Menschen
Abschied: Mumm will weiter kreativ sein

Der Chefarzt der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen geht Ende September in den Ruhestand – und wünscht sich viel Lebensfreude.

03.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Nach fast neun Jahren endet in wenigen Wochen die Ära Reinhard Mumm. −Foto: Heiligenfeld Klinik

Seit 1. Januar 2007 war Reinhard Mumm Chefarzt derHeiligenfeld Klinik für Psychosomatik in Waldmünchen. Diese Stelle wird er Ende September an seine Nachfolgerin Dr. Ulrike Weiß übergeben. Sie ist derzeit Oberärztin an der Klinik. Mumm wünscht ihr, wie es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag heißt, „Fortune und Segen beim Führen der Klinik“.

Das Krankenhaus war Mitte 2006 von der Heiligenfeld GmbH übernommen und vorübergehend von Albert Pietzko aus Bad Kissingen geleitet worden. Er installierte ein „gruppenpsychotherapeutisches Konzept mit Therapeutischer Gemeinschaft“. Reinhard Mumm, der in den Ruhestand geht, ist Psychiater und Psychotherapeut und war vorher zehn Jahre lang Oberarzt an derPsychosomatischen Klinik Bad Herrenalb bei Karlsruhe.

Der Reiz der unberührten Natur

Er kam nach Waldmünchen als systemischer Familientherapeut Heidelberger Schule und brachte Erfahrungen unter anderem in humanistischer Psychotherapie, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und in der Psychoanalyse mit. Der Anreiz der Chefarztstelle in Waldmünchen war, wie sich Mumm erinnert, „die Familienpsychosomatik gemeinsam mit den Leitbildern der Heiligenfeld Gruppe“ zu gestalten. Die Lage in der weitgehend unberührten Natur des Böhmerwaldes war ein weiterer Anziehungspunkt.

Die Klinik Waldmünchen war in der Anfangszeit noch mit einer hohen Anzahl von erwachsenen Einzelpatienten belegt. Die behandelten Personen setzten sich zu 50 Prozent aus Krankenhaus- und zu 50 Prozent aus Reha-Patienten zusammen. Dies wandelte sich bald, und der Schwerpunkt verlagerte sich zur Behandlung ganzer Familien: Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche und eine geringe Anzahl erwachsener Einzelpersonen. Heute ist der Schlüssel: 40 Kinder, 32 Eltern, 27 Jugendliche, elf erwachsene Einzelpersonen und zehn Patienten in der Krisengruppe.

Das therapeutische Konzept ruht nach Angaben der Klinik auf den Säulen Systemische Familientherapie, Therapeutische Gemeinschaft, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, Emotionale Körperpsychotherapie – Bonding, Einbezug sozialer Netzwerke, Eltern-Kind-Bindungstherapie, Spiritualität sowie Einbezug der Natur mit Outdoor-Aktivitäten.

Diese Verfahren wurden kombiniert, um eine optimale Wirkung bei der Verbesserung des Bindungsverhaltens zwischen Eltern und Kindern zu erzeugen. Kinder werden nur gemeinsam mit ihren Eltern behandelt, Jugendliche werde alleine aufgenommen – mit intensivem Einbezug der Familie.

Orte, an denen neue Erlebnis- und Verhaltensweisen eingeübt werden, sind die Therapeutische Gemeinschaft und die Eltern-Kind-Bindungstherapie. „Hierbei werden neueste psychologische Einsichten für die nächste Generation nutzbar gemacht“, schreiben die Heiligenfeld-Verantwortlichen in ihrer Presseveröffentlichung.

Ein großes Dankeschön ans Team

Diese Entwicklungen waren jeweils auch mit intensiven Transformationen des Teams verbunden. So werden zum Beispiel seit dem Tag, seit dem die Behandlung von Familien intensiviert wurde, die Kreativtherapeuten in der Kindertherapiestätte in der Bindungsbehandlung eingesetzt. In den Verabschiedungsrunden im Plenum berichten die Kinder häufig, dass sie jetzt respektvoller und liebevoller mit ihren Eltern umgehen. Wo zuvor Gewalt war, wird jetzt von einer beidseitigen Erreichbarkeit berichtet.

Diese Erfolge freuen Reinhard Mumm sehr und er möchte, wie es heißt, zum Abschied ausdrücklich seine Freude und seinen Dank darüber ausdrücken. „Die Heiligenfeld Klinik Waldmünchen ist eine Pionierleistung“, sagt er.

Zu Dank verpflichtet fühlt sich der scheidende Chefarzt allen Mitarbeitern der Klinik – auch jenen, die mittlerweile die Klinik verlassen hätten – sowie gegenüber dem Träger der Heiligenfeld Klinik. Die exzellenten Qualitäten des Managements und des Marketings hätten zu erfolgreichen Resultaten geführt, die durch vielfältige Auszeichnungen dokumentiert würden.

Mumm sieht seine Ziele in Waldmünchen verwirklicht und wünscht sich für seine nächste Lebensphase Kreativität und Lebensfreude. Geplant hat er mehr Zeit für private Beziehungen sowie Seminare und Workshops zu den Themen Ganzheitliche Psychosomatik, Kinder- und Jugendpsychosomatik, Bonding und Medizinradaufstellungen.