Jubiläum
70 Jahre erfolgreich im Energiegeschäft

Einst gründete Rudolf Rödl das gleichnamige Unternehmen in Neumarkt. Heute führt Sohn Stefan den 180-Mitarbeiter-Betrieb.

01.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Eine Foto aus den 50er-Jahren, als Rudolf Rödl die erste Großtankstelle in Neumarkt eröffnete. Heute umfasst das Familienunternehmen „Rödl energie“ knapp zwei Dutzend. −Foto: Rödl energie

Als der Krieg vorbei war, stand Rudolf Rödl mit nichts in den Händen da. Sechs Jahre hatte der junge Neumarkter als Soldat im Zweiten Weltkrieg dienen müssen, nach seiner Rückkehr im Jahr 1945 musste der damals 25-Jährige in seiner Heimat von Null anfangen.

„Die Familie war ausgebombt. Er hatte praktisch nur ein Hemd und eine Lederhose“, sagt Stefan Rödl über seinen Vater. Der gelernte Drogist Rudolf Rödl ließ sich jedoch nicht unterkriegen. Stattdessen bewies er ein feines Gespür für das Geschäft.

In Apotheken gab es einst Benzin

„Damals verkauften Apotheken auch Benzin, und als Drogist war für meinen Vater deshalb der Bezug da. Er wusste, dass Energie immer gebraucht wird“, sagt Stefan Rödl.

Heute ist er Chef desFamilienunternehmens „Rödl energie“, das sein Vater am 1.September 1945 in Neumarkt gründete. Damals hatte Rudolf Rödl das vom Krieg zerstörte Tanklager in der Ingolstädter Straße übernommen und mit der Vorgängergesellschaft der heutigen Esso (DAPG) einen Lagerhaltevertrag abgeschlossen. Während der Firmenanfänge vertrieb Einzelkämpfer Rudolf Rödl auch noch Petroleum in ganz Bayern, das er mühevoll mit dem Handwagen auslieferte.

70 Jahre später sitzt sein Sohn Stefan im Anzug in der 1995 erbauten Firmenzentrale in der Nürnberger Straße – und ist stolz. Stolz auf die Lebensleistung seines Vaters, stolz auf den „hervorragenden und immer zuverlässigen Einsatz“ der mittlerweile 180 Mitarbeiter und stolz auf das Portfolio des stetig gewachsenen Unternehmens.

„Rödl energie“ vertreibt mittlerweile nicht nur erfolgreich Heizöl, Kraft- und Schmierstoffe sowie Erdgas und Pelletts. Sie ist auch im Tankstellengeschäft tätig und installiert Heizungen und Bäder.

Weiterentwicklung ist ein Kennzeichen des Neumarkter Betriebs. Und Stefan Rödl verspricht: „Wir werden auch in Zukunft neugierig bleiben. Alles, was das Thema Energie betrifft, wird uns bewegen.“

So hat sich das Unternehmen auch auf dem Strommarkt und im Bereich Contracting – die Lieferung von Strom und Wärme – positioniert. Damit ist der Familienbetrieb direkter Konkurrent örtlicher Grundversorger wie den Stadtwerken Neumarkt (SWN) oder E.on. Den Wettbewerb scheut Stefan Rödl nicht, selbstbewusst sagt er: „Wir sind gut aufgestellt und liegen preislich unterhalb der beiden Betriebe.“

Große Strommenge für wenig Geld

Mögliche mache das unter anderem die Deutsche Avia, ein Zusammenschluss von 30 mittelständischen Unternehmen, dem „Rödl energie“ 2009 als Gesellschafter beigetreten ist.

Avia könne an den internationalen Energiebörsen in großen Mengen zu günstigen Preisen Strom einkaufen. Außerdem „haben wir eine schlanke Verwaltung“, so Rödl. Das wirke sich positiv auf die Preise aus, die an die Kunden weitergeben werden könnten.

Doch nicht nur über den Preis will sich das Familienunternehmen von anderen Anbietern abheben – sondern auch über den Kundenservice. „Dieser steht auf Augenhöhe mit unseren Produkten – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Unternehmensgeschichte“, sagt Stefan Rödl.

Kein anonymer Betrieb

Man wolle kein anonymer, unpersönlicher Betrieb sein. „Wir wollen dem Produkt, das wir verkaufen, ein Gesicht geben“. Deshalb habe jeder Kunde seinen eigenen Ansprechpartner, versichert Rödl, der ganz am Anfang seiner beruflichen Karriere in der Firma noch selbst bei den Kunden nachfragte.

Heute machen das die Mitarbeiter für den heute 47-jährigen Firmenchef. „Auf meine Leute kann ich mich 100-prozentig verlassen“, lobt Rödl seine Belegschaft. Auch auf Quirin sei stets Verlass. Der Zehnjährige ist zwar kein Angestellter Rödls, dafür dessen „treuester Gefährte“: Quirin ist ein tiefentspannter Cocker Spaniel, der von seinem kuscheligen Körbchen aus seinem Herrchen bei der Arbeit am Schreibtisch über die Schultern schauen kann.

Das ist häufig der Fall, denn „das Unternehmen ist mein Herzblut! Ich habe Öl quasi schon mit der Muttermilch mitbekommen“, sagt Rödl. Ob sein 2004 verstorbener Vater heute stolz auf ihn und das Unternehmen wäre?

Stefan Rödl lächelt milde und blickt kurz nach oben. „Ich hoffe es und wünsche es mir“.