Regensburg.
Bewegender Abschied

Beim Zeltfestival in Lappersdorf gab es ein Memorial-Konzert für den verstorbenen Bob Rückerl.

22.05.2009 | Stand 22.05.2009, 8:56 Uhr

Von Thomas Göttinger, MZ

Einen Cappuccino in einem Amsterdamer „Coffee Shop“ zu trinken, ist das eine. Dazu aber auch noch zwei Stück Schokoladenkuchen zu essen, offenbar etwas ganz anderes. Für Bob Rückerl war das eingebackene Cannabis jedenfalls eine, sagen wir: neue Erfahrung. Dass heißt, eigentlich hat er es ja gar nicht registriert. Ulli Forster kann sich noch heute, rund 20 Jahre später, darüber amüsieren, dass Rückerl allen Ernstes gedacht habe, die Kiffer um ihn herum seien der Grund, warum er sich plötzlich so schummrig und beschwingt fühlt…

Klar, dass Anekdoten wie diese im Festivalzelt in Lappersdorf nicht fehlen durften, als rund 40 Musiker an den am 1. Februar verstorbenen Bob Rückerl erinnerten. „Ein grandioses Konzert zu einem leider sehr traurigen Anlass“, hatte Veranstalter Alex Bolland versprochen, und die Weggefährten Rückerls, die ihn zum Teil über viele Jahre hinweg begleitet haben (oder von ihm begleitet wurden, je nachdem, wie man das sehen will) lösten dieses Versprechen auf wunderbare und vor allem wunderbar lockere Weise ein. Schöner kann einer wie Rückerl jedenfalls nicht in den Musikerhimmel verabschiedet werden.

Es war ein umfassender, üppiger, den Rahmen eines herkömmlichen Konzerts definitiv sprengender Streifzug durch das, was den Musiker Rückerl ausgemacht hat. Den Komponisten und Arrangeur Rückerl etwa, der Nummern wie „Samba For You“, das seiner Tochter gewidmete „Yoko“ oder die wunderbar gefühlvolle Ballade „So Here We Are“ geschrieben hat und dessen musikalischer Horizont unglaublich weit gespannt war.

Den Instrumentalisten Rückerl, der im frühen Gitarrenduo mit Hans Attenberger ebenso zuhause war wie in diversen Combos und Bands bis hin zu Bigbandformationen wie der „Piu Piu Bigband“ oder der „Blue Eyes Bigband“, der Baritonsaxophon, Gitarre und Bassklarinette gespielt und bei Bedarf auch gesungen hat. Schließlich der vor Ideen übergehende Organisator und Musikermöglicher Rückerl, dem eine Reihe von Künstlern aus der Region eine Menge zu verdanken hat und dem Projekte wie sein Club in Abensberg oder das „Jim Mullen/Helmut Nieberle Sextett“ eine Herzensangelegenheit waren.

Jazzgitarrist Mullen war extra aus England angereist, um „Bob“ seinen Tribut zu zollen. Auch sonst konnte das Line Up locker als Beleg dafür gewertet werden, welche Wertschätzung Rückerl genossen hat. Von Steffi Denk, Evi Attenberger und Diana Darau, über Charlie Meimer, Helmut Kagerer, Helmut Nieberle, Christoph Hörmann, Ulli Forster, Hans Attenberger bis hin zu Gästen wie Stefan Holstein, Andrej Lobanov und vielen anderen spannte sich, organisiert von Forster und Nieberle, in diversen Formationen jenes weit ausgreifende musikalische Netzwerk, in dem der Universalmusiker Rückerl nun zweifelsfrei fehlen wird wie der Mensch, der er war.