MZ-Projekt „Klasse informiert“
Schülerinnen der MRS Neumarkt recherchieren: Ist die Generation Z zu träge zum Arbeiten?

17.04.2024 | Stand 17.04.2024, 15:28 Uhr

Als Aus- und Weiterbildungsleiter bei der Unternehmensgruppe Max Bögl weiß Ralph Walter recht genau, welche Einstellung Jugendliche zu ihrem Beruf haben. Foto: Laura Gloßner

„Es ist schwierig von der einen Generation Z zu sprechen, da die angebliche Trägheit dieser Generation zum Teil nur ein Mythos ist – man kann nicht alle über einen Kamm scheren“. Ralph Walter, verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung bei Max Bögl tut sich schwer mit pauschalen Vorurteilen zur Generation Z. Das haben Hannah Blank, Anna Weizer und Katharina Marx aus der 8c der Mädchenrealschule in einem Interview mit Walter herausgefunden.

Ist es wirklich so, dass die jungen Menschen zwischen 13 und 20 heute oft keine Lust mehr aufs Arbeiten haben oder zu große Ansprüche in der Arbeitswelt stellen? Was ist dran an den Videos von Influencern, die einen Nervenzusammenbruch bekommen, wenn sie plötzlich arbeiten müssen und nicht so viel verdienen wie erwartet?

Bestes Beispiel dafür war vor Kurzem eine junge Frau, die sich nach einem Vorstellungsgespräch beschwert, dass sie Vollzeit arbeiten müsse und nur 30 Tage Urlaub hat. Weinend jammert sie, keine Zeit mehr für den Haushalt und für ihre Freunde zu haben.

„Viele sehen nicht, dass auch während oder nach einer Ausbildung alle Wege offen stehen, zum Beispiel durch die Möglichkeit, sein Abitur parallel zur Ausbildung zu erreichen.“ Ralph Walter, Ausbildungsleiter bei der Unternehmensgruppe Max Bögl



Ralph Walther hat da seine ganz eigenen Erfahrungen: Prioritäten im Berufsleben seien für die Generation Z vor allem Karriere im Sinne von Weiterbildungsmöglichkeiten, Verdienst und Wohnortnähe. Seiner Erfahrung nach sei für viele die sogenannte Work-Life-Balance nicht so wichtig wie das, was am Ende an Geld herauskommt – so zumindest sei der Eindruck aus vielen Gesprächen.

Allerdings wünschten sich viele auch flexiblere und unabhängigere Arbeitszeiten. Da müsse man sich in der heutigen Zeit in vielen Bereichen Kompromisse überlegen, um sich den Ansprüchen der Arbeitnehmer der Generation Z anpassen.

Bewerbung auf Empfehlung

Was es für eine Firma wie Max Bögl heute schwierig macht, Auszubildende zu finden, ist, dass viele Schüler das Abitur als Abschluss anstreben. „Diese Schüler ziehen nur selten eine duale Ausbildung in Betracht, weshalb uns weniger Bewerbungen für eine klassische Ausbildung erreichen“, erklärt Walter. „Viele sehen nicht, dass auch während oder nach einer Ausbildung alle Wege offen stehen, zum Beispiel durch die Möglichkeit, sein Abitur parallel zur Ausbildung zu erreichen“.

Auch das haben Schülerinnen für „Klasse informiert“ geschrieben: Schülerinnen der Mädchenrealschule Neumarkt beleuchten den Beruf des Rettungssanitäters

Durch Corona hätten darüber hinaus kaum Praktika stattgefunden, der Bereich der Berufsorientierung in den Schulen habe gelitten. „Das hat man vor allem durch den späten Eingang der Bewerbungen gemerkt.“

„Viele nehmen die Formalitäten bei Bewerbungen nicht mehr so ernst.“ Ralph Walter, Ausbildungsleiter bei der Unternehmensgruppe Max Bögl



Und was er auch merkt: „Viele nehmen die Formalitäten bei Bewerbungen nicht mehr so ernst.“ Überhaupt, was die Werbung für Ausbildungsplätze betrifft, müsse man heute neue Wege gehen. Am besten erreiche man die Generation Z über die sozialen Netzwerke, wie zum Beispiel Instagram. Was sich seinen Angaben zufolge nicht geändert hat: Viele Bewerbungen kommen weiterhin aufgrund von Empfehlungen durch Freunde, Familie oder Bekannte.

Umorientierung ist kein Beinbruch mehr

Und obwohl es wichtig sei, die Berufswahl ernst zu nehmen, sich zu informieren und Zeit zu investieren, da die spätere Arbeit auch Spaß machen soll: In der heutigen Zeit sei eine Umorientierung kein Beinbruch mehr – der Trend geht oftmals in Richtung Zweitausbildung.

Um herauszufinden, wie es mit den Berufswünschen der Generation Z-Jugendlichen an den Neumarkter Realschulen aussieht, wurden 132 Schüler und Schülerinnen der KRS und MRS befragt. Immerhin wollen mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Jugendlichen direkt nach der Schule eine Ausbildung beginnen.

Viertagewoche gewünscht

44 Prozent gaben an, später einmal körperliche Tätigkeiten verrichten zu wollen. Exakt die gleiche Menge kann sich außerdem einen sozialen Beruf vorstellen. Für 87 Prozent ist eine Work-Life-Balance im späteren Job wichtig, ganze 90 Prozent wünschen sich eine Viertagewoche – allerdings nur bei gleichem Verdienst. Nur sieben Prozent der Befragten wären bereit, für eine Viertage-Woche auch weniger Geld in Kauf zu nehmen. Und wie ist das jetzt mit dem Vorurteil, die Generation Z sei faul?

98 Prozent der Jugendlichen geben zu, dass sie selbst immer fauler werden. Und mit dem Blick aufs spätere Arbeitsleben: Nur 45 Prozent der befragten Schüler können sich vorstellen, in ihrer Freizeit weiterzuarbeiten, wenn sie in der Arbeit mit einen Projekt nicht fertig geworden sind.

Klasse informiert: Die MZ engagiert sich in der Schule

Nachrichten: Die Mediengruppe Bayern engagiert sich im gesamten Verbreitungsgebiet – auch im Landkreis Neumarkt – mit dem Projekt „Klasse informiert“ an Schulen dafür, dass Kinder und Jugendliche lernen, gut informiert und mit einer gesunden Portion Skepsis mit Nachrichten umzugehen.

Besuch: Redakteure besuchen Schulklassen und helfen Lehrkräften dabei, im Rahmen des Deutschunterrichts journalistische Textformen kennenzulernen und zu unterscheiden. So können Schüler selbst Berichte oder Reportagen verfassen, die dann in Absprache mit der Redaktion auch veröffentlicht werden. Gleichzeitig nehmen sie an einem Wettbewerb teil, bei dem sie Geld für ihre Klassenkasse gewinnen können.

Klasse informiert: Schulklassen, die am Projekt „Klasse informiert“ teilnehmen wollen, melden sich über die Webseite www.klasse-informiert.de.

Jugendgruppen: Vereine, die ebenfalls Interesse haben an einem Vortrag oder Workshop zum Thema „Mediennutzung: Wie erkenne ich Fake-News?“, können jederzeit teilnehmen. Melden Sie sich unter Tel. (09181) 25222 oder per Mail unter nicole.selendt@mittelbayerische.de