Historische Gebäude
Aktionen zum Tag des offenen Denkmals im Landkreis Neumarkt

06.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:47 Uhr
Das kulturelle und historische Erbe der Großgemeinde Berg steht im ehemaligen Klosterdorf „Mons gratiae“ – in Gnadenberg. −Foto: Hans Stepper

Am Sonntag gibt es zum Tag des Denkmals in Berching, Gnadenberg und Mühlhausen besondere Gebäude zu entdecken.

• Gnadenberg: Auf den Spuren des Birgittenklosters

Der Kulturhistorische Verein Gnadenberg bietet am Sonntag Führungen zum Thema „KulturSpurenim Kloster Gnadenberg“ und eine allgemeine Führung über das weiträumige Areal der Klosteranlage an. Während das Konventgebäude des ehemaligen Birgittenklosters saniert wurde und heute Ausstellungsräume beherbergt, steht die Klosterruine auf Privatgrund und ist sonst nicht öffentlich zugänglich. Das Klostergarten-Café ist am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. In dieser Zeit wird eine Dia-Schau zu den Restaurierungsarbeiten gezeigt.

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Wie die Leiterin Dr. Sandra Frauenknecht sagte, sind Denkmale Zeugen vergangener Geschichten, ihrer Bewohner und Erbauer. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen erzählen viel über ein Bauwerk und seine Bewohner. Mit seinem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ gehe der Tag des offenen Denkmals 2022 der Frage nach, welche Erkenntnisse und Beweise sich durch die Begutachtung der originalen Denkmalsubstanz gewinnen lassen.

Um Kulturspuren am Denkmal untersuchen zu können, bedürfe es Fachleute, die Spuren und Beweise sicherstellen. Dafür arbeiten Denkmaleigentümer, Denkmalpfleger, Restauratoren, Bauforscher, Handwerker, Architekten, Archäologen und Historiker Hand in Hand. So auch in Gnadenberg, wo sämtliche Veränderungen, die die Gebäude im Laufe der Zeit erfuhren, im Rahmen einer aufwendigen Sanierung lesbar gemacht wurden, um dem Besucher die geschichtlichen Abläufe nahe zu bringen.

Die Führungen beginnen um 14, 15 und 16 Uhr.

• Berching: Der Frauenturm und seine Legenden

Der Frauenturm kann von 14 Uhr bis 16 Uhr besichtigt werden. Die Literatürmerinnen erfreuen die Besucher mit kleinen Lesungen. Man erzählt sich, dass dieser Turm früher als Arrestturm für straffällige Frauen genutzt wurde. Nach der Überlieferung befand sich am Turm ein Pranger, an dem zänkische Weiber zur Schau gestellt wurden. Wegen seiner abseitigen Lage an der Nordwestecke der Stadt scheint diese Vermutung jedoch wohl eher unwahrscheinlich, zumal am Rathaus ein Pranger angebracht war.

Vom Gericht abgeurteilte Frauen kamen in die sogenannte „Geige“, ein Brett in Form einer Bassgeige, durch deren Löcher Kopf und Arme der Delinquentin gesteckt wurden. Eine andere Form der Bestrafung war die des „Steinetragens“: Dabei musste die Verurteilte einen schweren Stein von einem zum anderen Stadttor tragen.

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Es wird angenommen, dass derTurm als Sozialeinrichtung für benachteiligte Frauen gedient hat. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er als Wohnung genutzt. Seit 1999 trifft sich im Frauenturm ein Kreis von sieben Frauen, die Literatürmerinnen, zu kreativen Schreibseminaren.

Der Turm befindet sich in Berching an der Ecke Probstraße und Ringmauernweg, Ringmauerweg 5. Auch für Kinder bis zwölf Jahre geeignet.

• Berching: Der Ziegelturm wandelt sich zum Chalet

„Ziegelturm“ steht auf der Plakette in der Badturmgasse 1. Allio – Turm wurde er früher genannt. Bald soll er alsTurmchalet Urlaubern ein schönes Domizil bieten.Seit über 500 Jahren wacht er hoch über der Johannesbrücke, hat das Mittlere Tor und die gesamte zentrale Achse der Stadt vom Pettenkofer- bis zum Reichenauplatz fest im Blick. Innen hat der Wehrturm ein ganz anderes Gesicht.

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Im Erdgeschoss, dem künftigen E-Bike-, Technik- und Gepäckraum, wirken die dicken Mauern und niedrigen Decken wie ein altes Gemäuer. Aber sobald man über den Wehrgang durch die Holztüre in den ersten Stock tritt, verblüfft er mit viel Licht durch Öffnungen aus drei Richtungen. Schraubt sich der Besucher weiter über die steilen Treppen nach oben, entwickelt der Turm seinen ganzen Charme. Die oberen Räume – es gibt deren drei – gewähren fantastische Perspektiven auf die Brücke, den Park und die Innenstadt.

Vor dem Sanierungsbeginn wurde der Turm von Historikern und Denkmalschützern ausführlich untersucht. Da kam etwa ein Mahnbescheid des Finanzamts aus dem Jahre 1925 zum Vorschein. Ernst Burger, ein gebürtiger Neumarker, hat seine Liebe zu Berching und dem Turm entdeckt. Fachkundig begleitet von dem Architekturbüro Kühnlein aus Berching saniert er den Turm. Wenn alles gut läuft, werden die Arbeiten bis Jahresende abgeschlossen. Dann folgen die Innenausstattung und der Probebetrieb. Im Frühjahr 2023 sollen die ersten Gäste einziehen.

Der Ziegelturm kann von 15 bis 17 Uhr besichtigt werden. Kinder dürfen nur unter Aufsicht ihrer Eltern den Turm besichtigen (die Treppen sind sehr steil).

• Mühlhausen:Ein historischer Ort zum Einkehren

Das Bierwächterhaus mit den Bierkellern der ehemaligen „Gräflich-Wolfsteinschen Brauerei, die aus dem Jahr 1492 stammen, istbis heute als Brauerei Bender bekanntund firmierte zuletzt als „Mühlhausener Brauhaus“. Seit seiner Renovierung, die Einweihung war 2019, sind Haus und Keller ein beliebter Anlaufpunkt von Spaziergängern unter dem Schlüpfelberg.

Von vielen als nicht mehr restaurierbar eingestuft, wurde dieses Projekt 2014 erstmals im Gemeinderat auf die Tagesordnung gebracht. Auch wenn die Renovierung durchaus umstritten war, entschied er sich mehrheitlich dafür, das Gebäude nebst Bierkellern wieder herzurichten.

Bürgermeister Martin Hundsdorfer führte damals auch das Argument ins Feld, ein Abbruch des baufälligen Gebäudes käme genauso teuer wie eine Restaurierung. Die Firma Scharpf erledigte die Baumeisterarbeiten – und vor allem die Wiederherstellung und gefahrlose Begehbarkeit der Keller. Mit Andreas Scharpf, der auch als Restaurator tätig ist, hatte die Gemeinde einen Experten an ihrer Seite.

Aber auch das Architekturbüro Bayer und die Zimmerei Bogner leisteten einen erheblichen Anteil an der Wiederherstellung der historischen Gebäude. Nicht zu vergessen der gemeindliche Bauhof, der die Außenanlage gestaltete.

Von 14 bis 17 Uhr ist das Bierwächterhaus zu besichtigen, die Künstlerin Eugenia Zipf zeigt Werke und um 15 Uhr bietet Bürgermeister Hundsdorfer eine Führung an. Das Bierwächterhaus ist über den Waldfriedhof, wo es auch Parkplätze gibt, zu erreichen.

− npp