Rockmusik
Bands nach 40 Jahren wieder vereint

Rentnerbands gibt es einige. Die Skyriders und die Hedgehogs spielen aber für ein Konzert sogar fast in Originalbesetzung.

09.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Michael Jaumann
Nach fast 40 Jahren wieder fast in der Besetzung wie früher: Die Skyriders mit Reinhold Pernpeintner, Josef Gallmeier, Heinz Forster, Werner Gallmeier (vertritt Erich Brunnbauer) und Dieter Frank (von links) proben ihre alten Nummern. −Foto: Fotos: Skyriders

Rentnerbands, die nach Jahrzehnten musikalischer Abstinenz wieder mit Gleichgesinnten zusammenspielen, gibt es nach einem erfolgreichen Projekt der Musikakademie Alteglofsheim ja inzwischen einige. Dieter Frank etwa spielt seit Jahren in einer von ihnen, den Gray Earls.

Das Konzert, bei dem Frank demnächst in der Stadthalle auftreten wird, ist aber von ganz anderem Kaliber und hat mit den Gray Earls nicht zu tun. Der 68-Jährige hat es mit Musikerfreunden aus der Zeit der Schlaghosen-Generation geschafft, die Bands „Skyriders“ und „Hedgehogs“ weitgehend so wieder zusammenzubringen, wie sie in den 60er- und frühen 70er-Jahren im Colosseum und der Seidenplantage in Regensburg spielten. Am 23. September treten sie gemeinsam auf. Die Rentnerband Bones Trader macht ebenfalls mit und kommt mit ihrer Musikauswahl ebenso wie die beiden anderen Gruppen Franks Überzeugung nach: „Die Leute wollen ihre Musik von damals wieder hören.“

Buch sammelt die Popgeschichte

Die Skyriders, das waren ein paar Buben von der Pfarrjugend Reinhausen, denen eine Tante ein paar Griffe auf der Gitarre beigebracht hatte. Zunächst traten die Teenager als namenlose Skiffle-Group im Zeltlager und beim Pfarrfasching auf, schließlich machten sie mutig eine Band auf und nannten sie – wohl von der Raumfahrteuphorie der 60er getragen – die Skyriders. Bald traten die Gymnasiasten in Tanzlokalen außerhalb von Regensburg auf (damit das die Schule nicht spitzkriegte). Ab 1968 – nun schon erwachsen – spielten die für ihren mehrstimmigen Gesang bekannten Skyriders auch in Regensburger Schuppen. Nach einem gleich einen Monat währenden Engagement in der Seidenplantage lösten sich die Skyriders offiziell 1971 auf. Erzählt hat die Bandgeschichte der Gitarrist Heinz Forster seinem Musikerkollegen Franz Herrmann. Der war auch bei der Pfarrjugend Reinhausen, spielte zunächst in der Skiffle-Group mit, gründete später die Dick Herman Group und hat die Geschichte der „Regensburger Beat- und Popkultur“ im vergangenen Jahr im MZ-Buchverlag veröffentlicht.

Erster Auftritt im Jahr 1966

Eine wechselvolle Geschichte mit Umbesetzungen und Wiedergründung hat die Band Hedgehogs, die unter diesem Namen erstmals 1966 im Antoniushaus auftrat. Zuerst Beat, später immer mehr Soul spielten die Hedgehogs, erzählt Alfred Unger, der 1967 zur Band stieß, sie zwei Jahre später wieder verließ, um dann bei der Wiedergründung in den 70er Jahren erneut mitzumachen. Die Hedgehogs spielten nicht nur im angesagten Colosseum sondern häufig auch in amerikanischen Clubs in Hohenfels. Auch Musikpreise räumten die Hedgehogs ab. 1978 war es schließlich mit dem gemeinsamen Musikmachen für lange Jahre vorbei.

Beim „Colosseumtreffen“ 1989 spielten die Hedgehogs schon mal in der 68er-Besetzung zusammen und bei der Feier heuer im Frühjahr, die Franz Herrmann zum Erscheinen seines Buchs ausrichtete, waren unter den 40 Musikern, die sich zusammenfanden, auch etliche Hedgehogs dabei, die alle ihre Instrumente mitgebracht hatten. Leute von vier, fünf verschiedenen Bands spielten da zusammen. „Verlernt haben die alle nichts“, berichtet Herrmann mit leuchtenden Augen. Das Treffen gab schließlich Frank den letzten Anstoß, für ein Konzert alte Bands wieder zusammenzubringen. Und bei Neutraublings Kulturbeauftragter Angelika Achter fand Frank auch spontan offene Ohren.

Die Hedgehogs, die sich schon wieder ein wenig gefunden hatten, sollten bei dem Konzert natürlich dabei sein und ihre souligen Nummern spielen. Wegen des Stilmixes hatte Frank zudem an seine von ausdrucksvollem Gesang geprägten Skyriders gedacht und trommelte einen nach dem anderen wieder zusammen. Am 23. September werden somit vier von den Musikern wieder zusammen auf der Bühne stehen, die 1971 in der Seidenplantage letztmals öffentlich gespielt hatten, erzählt Frank begeistert.

Viel Nostalgie ist bei dem Unternehmen im Spiel: wenn etwa Alfred Unger von seiner roten Gitarre erzählt, die er einst für 85 Mark gekauft hat, Dieter Frank von seiner Stratocaster, die er hütet wie einen Augapfel und Franz Herrmann von seinem Mikro, das ihm als letztes Teil von seiner Zeit bei der Dick Hermann Group geblieben ist. So werden die Musiker wohl vor allem für sich selbst spielen, wenn sie ihre alten Verstärker und Gitarren auspacken. Die Töne müssen aber sitzen, blamieren will sich aber keiner! Und so schinden die Musiker derzeit ihre Finger und Kehlen bei Proben – und haben mächtig viel Spaß dabei.