobsthecken sind ein guter Nistplatz und Unterschlupf für Insekten, Vögel, Kleinsäuger und Nagetiere“, erklärt Sandra von Rekowski vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. Je dorniger und dichter eine Wildobsthecke ist, umso wertvoller ist diese für die Tierwelt als Versteck und Lebensraum.

Auch Exoten sind vertreten

Für den Menschen ist eher die Ernte wichtig: Wildobst ist ein Sammelbegriff für die Früchte wild wachsender und oft, aber nicht ausschließlich heimischer Pflanzen. Viele davon sind essbar. Die Früchte liefern unter anderem wertvolle Mineralstoffe und Vitamine. Es gibt Naschfrüchte, die direkt vom Strauch im rohen Zustand verzehrt werden können – etwa Lenz- und Heidelbeeren sowie Korea-Kirsche. Die Früchte von Kornelkirsche, Schwarzer Holunder, Eberesche und Sanddorn müssen erst verarbeitet werden.

„Die Sträucher können im Herbst die sommerliche Restwärme im Boden effektiv nutzen.“Christoph Hau

Da gerade in kleinen Gärten die Hecke nicht zu ausladend werden darf, ist die Schnittverträglichkeit der Pflanzen wichtig. Gut geeignet sind dafür Schwarzer Holunder und die Kornelkirsche. „Letztere können allerdings je nach Sorte bis zu sechs Meter hoch werden“, warnt Gartenbau-Ingenieurin von Rekowski.

Darüber hinaus empfiehlt sie für kleine Grundstücke Lenz- oder Honigbeere (Lonicera caerulea var. edulis), Schwarze Apfelbeere (Aronia x prunifolia bzw. A. melanocarpa) sowie die Korea- oder Filzkirsche (Prunus tomentosa). Auch die schwachwüchsige Japanische Zierquitte (Chaenomeles japonica) und die Vierbeere (Ribes odoratum) – eine anspruchslose Variante der Johannisbeere – bieten sich an.

Schlehe, Holunder und Kornelkirsche hingegen eignen sich eher für große Gärten – und brauchen dann eigentlich keinen Schnitt. Trotzdem gibt Petra Müller von der Gesellschaft zur Förderung von Sanddorn und Wildobst grünes Licht für die Schere – denn „alle Wildobstgehölze sind schnittverträglich“. Es reiche aber, sie alle vier bis fünf Jahre ein wenig auszulichten.

Diese Arbeit wird im Winter vorgenommen. Dabei wird kein klassischer Heckenschnitt zur Formung gemacht, vielmehr werden die älteren Triebe kurz über dem Boden entfernt, damit die jüngeren mehr Platz zum Wachsen haben. Darüber hinaus benötigen alle Wildobst-Gewächse keine spezielle Pflege. Gaben mit organischem Mehrnährstoff-Dünger seien jedoch sinnvoll, so Müller.

Sträucher im Herbst setzen

Die beste Pflanzzeit für eine neue Wildobsthecke ist der Herbst. „Die Sträucher können so die sommerliche Restwärme im Boden effektiv nutzen und setzen sogleich neue Wurzeln an“, erklärt Christoph Hau vom Bund deutscher Baumschulen. So kommen die Gehölze gut durch den Winter und können im Frühjahr einen idealen Start hinlegen. Natürlich sei auch im Frühjahr eine Pflanzung möglich, ergänzt Hau. Dann muss aber den Sommer über kontinuierlich gewässert werden, sonst kommt es zu Trockenschäden.

„Eine Wildobsthecke wird, sofern sie beerntet werden soll, nicht wie eine klassische Hecke in Reihe gepflanzt“, erläutert Müller. Sie empfiehlt, jede zweite Pflanze etwas zu versetzen, sodass sich ein Art Zickzack-Muster ergibt. Die Expertin rät, größere Pflanzen nach hinten zu setzen und kleinere nach vorne. Der Pflanzabstand zwischen den Gehölzen richtet sich nach der Wuchsleistung der jeweiligen Wildobstart. Experte Hau rät grundsätzlich zu etwa einem Meter. „Durch diese dichte Pflanzung ist bereits nach drei bis vier Jahren ein dichter Sichtschutz entstanden und die Tierwelt findet schützende Rückzugsareale.“

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