Verkehr
B299: OB Thumann fordert faire Debatte

Neumarkts Stadtoberhaupt wirft den Bürgerinitiativen vor, falsche Angaben zu machen und Einzelinteressen zu vertreten.

16.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:20 Uhr
Oberbürgermeister Thomas Thumann kritisiert das Vorgehen der Bürgerinitiativen, die einen Planungsstopp fordern. −Foto: Sophia Bösl

Am Freitag Nachmittag hat sich Oberbürgermeister Thomas Thumann mit einem fünfeinhalb Seiten langen offenen Brief zum Thema Ausbau der B299 zu Wort gemeldet. In erster Linie richtet er sich an die Vertreter der Bürgerinitiativen, die sich gegen das Verkehrsprojekt wehren. Er wolle einiges richtigstellen, so der Oberbürgermeister.

Zunächst weist er darauf hin, dass der Bund beschlossen habe, die B299 auszubauen und dafür das Staatliche Bauamt in Regensburg beauftragt hat. Ein Part davon sei die Ortsumgehung Mühlhausen gewesen, für die sich seit Jahren die Bürger aufgrund der starken Verkehrsbelastung „massiv“ eingesetzt hätten. Entstanden sei dabei eine komplett neue Straße, „bei sicherlich großem Flächenverbrauch, der Abholzung eines Waldstückes sowie diversen Brückenbauwerken und zahlreichen Eingriffen mehr.“

Stadtrat Neumarkt hat zugestimmt

Auch der Neumarkter Stadtrat habe sich in der Vergangenheit mehrfach mit der Plänen der B299 befasst und „sich mit großer Mehrheit jedes Mal dafür ausgesprochen“, schreibt der OB weiter. Nicht zuletzt auch deswegen, da die Umgehungsstraße bereits existiert und an mehreren Punkten verbessert werden sollte. Außerdem seien sie Teil des Gesamtverkehrsplans aus dem Jahr 2013, an dem auch die Bürger beteiligt worden seien.

Thumann wirft den Bürgerinitiativen direkt vor, mit „oftmals unbelegten und auch nicht ganz seriösen Aussagen“ gegen den Bauabschnitt zwischen Woffenbach und Stauf zu argumentieren, wenn es um einen Zeitvorteil von 13 und 32 Sekunden gehe. „Diese Aussagen sind unlauter. Denn jeder kann beurteilen, dass die Betrachtung der Beschleunigung natürlich nur in einem längeren Streckenabschnitt Sinn macht und erst, wenn man alle Verbesserungen zusammen nimmt die Beschleunigung an Bedeutung gewinnt.“ Deshalb wolle der Bund den kompletten Abschnitt zwischen Neumarkt und Berching ausbauen.

Thumann verweist auch darauf, dass es im Stadtgebiet von Neumarkt viele Straßen mit mehr Verkehr gebe als derzeit den Ring nutzen. Deshalb müsse versucht werden, diese Fahrzeuge auf die B299 zu bringen – doch dafür müsse sie attraktiver werden.

Unfälle mit tödlichem Ausgang

In den Diskussionen werde zudem außer Acht gelassen, dass die Verkehrssicherheit für den Ausbau spreche. Denn zwischen Woffenbach und Stauf hätten sich nicht nur „viele Verkehrsunfälle mit Blechschäden und Verletzten“, sondern auch tödliche Unfälle wie zum Beispiel an der Rittershofer Kreuzung oder im Streckenverlauf ereignet.

Als vor wenigen Jahren ein Senior bei der Überquerung der B299 zu Tode gekommen ist, habe die Bevölkerung von der Stadt gefordert zu handeln. Deshalb hält Thumann die jetzige Lösung mit einer sicheren Überquerung von Woffenbach nach Rittershof zur Entkoppelung der Kreuzung an der B299 für eine wichtige Maßnahme. Diese komme aber nur, wenn die B299 ausgebaut werde.

Thumann glaubt auch nicht an das Argument der Bürgerinitiativen, dass der Verkehr in Zukunft abnehmen werde. Alle Experten bestätigten ihn darin. Der Landrat habe ihm mitgeteilt, dass es gerade im Corona-Jahr 3000 Fahrzeuge mehr als im Jahr 2019 angemeldet worden seien.

Thumann spricht in seinem Brief direkt den Vorsitzenden des Neumarkter Bund Naturschutz, Alfons Greiner an: Dieser habe beim Thema Flächenverbrauch ihm gegenüber erst von zehn Hektar gesprochen, dann von fünf, schließlich von 2,5 Hektar. „Solche Aussagen dann gegenüber Bürgern zu treffen und die Angaben als verlässlich hinzustellen, verlässt für mich das Feld der Sachlichkeit.“ Und Thumann bezweifelt, dass die Anbindung Staufs über den Grund des Bio-Landwirts Kopp mit rund 0,36 Hektar Fläche dessen Existenz bedroht.

Thumann will Stauf mit anbinden

Zudem stellt der OB infrage, ob die Bürgerinitiativen für alle Staufer und Woffenbacher sprechen. es gebe nämlich durchaus andere Aussagen. Und den Landwirten ruft er ins Gedächtnis, dass extra für sie die Beckenhofener Brücke mit der Zu- und Abfahrt zur B299 sowie die anschließenden Flurwege geschaffen worden seien.

Thomas Thumann will sich für eine Anbindung Staufs an die B299 einsetzen ebenso für einen Lärmschutz für den Stadtteil. Er müsse die Interessen der ganzen Stadt im Blick haben und nicht nur Individualinteressen, wie die BIs. Es gehe darum, demokratisch beschlossene Entscheidungen zu akzeptieren.