Schulen in Neumarkt
BLLV: Es fehlen massiv Lehrer

Der Neumarkter Kreisvorstand hat mit Finanzminister Albert Füracker über die aktuelle Situation in den Schulen gesprochen.

20.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:51 Uhr
Christiane Vatter-Wittl
Der Kreisvorsitzende des BLLV, Albert Semmler, überreichte Finanzminister Albert Füracker als Dankeschön ein Buch. Elisabeth Plankl (li.) und Maria Pfeiffer, (2.v.re.) sind die stellvertretenden Kreisvorsitzenden, Andrea Bachhofer ist Geschäftsführerin. −Foto: Christiane Vatter-Wittl

In den Schulen im Landkreis mangelt es an vielem: Es fehlen Lehrkräfte und Förderlehrer, Teilzeitkräfte müssen Stunden aufstocken, Fachräume haben zu wenig Arbeitsplätze und seit Jahren fordert der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) eine höhere Einstiegsbesoldung für Lehrer an Grund- und Mittelschulen. Das waren Themen, über die der BLLV-Kreisverband mit Finanzminister Albert Füracker diskutierte.

Bei diesem dritten gemeinsamen Informationsaustausch ging es vor allem um den Lehrkräftemangel. Viele Lehrkräfte seien am Limit, betonten die BLLV-Vertreter. Immer wiederkehrende und neue Notmaßnahmen könnten diesen nicht lösen.

Aushilfen statt Lehrer

Füracker zeigte sich verwundert, denn auch in diesem Haushalt seien wieder rund 1100 Lehrerstellen verabschiedet worden. Seit Beginn der Koalition würden dem Kultusministerium jedes Jahr zwischen 1000 und 1150 Lehrerstellen genehmigt. Zum einen bekämen auch pädagogische Aushilfen wie Teamlehrkräfte diese Stellen und verfälschten damit die Statistik, führten Plank und der Kreisvorsitzende Albert Semmler aus. Zum anderen würden die Stellen so verteilt, dass nur ein marginaler Anteil davon in den Grund- und Mittelschulen ankomme.

Die zweite Stellvertreterin Maria Pfeiffer unterstrich das noch: „Außerdem bekommen wir immer mehr nichtpädagogisch ausgebildete Lehrkräfte, die man noch unterstützen muss. Das geht alles zulasten der Stammlehrkräfte.“ Sie kritisierte, dass nur noch ein Mindestmaß an Unterrichtsstunden abgedeckt werde. Arbeitsgemeinschaften oder ein gemeinsames Mittagessen in Ganztagsklassen fielen weg. Aber gerade diese Zeit sei wertvoll für die Kinder und das Sozialgefüge.

Weggefallen sei zudem die Förderung für die Berufseinstiegsbegleitung, schilderte Semmler dem Minister. Als Grund sei in den Schulen kommuniziert worden, dass kein Geld mehr da sei für diese so wichtige Maßnahme. Füracker ließ sich diese auch im Speziellen erklären und erkannte, wie wichtig diese ist und gab zu, dass es nicht richtig sei, dass das Geld dafür fehle. Vordergründig sei wohl eine Uneinigkeit zwischen dem Kultusministerium und dem Sozialministerium dafür verantwortlich, wer dafür zuständig sei. Darüber hinaus sei eine Förderung der EU dafür ausgelaufen.

Schriftführerin Christiane Vatter-Wittl plädierte für ein Weiterführen dieser Förderung: „Die Berufseinstiegsbegleitung ist eine Maßnahme, bei der hauptsächlich Jugendliche unterstützt werden, deren Eltern das meistens nicht selbst können.“ Mit Unterstützung könnten die Jugendlichen eine Ausbildung finden, die zu ihnen passt, und schafften diese auch. Dann seien sie später nicht auf Sozialleistungen angewiesen. „Das muss auch dem Sozialministerium einleuchten“, sagte Vatter-Wittl.

Ein Mangel besteht aber nicht nur bei den Fachlehrern, sondern auch bei Fachräumen, die nicht über ausreichend Arbeitsplätze verfügen. Mit großen Klassen sei es in kleinen Werkräumen nicht möglich, die notwendigen Sicherheitsabstände einzuhalten, schilderte Andrea Bachhofer eindringlich die Situation. Werkzeuge könnten zwar nachgekauft werden, doch die Umsetzung im Unterricht und das Anfertigen von Werkstücken werde sehr erschwert. „Aber gerade das sind Unterrichtsinhalte, die die Kinder dringend brauchen.“

Verdienst:Dienstrecht:Forderung: Bayern:
Bei Lehrkräften wird zwischen Besoldung und Gehalt unterschieden. Von Besoldung spricht man bei verbeamteten Lehrkräften.Im Jahr 2006 erfolgte in Deutschland eine Förderalismusreform. Seitdem bestimmen die einzelnen Bundesländer, wie die Lehrkräfte bezahlt werden.Der bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern seit vielen Jahren, dass die Einstiegsgehälter der Lehrkräfte für alle Schularten gleich sein sollen – und zwar A13.Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen werden nach A12 bezahlt,dies entspricht laut GEW 3979 Euro, A13 bedeutet seit Oktober 2021 4742 Euro.

Gebraucht würden auch mehr Förderlehrer, hieß es vonseiten der BLLV-Vorstandschaft. Sechs seien es aktuell im Landkreis Neumarkt und sie kämen kaum noch zu ihrer eigentlichen Aufgabe, weil sie immer mehr Lehrerstunden übernehmen müssten. „Die wichtige individuelle Förderung bleibt auf der Strecke“, sagte Semmler.

Schulverbünde zu gründen, stelle ebenfalls keine Lösung für den Personalmangel dar, führte der Kreisvorsitzende aus. Denn sie würden auf dem Rücken größerer Schulen ausgetragen, um kleine Schulen zu erhalten. Letztlich fehlten aber wieder wertvolle Lehrerstellen, da die Verteilung nicht stimme. Dem pflichtete auch Füracker bei.

BLLV stellt Lösungen vor

Der Kreisvorsitzende stellte dem Gast auch Lösungen vor, wie dem Personalmangel an Schulen beizukommen wäre: Zum einen nannte er eine finanzielle Gleichbehandlung der Lehrkräfte bei der Einstiegsbesoldung. Diese mache den Lehrerberuf wieder attraktiver. Bereits 2017 und 2020 habe der BLLV gefordert, alle wissenschaftlich ausgebildeten Lehrkräfte sollten A13 bekommen. „Leider ist seitdem nicht viel passiert.“ Die Freien Wähler hatten diese Forderung zwar in ihrem Wahlprogramm, sie wurde aber nicht im Koalitionsvertrag aufgenommen.

Zum anderen müsse das Lehrerbildungsgesetz geändert und die Ausbildung der Lehrämter flexibler gestaltet werden. „Wir arbeiten alle für die Kinder, egal, ob an Grund- und Mittelschule, Förderschule, Realschule oder Gymnasium“, sagte Semmler. Mit einer flexiblen Lehrerbildung könnten die Lehrkräfte auch flexibler und schulartübergreifend eingesetzt werden.

Ein generelles Einstiegsgehalt von A13 sah Finanzminister Füracker jedoch als derzeit nicht realisierbar. Er ließ sich aber davon überzeugen, dass das Lehrerbildungsgesetz geändert werden müsse, um gleiche Grundlagen zu schaffen – auch wenn das eventuell die anderen Lehrerverbände anders sehen.

Elisabeth Plankl wies noch auf die Situation der Verwaltungsangestellten hin, die gerade in der Pandemie durch unzählige zusätzliche Arbeiten überlastet seien. „Die Verwaltungsangestellten bräuchten dringend eine höhere Eingruppierung und auch eine Erhöhung der Arbeitszeit.“ Andrea Bachhofer pflichtete der Erhöhung der Arbeitszeit auch im Blick auf die Schulleitungen bei. Sie bräuchten dringend mehr Leitungszeit, damit diese Ämter wieder attraktiver werden.