Jubiläum
Als der Haarschnitt 1,80 Mark kostete

Vor 50 Jahren eröffnete Fritz Nieser seinen Friseursalon in Freystadt. Heute führen die beiden Töchter das Geschäft weiter.

30.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:00 Uhr
Heike Regnet

Mit vier Personen fing Fritz Nieser (r.) als Friseur in Freystadt an, heute ist sein Team schon ein wenig größer. Foto: Regnet

Rege Geschäftigkeit herrscht am frühen Nachmittag im Friseursalon. Während eine Kundin noch überlegt, welche Farbe am besten zu ihr passt, wird ein Stück weiter schon eifrig geschnitten und geföhnt. Natürlich ist auch stets Zeit für ein Gespräch. „Das hat sich in den letzten 50 Jahren kaum verändert“, sind sich Friseurmeister Fritz Nieser und seine beiden Töchter Tanja und Antje einig.

50 Jahre ist es her, genau am 4. Juli 1968, als Fritz Nieser mit Ehefrau Charlotte an seiner Seite den Damen- und Herrensalon in Freystadt eröffnete. Die erste Angestellte, Christa Breindl aus Berching, und Lehrmädchen Siglinde Keller aus Sulzkirchen wurden von der Vorbesitzerin des Friseurgeschäfts Roßberg übernommen. „Wir starteten damals mit vier Personen“, erinnert sich Fritz Nieser und fügt schmunzelnd hinzu: „Und ein Haarschnitt kostete noch 1,80 Mark.“

Aufgewachsen ist Fritz Nieser in Bullach. „Mein Vater hat im Krieg Haare geschnitten“, erinnert er sich. „Als er dann aus dem Krieg zurückkam, hat er den Gesellenbrief gemacht und war Friseur und Landwirt.“ Nach Feierabend war der Andrang oft groß, denn damals ging man erst nach der Arbeit zum Friseur. „Heute ist das zum Glück anders“, sagt Nieser. „Da kommen die Leute über den ganzen Tag verteilt.“

Zeitungsanzeige war Auslöser

Nach Freystadt kam Fritz Nieser durch eine Annonce. „Haus mit Friseurgeschäft zu verkaufen“, las er im Frühjahr 1968 in der Zeitung. So ging es zur Besichtigungstour nach Freystadt und im Mai wurde das Haus gekauft – zwar ohne Bad und Heizung, aber mit Damenfriseurgeschäft. Nach einem kleineren Umbau eröffnete Friseur Nieser im Juli mit einem Damen- und Herrensalon, damals noch Marienvorstadt Hausnummer 183.

In den folgenden Jahren kamen die Töchter Tanja und Antje zur Welt. Doch nicht nur die Familie wuchs, auch das Geschäft wurde stetig erweitert. Aus einem Raum wurden drei. Die Zahl der Frisierplätze stieg und damit auch die der Angestellten. 1977 wurde das Haus generalsaniert und der Salon modernisiert. An neuen Ideen mangelte es Lotte und Fritz Nieser nie. Im Jahr 1999 waren zwölf Frisierplätze im Geschäft, die Mitarbeiterzahl auf acht an- und die Töchter ins Geschäft eingestiegen. Tanja und Antje traten in die Fußstapfen ihrer Eltern und legten im Friseurhandwerk ihren Meister ab. Am 1. Januar 2007 gründete Fritz Nieser mit seinen Töchtern eine GbR. Ein schwerer Schicksalsschlag war der Tod von Ehefrau Lotte vor acht Jahren. Am 1. Januar 2013 schied Nieser aus der GbR aus. „Heute bin ich Teilzeitkraft und Hausmeister“, sagt er schmunzelnd.

Mit dem Einstieg der nächsten Generation war die Zukunft des Geschäfts gesichert. In den Räumlichkeiten am Mühlbach aber war es sehr beengt. Als sich im Herbst 2012 die Möglichkeit zum Kauf des Hauses Marktplatz 51 bot, griff Fritz Nieser zu. Waren im alten Salon zwölf Frisierplätze auf 56 Quadratmetern untergebracht, stand nun die doppelte Fläche zur Verfügung. Am 30. April 2013 eröffnete der neue Salon. „Unser Beruf ist zwar schon manchmal anstrengend“, sagt Tanja. „Aber er ist kreativ, man ist immer mit Leuten im Gespräch und immer a weng vorn dran, wenn’s um’s Aussehen geht.“

50 Jahre up to date

Viele Modetrends hat Fritz Nieser in fünf Jahrzehnten kommen und gehen sehen. „Als ich Stift war, da haben wir auch schon Haare kurz geschoren, aber nur bei den alten Herren“, sagt er und lacht. „Heute ist das eine Frisur für die Jungen.“

Von Beginn an war der Salon auch Ausbildungsbetrieb. 20 Auszubildende, darunter ein männlicher Lehrling, waren in fünf Jahrzehnten hier beschäftigt. Viel Wert wird auch auf Weiterbildung gelegt. Trendige Haarschnitte, Coloration im Damen- und Herrenfach, Brautfrisuren, Kosmetik – das Angebot ist umfassend. Geübt wird meist an Perücken. „Und manchmal auch an uns gegenseitig“, verrät Antje augenzwinkernd. Mit Enkel Rico ist inzwischen auch die nächste Generation der Familie im Friseurhandwerk tätig. „Vielleicht geht die Tradition ja weiter“, sagt Fritz Nieser. „Mal sehen.“

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