Kneipe
„Alte Filmbühne wird zur Abstellkammer“

Der ungenutzte Keller Hinter der Grieb schmerzt die Ex-Pächterin. Jahre nach dem Rauswurf ist die Zukunft der Räume ungewiss.

12.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
In einem verwinkelten Eck der Gasse Hinter der Grieb führt eine Treppe zu den Räumen der ehemaligen „Alten Filmbühne“, die zum Politikum wurden. −Foto: mt

Auf den ersten Blick war die Alte Filmbühne – mit ihrem Zugang in einem verwinkelten Eck der Gasse Hinter der Grieb – nichts Besonderes: Ein bunt gestrichenes Kellergewölbe, schummeriges Licht aus asiatischen anmutenden Lampions, Kickertische und laute Bässe. Trotzdem stand und tanzte das trinkfreudige – überwiegend studentische – Publikum regelmäßig dicht gedrängt in dem Gewölbe. Denn die Filmbühne war ein Treffpunkt für Jeden, eine Nische ohne Mainstreammusik, Loungesessel oder durchdesigntes Interieur – ein zwangloser Hort des Unkonventionellen. Dann lief der Pachtvertrag mit der Uni aus.Künstler, DJs, Stammgäste und befreundete Wirtesahen mit dem Rauswurf der Szenekneipe denTod der Regensburger Subkultureingeläutet.Zwei Demos, eineUnterschriftensammlung, eineT-Shirt-Aktion: Die Schließung löste einewahre Protestbewegungaus. Doch es half nichts, die Filmbühne musste umziehen.

Hinter der Grieb ist seither wohl nur wenig geschehen. Trotzdem hat sich der Sturm unterdessen gelegt –oder zumindest verlagert. Der Tod der Subkultur blieb bisher wohl glücklicherweise noch aus:Institutionen wie die Kinokneipekonnten erhalten werden und dieFilmbühne etablierte sich auch an neuer Adresse. Sie wahrt auch in der Taubengasse ihr Gesicht. „Es ist anders, aber natürlich ist es hier auch wunderbar“, sagtKarin Griesbeck. Als Gastronomin baute sie die Alte Filmbühne mit auf und führt auchdie Filmbühne in neuer Lage. „Es hat uns viel Kraft und viel Geld gekostet. Durch diverse Verzögerungen beim Umbau wären wir sogar beinahe hopsgegangen“, sagt sie. „Jetzt haben wir es geschafft. Aber es war eine harte Nummer, die es nicht gebraucht hätte.“

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Kultkneipe wird zur Abstellkammer

Einiger Frust ist unterdessen wohl verflogen, zum Narren gehalten fühlen sich die Geschäftsführer der Filmbühne und die Kämpfer für die Kneipenkultur aber nach wie vor. Sie habe zwar mittlerweile mit dem Alten Standort abgeschlossen, sagt Griesbeck. Es tue aber weh, zu sehen, wie so schöne Räume in einer hervorragenden Lage ungenutzt blieben. Als sie vor Kurzem noch einmal einen Blick in das alte Gewölbe warf, habe sie einen Stich verspürt: Die Wände seien jetzt geweißelt und der Raum werde derzeit wohl als Abstellkammer für Möbel genutzt, sagt sie. Ansonsten habe sich aber nichts getan. „Da hingen sogar noch die Zettel mit kurzen Arbeitsanweisungen von mir.“

So richtig ist die Wunde also noch nicht verheilt – vor allem weil die ehemaligen Vermieter den wahren Grund für die Schließung noch schuldig bleiben. Dass der Pachtvertrag nicht verlängert wurde, begründete die Uni vor 2012 mit Sanierungsarbeiten, die an dem Gebäude – dem Haus der Begegnung – nötig geworden seien. Dem Vernehmen nach spielte aber auch die Beschwerde einer im ersten Stock untergebrachten Gast-Dozentin über zu laute Musik aus den Kellerräumen eine Rolle. In dem mittelalterlichen Gebäude, das seit 1978 als Gästehaus für die Uni dient, befinden sich 14 möblierte Wohnungen, in Größen zwischen 41 und 120 Quadratmetern.

Uni verzichtet auf hohe Einnahmen

Zwar lebt die Uni auch von öffentlichen Geldern, trotzdem ist es aus rechtlicher Sicht natürlich Sache der Verantwortlichen über die Nutzung der Räume Hinter der Grieb zu entscheiden. Griesbeck sieht das als „politischer Mensch, der Steuern zahlt“, natürlich etwas anders. „Jetzt haben sie ein Haus der Begegnung – ohne Begegnung“, sagt sie. „Ein normaler Unternehmer könnte es sich jedenfalls nicht leisten, solche Räume in hervorragender Lage Jahre ungenutzt zu lassen.“

Auf mögliche Pacht- oder Mieteinnahmen angesprochen, sagt ein Sprecher der Universität: „Da die Räumlichkeiten künftig nicht vermietet werden, ergeben sich hier keine Einnahmen für die Universität.“ Giesbeck schätzt, dass der Uni durch den jahrelangen Leerstand ein sechsstelliger Betrag durch die Lappen geht.

Seit die Filmbühne zum Politikum wurde, ist die Raumnutzung ein heißes Eisen. Im Winter 2012 sollten zunächst die Wohnungen im Haus der Begegnung erneuert werden und nach dem Auszug der Kneipe dann die Kellerräume. Dazu, was nach der Sanierung mit den Räumen passieren sollte, wollte ein Sprecher der Uni damals keine Angaben machen. Und auch Jahre später bleibt er auf erneute Anfrage der MZ sehr im Vagen. „Die Kellerräume mussten nach dem Auszug des Pächters umfassend und denkmalgerecht saniert werden“, schreibt er in einer Erklärung. In der Zwischenzeit habe die Uni Konzepte für die künftige Nutzung gesammelt. „Geplant ist, die Räumlichkeiten dauerhaft für Einrichtungen der Universität – insbesondere für das International Office – zu nutzen.“ Ob für Büros, Gastdozenten-Wohnungen oder als Fahrradkeller, bleibt offen.

Im Februar verwies die Uni noch auf ein ausstehendes Brandschutzkonzept. Dieses liege seit Herbst vor. Nun gelte es entsprechend der Auflagen, die Feinplanung für die Neuausrichtung der renovierten Räume anzugehen, sagt der Sprecher. Wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden, stehe aber noch nicht fest.