Industrie
Kupferdraht flechten für die Zukunft

Insinger eröffnet sein Werk in Luhe-Wildenau. Der Finanzminister lobt die Innovationskraft des Regensburger Unternehmens.

30.10.2019 | Stand 16.09.2023, 5:13 Uhr
Reinhold Willfurth

70 Maschinen flechten im neuen Gebäude von KFI aus bis zu 0,05 Millimeter dünnen Kupferlitzen filigrane Geflechte. Foto: Willfurth

In der rekordverdächtigen Bauzeit von nur einem Jahr ist das Kupferflechtwerk von Insinger (KFI) in Luhe-Wildenau (Kreis Neustadt/Waldnaab) in die Höhe gewachsen. Den jüngsten Meilenstein in der Geschichte des Regensburger Unternehmens mit Niederlassungen in Neunburg (Kreis Schwandorf) und Luhe-Wildenau feierten am Mittwoch über 100 Mitarbeiter, Geschäftspartner und Ehrengäste.

Investiert „trotz herannahender Regenwolken“

„Sie sind kein Unterlasser, Sie sind ein Unternehmer“Finanzminister Albert Füracker

Der Finanzminister stimmte ein Loblied auf den Mittelstand an, der in Bayern eine tragende Säule des wirtschaftlichen Erfolgs sei. „Der denkt nicht in Quartalen, sondern in Generationen.“ Die bei Mittelständlern oft schwierige Hürde der Nachfolge sei bei Insinger auch schon gelöst. „Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.“

Geschichte: Neubau:
2005 wurde „Kupferflechtprodukte Insinger“ (KFI) als Ergänzung zu ANKA-Draht in Neunburg von Andreas Insinger gegründet. Wegen Platzmangels und neuer Stromversorgung wurde ein Neubau nötig.Die neue Firmenzentrale von KFI hat eine Gesamtfläche von 10 000 Quadratmetern, davon werden 7000 Quadratmeter für Produktion und Verwaltung verwendet. Die Restfläche ist für eine Erweiterung eingeplant.

Auch von der Innovationskraft des Unternehmens könnten sich andere Betriebe eine Scheibe abschneiden. Die sei bei der Transformation der bayerischen Wirtschaft hin zu mehr Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI) gefragt. Bayern brauche beides, sagte der Minister: Forschung und Produktion. „Dienstleistung alleine reicht nicht“. Offen sein für Neues sei also eine Primärtugend, die man auch bei Insinger finde.

70 Maschinen, bedient von fünf Mitarbeitern

Bei KFI werden Kupferdrähte und -litzen weiterverarbeitet, die das Schwesterwerk ANKA in Neunburg in die Nordoberpfalz zuliefert. Die 70 Flechtmaschinen, befüllt und beaufsichtigt von nur fünf Mitarbeitern pro Schicht, verarbeiten rund 50 Tonnen Kupfer im Monat, zum Beispiel zu Zopfgeflecht für die Kohlebürsten von E-Motoren oder als Kupferabschirmung gegen elektromagnetische Strahlung, etwa in Antennenkabeln.

Eine dieser Zukunftsaufgaben besteht auch für ein Unternehmen im Klimaschutz. Kostenlose E-Ladestationen, eine Anlage, welche die Abwärme der Maschinen in Energie umsetzt und ein 3000 Quadratmeter großes Biotop auf dem Firmengelände seien Beispiele für nachhaltiges Denken und Handeln.

Verständnis für „FFF“, aber nicht für Schulschwänzer

Den Weg dorthin wolle er sich aber nicht vorschreiben lassen, etwa von den Schülern von „Fridays for Future“, die Insinger vor den versammelten Gästen hart kritisierte. Im Gespräch mit der Mittelbayerischen relativierte und präzisierte Andreas Insinger seine Abfuhr an die jungen Aktivisten: Er könne deren Anliegen gut verstehen, „das Umdenken braucht es auch“. Die Art und Weise, wie die Schüler an die Öffentlichkeit gingen, mit Straßenblockaden und Schuleschwänzen nämlich, könne er aber nicht akzeptieren.

Profitieren könnte Insinger vom weltweiten Megatrend der E-Mobilität. Die Nachfrage nach Kupferkabel, die gängigste Art, Strom zu leiten, wird immer weiter zunehmen. „Wenn die Anforderungen da sind, sind wir dabei“, sagt Andreas Insinger zur Mittelbayerischen.