Wirtschaft
Am Freitag endet die Ära Edeka Fröhlich

Nach 35 Jahren schließt die Familie ihr Parsberger Geschäft. Von Hemau aus hatte sie in der Region expandiert.

29.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Vera Gabler
Monika und Alexander Fröhlich schließen am Freitag den Edeka-Markt und danken ihren Kunden für 35 Jahre Treue in Parsberg. −Foto: Gabler

Wenn Alexander Fröhlich am Freitag um 20 Uhr seinen Edeka-Laden in der Hohenfelser Straße abschließt, dann wird es vorläufig keinen Lebensmittelmarkt in dem Gebäude von Evelin Daffner mehr geben. „Meine Frau Monika betreibt aber noch das Schreibwarengeschäft im Eingangsbereich und der Getränkemarkt wird zu einem Spielwarenparadies umfunktioniert“, sagt Fröhlich im Gespräch mit unserer Zeitung. Was schon aufgrund der großen Nachfrage weiterhin betrieben wird, sei der Geschenkeladen in der Dr. Boecale Straße, wo früher die HypoVereinsbank untergebracht war.

„Wir waren eine Edeka-Familie“

„In der Stadtmitte hat alles angefangen“, erinnert sich der 55-Jährige. Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Alter von 20 Jahren habe er die ersten Waren im Edeka-Laden seiner Eltern Ludwig und Luise Fröhlich in Hemau verkauft. „Wir sind eine Edeka-Familie“, sagt er, auch wenn sie immer selbstständige Kaufleute gewesen seien. Neben dem Laden in Hemau habe es noch einen Edeka-Markt in Beilngries gegeben, bevor im Juni 1981 die Eltern den V-Markt, der ebenfalls zur Edeka-Familie gehörte, eröffneten.

Seine Eltern hätten sich auf Hemau konzentriert und den Laden in Beilngries im Laufe der Jahre aufgelöst. Aber sie seien auch oft in Parsberg gewesen. „Was meinem Schwiegervater zum Verhängnis wurde“, fügt so Monika Fröhlich ein. Denn 1986 habe er mit gerade mal 58 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt erlitten, als er Flyer austrug.

Alexander Fröhlichs Schwager Wolfgang Ott ging von Hemau nach Nittendorf, um dort einen Markt zu eröffnen. Ab 1990 waren er und seine Frau Monika die Ansprechpartner in Parsberg. „Damals hatten sie eine Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern.“ Seine Mutter Luise, sie ist jetzt 85 Jahre alt, war noch viele Jahre als Servicekraft im Markt im Eibl-Haus tätig. Weil der Mietvertrag vor 15 Jahren ausgelaufen ist, schaute sich Familie Fröhlich nach einem neuen Gebäude um, das sie letztendlich in der Hohenfelser Straße mit vielen Parkmöglichkeiten fand. „Wir konnten unser Sortiment auf die doppelte Fläche erweitern und erfüllten damit auch die Vorgaben der Stadt Parsberg.“

Der erste Tag war anstrengend

Monika Fröhlich erinnert sich noch genau an den Tag der Eröffnung bzw. den Abend des ersten Tages: „Wir waren richtig fertig und sind dann mit einem Kinderroller um das Gebäude gefahren, um alle Türen abzusperren und zu kontrollieren“. Ein Jahr später eröffnete sie den Getränkemarkt und den Schreibwarenladen im Eingangsbereich, wo die Bäckerei Sippl integriert ist.

Doch der Mietvertrag lief nur bis zum Jahr bis 2011, weshalb Alexander Fröhlich sich schon vor drei Jahren an die Edeka-Kette gewandt und auf einen möglichen neuen Standort beim Möbelhof aufmerksam gemacht hatte. „Leider tat sich vonseiten Edeka nichts und ich habe meinen Vertrag in der Hohenfelser Straße um weitere fünf Jahre bis Ende September 2016 verlängert“, erklärt Alexander Fröhlich. Auch weitere Gespräche mit Edeka 2014 hätten zunächst zu keiner Lösung geführt – doch dann gab es im Dezember 2015 grünes Licht für den Standort Möbelhof.

„Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten von 18 auf 20 Uhr war ein großer Bruch alleine schon für das Familienleben.“Alexander Fröhlich

Allerdings mit einem Konzept, das den Vorstellungen von Familie Fröhlich nicht entsprach. „Wir hätten keine Schreibwarenabteilung mit Tabak und Lottostand integrieren dürfen und auch unsere Lieferanten wären uns vorgeschrieben worden“, sagt Alexander Fröhlich. Darüber hinaus habe sich die Geschäftsverbindung mit Edeka in den vergangenen 35 Jahren spürbar verändert. „Früher kannten wir jeden Mitarbeiter bei Edeka und die Waren wurden telefonisch bestellt“, erzählt Monika Fröhlich. Der Fahrer, der die Lebensmittel brachte, hatte mehr Zeit – auch für ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee. Überhaupt nehme einem der heutige enorme Zeitdruck im Einzelhandel ein Stück weit die Freude an der Arbeit. „Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten von 18 auf 20 Uhr war ein großer Bruch alleine schon für das Familienleben“, erklärt Alexander Fröhlich. Sie hätten zwar für die rund 25 Mitarbeiter, die zuletzt bei Fröhlich angestellt waren, Schichten eingeführt, damit der eine oder andere zum Beispiel auch einen VHS-Kurs belegen konnte. „Die Wertigkeit unseres Berufes ist aber leider verloren gegangen.“

Vom Azubi zur Marktleiterin

Mit einem wehmütigen Blick schaut der Unternehmer auf die 35 Jahre zurück, in denen ihnen viele Kunden die Treue gehalten hatten. „Dass wir bis heute so herzliche Abschiede von Kunden erleben dürfen, hätte ich nie gedacht“, sagt Monika Fröhlich.

Auch ihren Mitarbeitern haben sich die Fröhlichs immer verbunden gefühlt. In all den Jahren hat sie mindestens 60 junge Leute ausgebildet, die sich zum Teil zur Marktleiterin hochgearbeitet haben. „Auch unser Sohn Anton ist als Marktbereichsleiter in einem Edeka-Markt in Weil am Rhein tätig“, sagt Alexander Fröhlich stolz.

Da der Junior aber erst 20 ist, wollten ihn die Eltern nicht drängen, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. So wird am Standort Möbelhof zwar ein neuer Edeka-Markt eröffnet – aber ohne die Familie Fröhlich.

Alexander Fröhlich war es wichtig, dass der neue Betreiber aus dem Landkreis Regensburg seine Mitarbeiter im neuen Geschäft übernimmt – und das habe geklappt. Aber das habe auch dafür gesorgt, dass die Familie Fröhlich in den letzten Tagen mit einem Personalnotstand kämpft. Deshalb kann sie keinen Ausverkauf schultern. Die restlichen Waren gehen am Samstag nach Seubersdorf, denn dort betreibt Alexander Fröhlich seit sieben Jahren ebenfalls einen Edeka-Markt. Und seine Frau Monika freut sich nun darauf, den Getränkemarkt zu verkleinern, um einen Spielzeugmarkt aufzubauen. Der Mietvertrag für die beiden Geschäfte läuft noch und auch die Bäckerei Sippl plant einen Umbau.

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