Spenden in Neumarkt
Bischof lässt sich in Geld aufwiegen

Für die Renovierung ihrer Kirche sammelt die evangelische Kirchengemeinde Kleingeld. Zwischen 90 und 100 Kilo sind das Ziel.

20.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:24 Uhr
Regionalbischof Klaus Stiegler lässt sich für die Renovierung der Neumarkter Christuskirche in Münzen aufwiegen. −Foto: Margot Huyskens

Stellen Sie sich regelmäßig auf die Waage?

Nicht täglich, aber regelmäßig, weil mich meine körperliche Verfassung doch interessiert. Da ist das Körpergewicht ja ein nicht unerheblicher Aspekt.

Verraten Sie auch, was die Waage derzeit anzeigt?

Ich sage mal so viel: Neumarkt muss sich schon auf ein Gewicht zwischen 90 und 100 Kilo einstellen.

Es sollen ja auch einige Spenden zusammenkommen...

Das ist die Ambivalenz für mich. Muss ich jetzt einige Kilos zulegen für Neumarkt, obwohl ich schon darauf achte, gesund zu leben.

Ich vermute, Sie wurden als Regionalbischof sicher noch nicht allzu oft in Geld aufgewogen.

Ich freue mich sehr über diese innovative Idee. Und ich freue mich überhaupt für uns als Kirche, wenn wir Neues riskieren. Und dass in Zeiten, da manche Kirchengebäude nicht mehr gehalten werden können, die Neumarkter Christuskirche auch künftig ein zeitgemäßer Raum für die evangelische Kirche sein soll. Wir merken in solchen Zeiten der Verunsicherung, dass Kirchenräume wieder eine ganz besondere Rolle als Schutzraum für die Gemeinschaft einnehmen. Es handelt sich dabei ja nicht um irgendein beliebiges Gebäude. Dass sich Neumarkt anstrengt und das auf sich nimmt, die Christuskirche in einen zeitgemäßen Zustand zu bringen, ist ein tolles Unterfangen, das ich gerne unterstütze.

Wie gefällt Ihnen das moderne Raumkonzept?

Es gilt, zeitgemäß und mutig evangelische Kirche zu gestalten. Und da gehören auch die Räume mit ihrer Sprache dazu. Räume haben auch Botschaften. Und Kirchenräume sind Räume für das Leben. Ich finde das wunderbar. Man muss sich ja auch überlegen, was für Räume wir in Zukunft brauchen. Dass daraus manche schwierige Diskussion entsteht, gehört dazu. Es ist auch ein Zeichen der Veränderung, den wir erleben. Aber wir werden uns diesen Veränderungen stellen und neue Wege beschreiten. Dafür ist die Christuskirche ein ermutigendes Zeichen.

Sie haben sich früher schon am Roth Challenge beteiligt – kommen Sie als Regionalbischof überhaupt noch regelmäßig dazu, Sport zu treiben?

Ich habe schon als Kind Fußball und Volleyball gespielt. Später hat es sich zum Individualsport verlagert, weil es zeitlich auch schon als Pfarrer und Dekan nicht einfach war. Jetzt habe ich etwas ganz Wunderbares für mich entdeckt – nämlich, dass ich Arbeit und Bewegung verknüpfen kann. Ich wohne circa sechs Kilometer vom Büro entfernt und laufe ganz oft hin und sehr oft auch wieder zurück. Das sind tolle Zeiten, denn beim Spazierengehen oder Walken kann ich die Gedanken fließen lassen. Diese Stunde unterwegs zu sein, ist für mich eine qualitativ sehr hochwertige Zeit. Und es ist anders als beim Fahrradfahren, denn ich kann mich ganz auf den Moment einlassen. Beim Radfahren muss man doch mehr auf den Verkehr achten.

Informationen: Termin:
Spendenboxen stehen im Klostersaal und im Pfarramt. Unter neumarkt-evangelisch.de gibt es einen Begleitzettel als pdf zum Ausfüllen. Auch eine anonyme Spende ist möglich.Die Aufwiegeaktion findet am 8. Mai nach dem Gottesdienst um ca. 12 Uhr auf der Gemeindewiese oder im Innenhof statt.

Wenn Sie im Mai mit Geld aufgewogen werden, hat die Spendenaktion zugunsten der Christuskirche zwar einen ernsten Hintergrund, sie ist aber doch mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Sind Sie ein humorvoller Mensch?

Ich lache gern und ich kann auch über mich selbst lachen. Ich glaube, Humor ist ein Lebenselixier. Das geht bis ins Theologische hinein. Es gibt ja zum Beispiel den Brauch des Osterlachens. Am Ostersonntag wird die Auferstehung Jesu mit einem Lachen begangen. Man lacht den Tod aus. Humor steckt ganz tief in unserem christlichen Glauben. Die Freude darüber, dass Liebe stärker ist als der Hass. Und das gerade auch in einer Zeit, da uns so vieles das Leben schwer macht. Der Glaube daran, dass nicht Krieg und Hass unser Leben prägen werden, sondern Frieden. Und wir daran arbeiten, getragen vom Glauben. Das gehört für mich zusammen. Aus unserer Glaubensüberzeugung heraus hoffnungsfroh in diese Welt zu gehen und zu schauen – trotz allem, was geschieht.

Sie sprechen den Krieg in der Ukraine an. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hat beschlossen, zehn Millionen Euro für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Wir haben durch unsere Partnerkirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine, enge Kontakte und erfahren hautnah, was im Kriegsgebiet passiert. Uns ist schnell deutlich geworden, dass es geboten ist, diese Katastrophe mit Geld zu unterstützen – allen Sparmaßnahmen zum Trotz, die notwendig sind. Das haben wir im Landeskirchenrat beschlossen. Jetzt fehlt noch die Zustimmung des Landessynodalausschusses, aber dazu gab es bereits im Vorfeld Gespräche. Das Geld soll in der Ukraine vor Ort, aber auch in Hilfsprojekte bei uns investiert werden. Diese Welle der Sympathie und Hilfsbereitschaft ist – für uns als Kirche, aber insgesamt auch für uns als Gesellschaft – ein Signal dafür, zu was wir miteinander in der Lage sind.

Sind Sie in Regensburg auch direkt in Hilfsprojekte involviert?

Ich bin im Verwaltungsrat einer evangelischen Stiftung, die in Regensburg zweitgrößter Anbieter von Wohnungen für Studierende ist. Wir haben zwei Wohnheime. Eines soll saniert werden, weshalb derzeit schon 400 Studentenwohnungen frei sind. Diese stellen wir für Geflüchtete zur Verfügung. Darüber hinaus haben die Johanniter in ihrem Integrations-Hotel „Includio“ 60 Geflüchtete aufgenommen.