Entwicklung
120 Bürger machen bei der Agenda mit

Pfrangers Initiative in Bernhardswald will die Gemeinde fit für die Zukunft machen. Nun werden konkrete Projekte entwickelt.

11.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Ralf Strasser
Beim nächsten Treffen der „Agenda Bernhardswald 2.0“ werden Arbeitskreise gebildet. −Foto: Fotos: Strasser

Die „Agenda Bernhardswald 2.0“ scheint auf Interesse zu stoßen. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde folgten der Einladung des Initiators Dr. Otto Pfranger in die Gaststätte „Zur Hütt’n“. Eine latent vorhandene Unzufriedenheit gelte es in gestalterische Wege zu lotsen, hatte der Allgemeinarzt erklärt und aufgerufen, sich aktiv in der Vorwaldgemeinde einzubringen.

„Während sich in den Nachbargemeinden Wenzenbach und Wald viel entwickelt, tut sich in Bernhardswald nichts.“ Es gibt einiges auf der Minusliste, so Pfranger, „etwa negative Bevölkerungsentwicklung, eine überdurchschnittliche Schuldenentwicklung und generell Konzeptlosigkeit, wohin sich die Vorwaldgemeinde in zehn oder 15 Jahren entwickeln sollte“.

Erfahrungen aus Pettendorf

Zu seinem Aufruf „Fit für die Zukunft – Agenda Bernhardswald 2.0“ kam auch Reinhold Demleitner, der vor knapp 20 Jahren erfolgreich in Pettendorf die Agenda 21 gründete. Demleitner stellte seinen langen Weg bis zum so genannten „Umweltforum“ vor. Das Wichtigste für die Gründung und Umsetzung sei ein „langer Atem“, so der Pettendorfer. Es dürfe auch kein „Gegeneinander“ von Gemeinderat, dem Bürgermeister und den Vertretern der Agenda geben.

Außerdem sollten die Interessen der Bürger abgefragt und besprochen werden. In Pettendorf entwickelte man einen „Runden Tisch“, den Kulturherbst und ein Gemeindeleitbild, das die nächsten 15 Jahre umfasst. Demleitner warnte vor zu hohen Erwartungen, machte aber Hoffnung: „Kleine Schritte führen zum Ziel. Miteinander reden, Interessen und Probleme finden und gemeinsam lösen.“

Basis auf bürgerlicher Ebene

Die Agenda sollte deshalb als Bürgerplattform ein breiter Querschnitt der Bernhardswalder mit allen Altersgruppen sein. Dabei sollte sie nicht auf politischer, sondern auf bürgerlicher Ebene basieren. Unter den Zuhörern war auch Gemeinderat Max Griesbeck (SPD). „Ich finde es sehr gut, wenn sich Bürger engagieren“, erklärte er auf Nachfrage unserer Zeitung, „aber wie auch Herr Demleitner warne ich vor zu großen Erwartungen. Wir vom Gemeinderat sind an Vorgaben, Bestimmungen und Gesetze gebunden und müssen das Gemeindewohl stets über Einzelinteressen stellen.“ Ein „alles ist schlecht“ habe allerdings nichts mit der Realität in Bernhardswald zu tun. Auch dürfe der Gemeinderat nicht auf die Anklagebank gesetzt werden.

Gemeinderätin Sybille Emmerich von der CSU sieht die aktive Mitarbeit der Bürger als unabdingbar. „Ohne geht es nicht, und hier ist Pettendorf auch ein gutes Beispiel. Dort hat man seit 18 Jahren erfolgreich eine aktive Ferienarbeit auf Basis vieler Mitwirkender. Bei uns in Bernhardwald stellte man die Jugendarbeit, wie sie etwa JuKi betrieb, ein, weil sich eben keiner mehr einbringen will.“ Man habe in Bernhardswald eine gute Vereinsstruktur, hier sollte man ansetzen.

Mehr Transparenz notwendig

Für Gemeinderat Ludwig Erl (Freie Wähler) ist die Agenda des Allgemeinarztes ein Zeichen. „Den politischen Vertretern der Gemeinde dürfte durch das große Interesse der Bevölkerung an der Veranstaltung von Dr. Pfranger gezeigt worden sein, dass mehr Transparenz notwendig ist“, erklärt er. „Ich begrüße jede konstruktive Mitarbeit zum Wohle der Gemeinde. Ich wünsche mir, dass der Bürgermeister mit dem Gemeinderat und die Initiative Bernhardswald 2.0 in einen wertschätzenden Dialog treten.“

Ein Agendaprozess von oben herab als Triebfeder von nur wenigen? Nein, sagt Dr. Pfranger. „Ich habe Fragebögen verteilt und um Vorschläge gebeten. Wir werden im nächsten Schritt die Belange der Bürger abfragen und auf dieser Basis sollen Arbeitskreise gebildet werden, in welche sich die Bürger einbringen sollen.“ Pfranger legt Wert auf die Tatsache, dass die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat mit ins Boot geholt werden. „Beide haben im Vorfeld ihre Unterstützung zugesichert. Sie beinhaltet zum einen, dass sie sich mit den Arbeitskreisthemen befassen und sich mit der Möglichkeit der Umsetzungen auseinandersetzen.“ Andererseits stelle sich auch an die Agenda die Frage, wie sie die Planungen zukünftiger Projekte in der Gemeinde anpacken wolle.

Wie geht es weiter?

Das zweite Treffen ist am 18. November um 19.30 Uhr wieder in der Gaststätte „Zur Hütt´n“. Vorgeschlagene Brennpunkte werden zusammengefasst und nach ‚Hitliste‘ geordnet. Daraufhin Bildung der Arbeitsgruppen und Organisation regelmäßiger Treffen. Fragebögen wurden in der „B16“ und dem „Gemeindeblatt“ abgedruckt. Ebenso kann mittlerweile online auf info@bhw-buerger.de Kontakt aufgenommen werden.