Unterhaltung
Bembers: Comedy ohne Filter

Der Star aus Nürnberg ist sich auch in Neumarkt nicht zu schade dafür, den schlichten, derben Komiker darzustellen.

16.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr
Jeff Fichtner

Bembers präsentierte beim Sammüller in Neumarkt das, was er offenbar am besten kann: „Hardcore Comedy“. Foto: Jeff Fichtner

Die Frage ist nicht, ob der Bembers ein nahezu beliebiger Prolet mit einem begrenzten Vorrat an Pointen ist. Die Frage ist vielmehr, ob es schlimm ist, genau das zu sein – oder zumindest so zu tun, als hätte man sonst nichts auf der Pfanne. Das Neumarkter Publikum hat ihm, dem Hardcore-Comedian Bembers aus Nürnberg, alle Schwächen offenbar ganz gern verziehen. Mit dem Programm „Kaputt oder was?“ hat der Bembers es immerhin geschafft, den doch großen Saal im Berggasthof Sammüller restlos auszuverkaufen.

Bembers zieht die Menschen an. Sie strömen zu seinen Darbietungen, ob nun in Franken oder andernorts. Darüber darf sich aufregen, wer mag. Klar ist, dass der Publikumszuspruch für sich genommen fast gar nichts zu tun hat mit der Qualität einer Darbietung. Ist es vielleicht genug Substanz, wenn Hunderte von Menschen beim Sammüller sich fast zwei Stunden lang prächtig amüsieren? Wer mag sich wirklich anmaßen, es besser zu wissen als Bembers und seine Fans?

Hier sehen Sie einen Einblick ins Bembers Komik:

Betrachtet man nur die zuweilen raue, meistens aber recht schlüpfrige Oberfläche beim Bembers, wird man diesem Mann nicht gerecht. Manche seiner stets nur noch die Nase rümpfenden Kritiker verkennen offenbar komplett, was da vorn auf der Bühne wirklich passiert. Der Bembers bietet ein Programm an, das zwar schon mit ihm selbst zu tun haben mag, das er aber extra für diese Saison geschrieben hat. Wieviel davon wirklich wahr ist, wieviel davon er andererseits nur extra passend gemacht hat in seinen Geschichten, das bleibt offen.

Dialekt ist nur Transportmittel

Dass beim Bembers die meisten Geschichten in Nürnberg und Umgebung spielen, ist für seine Kernaussagen völlig bedeutungslos. Also kann er damit auch gar nicht den „Ausverkauf Frankens“ betreiben, nur weil er so redet, wie ihm der mittelfränkische Schnabel gewachsen ist. Er lästert mit durchaus einigem Witz und eminenter Freude an seiner eigenen Figur über den Handy-Wahn und Medien-Irrwitz unserer Tage. Was ist daran typisch fränkisch? Absolut nichts! Bembers nutzt vielmehr nur seinen Dialekt aus der Nürnberger Südstadt als zwar schlichtes, aber durchaus belastbares Transportmittel für seine Pointen.

Pointen? Oh doch, die hat der Comedian zu bieten. Seine „Stories“ aus dem großen, toleranten Freundeskreis mögen platt sein, sogar ausgelutscht. Aber, wenn sie denn funktionieren, die Gschichtln, dann haben sie ihren Zweck erfüllt, das Eintrittsgeld hat sich rentiert. „Hardcore Comedy“, wie Bembers selbst sein Unterhaltungshandwerk betitelt, muss schon auch etwas kräftiger zur Sache gehen, sonst ist sie für ihn Gesäusel, über das keiner lacht, für das keiner Eintritt zahlt.

Fäkalsprache? Ja sicher, die hat der Bembers in petto, aber einwandfrei! Und warum? Weil sie eben existiert, weil es sie immer schon gegeben hat, weil er, der Comedian, den Schmutz in der Sprache – besonders natürlich im Dialekt – für sein urpersönliches Abbild der Normalität braucht. Einer Normalität, wie er selbst sie sieht, überzeichnet, karikiert, bis ins Monströse hinein. Wer Fäkalsprache nicht erträgt, darf sich kaum noch aus dem Haus begeben, „unter die Leute“. Und er darf sich absolut nicht zum Bembers begeben, für den der Schmutz ein unverzichtbares Mittel der Kunst ist.

Ein Stück unserer Medienwelt

Es hat sich niemand negativ aufgeregt beim Bembers, bei diesem Gastspiel in der Oberpfalz. Es gab keinen einzigen Buh-Ruf, etwa für mangelndes Niveau. Ziemlich sicher aber könnte dieser Nürnberger auch solche Rufe allerbestens und hochflexibel einbauen ins Programm. Denn er ist keineswegs so plump oder starr, wie er sich gibt. Wer sein Publikum derart frontal angeht, mit schlimmen Wörtern und manchmal sogar mit nicht selbst erfundenen Pointen, dem mangelt es nie und nimmer an Intelligenz.

Dass er selbst ein Stück der Medienwelt unserer Zeit ist, weiß Bembers sicher. Er nimmt sich auch nie aus, wenn es was zu kritisieren gibt. Er ist kein Besserwisser. Er kann sich gut erinnern an Tausende Klicks auf seine Videos in YouTube.

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