Geologie
Auf der Lore durch die Erdgeschichte

In der Friedrich-Zeche in Regensburg kann man auf 450 Metern Lehrpfad 140 Millionen Jahre Geologie erleben. Das Gebiet stand einmal unter Wasser.

15.08.2013 | Stand 16.09.2023, 7:24 Uhr
Engelbert Weiß

Nach der Führung dürfen die Besucher mit der Lorenbahn durch das Lehrpfadgelände fahren. Foto: Weiß

Über Steinplatten, auf denen Erläuterungen zu wichtigen Ereignissen der Entwicklung der Erde zu lesen sind, führt der Weg gut 30 Meter auf das Gelände des Geo-Lehrpfads. 4,6 Milliarden Jahre, die komplette Erdzeitgeschichte, wandert man dabei ab. Nur die letzten 1,5 Zentimeter dieses 30,67 Meter langen Weges stehen für die Zeit, in der es Menschen auf dieser Erde gibt. Anschaulich wird so gleich zu Beginn der Führung vermittelt, welch minimalen Bruchteil der Erdgeschichte menschliches Leben einnimmt.

Seit 110 Jahren werden in Dechbetten, also auf Stadtgebiet, Braunkohle und Ton abgebaut. Dieser Abbau von Rohstoffen, zunächst unter Tage und heute in der Friedrich-Zeche im Tagebau, eröffnet einen spannenden Einblick ins Innere der Erde. Um den geologischen Aufbau, die Entstehung der einzelnen abgelagerten Rohstoffschichten, anschaulich zu erläutern, wurde vor zehn Jahren – zum 100-jährigen Bestehen der Zeche – der Lehrpfad für Geologie, Landschaft und Rohstoffabbau errichtet. Monatelang hat sich damals das Team um Professor Dr. Dr. Jörg Völkel, Dr. Matthias Leopold und Hans Bresina des Bereichs Geomorphologie und Bodenkunde des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der Technischen Universität München mit der Friedrich-Zeche beschäftigt, die Fakten zusammengetragen und gemeinsam mit dem Betreiber der Zeche, der Firma Rösl, daraus ein Konzept für einen Umwelt-Lehrpfad entwickelt.

Immer frei zugänglich

Seitdem ist der Lehrpfad ganz oben über der Friedrich-Zeche jederzeit über die Schwalbenneststraße erreichbar. Heuer werden noch dreimal und zusätzlich nach Vereinbarung Führungen angeboten.

Im Geo-Lehrpfad können Erwachsene wie Kinder auf Entdeckungsreise gehen und dabei Gesteine, Pflanzen und Tiere aus der Erdgeschichte kennenlernen. 13 großformatige Tafeln erläutern anschaulich die Entwicklung vom Meer der Kreidezeit bei Regensburg, die Entstehung der Braunkohle und der Löß-Schichten, den tertiären Wald als fossilen botanischen Garten, fossile Tierfunde, die Landschaft um Dechbetten, das Panorama der Friedrich-Zeche, den Boden als Lebensgrundlage und Lebensraum bis hin zum Renaturierungskonzept nach dem Abbau der Rohstoffe.

Lernen mit allen Sinnen

Firmenchef Franz Rösl höchstpersönlich führt Besucher durch den Lehrpfad. Zusammen mit den Kindern klettert der agile Familienvater auf den Braunkohlehaufen, lässt den Sand durch die Finger rieseln und erläutert den Abbau in der Grube, die Verarbeitung und Verwendung der Rohstoffe. Natürlich dürfen auch die Besucher die Materialien in die Hand nehmen, ertasten und erfühlen. Dann drückt der Diplom-Ingenieur gegenüber der mächtigen Rohstoffhaufen das Gebüsch auseinander und macht neugierig: Eine über 10000 Jahre alte Mooreiche kommt zum Vorschein. Sie zeigt ein Entstehungsstadium von Braunkohle auf. Lernen mit allen Sinnen ist bei der Führung angesagt.

Den Bogen in unsere Zeit spannt die Darstellung bergmännischer Arbeit damals und heute. Von der Aussichtsplattform aus kann man – nur an Werktagen – den Rohstoffabbau in der Grube live beobachten.

Eine Fahrt mit der Lorenbahn

Auf dem Weg durch den Lehrpfad überquert man immer wieder Bahngleise. Ein Relikt aus der Blütezeit des Rohstoffabbaus ist die Grubenbahn. Mit Unterstützung der Eisenbahnfreunde Regensburg (RSWE) wurde die Bahn originalgetreu restauriert und für Rundfahrten durch den Geo-Lehrpfad aufgebaut. Eine Fahrt mit der Grubenbahn durch das Lehrpfadgelände ist ein besonderes Erlebnis. Sie bildet den krönenden Abschluss der Führung ins Innere der Erde.

Führungen durch den Lehrpfad

Die nächste Führung durch den Lehrpfad wird am Sonntag, 18. August, um 15 Uhr angeboten.

Weitere Führungen gibt es heuer noch am Sonntag, 15. September, dem Tag des Geotops, und am Sonntag, 13. Oktober, jeweils um 15 Uhr.

Für Gruppen oder Schulklassen kann man eigene Führungen vereinbaren.

Anmeldung sowie Terminvereinbarung unter Tel. (0941) 30761-16.

Treffpunkt für die Führungen ist am Eingang des Lehrpfads.

Wegbeschreibung

Den Lehrpfad erreicht man über die Schwalbenneststraße bergauf bei der Weggabelung nach rechts. Und dann sieht man schon das Bergwerksgelände und den Eingang zum Lehrpfad.

Weitere Informationen über die Friedrich-Zeche und den Geolehrpfad findet man im Internet unter der Adresse: www.roesl.de/lehrpfad.html.