Lehrlinge
Blumen binden und Kontakte knüpfen

Maria Lentner und Corina Stutz beteiligen sich an einem Floristenaustausch. Auch der Ausbildungsbetrieb kann dabei lernen.

02.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:05 Uhr
Bjanka Tschanter
Corina Stutz (17, li.) aus der Schweiz und Maria Lentner (16) haben sich durch den Azubi-Austausch kennengelernt und sind gute Freundinnen geworden. Beide freuen sich schon auf September, wenn Maria dann in die Schweiz reisen darf. −Foto: Tschanter

„Hier werden Blumensträuße so wunderbar luftig, locker und leicht gebunden“ schwärmt Corina Stutz aus Obfelden im Kanton Zürich. Die Arbeit wie auch die freundliche Umgangsart, die in der Gärtnerei Dichtl in Siegenburg gepflegt wird, mag die 17 Jahre alte Schweizerin sehr, wie sie erzählt. Corina hat die Gelegenheit genutzt und sich für das Floristen-Austauschprogramm gemeldet. So wie auch Maria Lentner, Auszubildende in der Blumen Gärtnerei Dichtl in Siegenburg. Beide angehenden Floristinnen sind im zweiten Ausbildungsjahr und nehmen an einem besonderen Austausch-Programm teil. Sowohl die staatliche Schule für Mode und Gestaltung in Zürich, wie auch das Berufsschulzentrum (BSZ) Regensburger Land bieten im Bereich Floristik einen Schüleraustausch zwischen Bayern, Österreich und der Schweiz an.

Bei Corina wurde der Aufruf in der Schule gestartet und für die wissenshungrige Schweizerin war gleich klar: Da mach ich mit. Und auch, dass es Bayern sein muss.

Maria hat von dem Austausch von ihrem Chef David Dichtl erfahren. Zusammen haben sie den Fragebogen ausgefüllt und so kam es zu dem Kontakt und zum Austausch.

Besonders toll findet Corina, die jetzt für zwei Wochen in Siegenburg war, dass sie vom ersten Tag an Familienanschluss hatte und in der Zeit bei Maria wohnen durfte. „Wir haben auch schon einiges unternommen“, erzählt die Schweizerin begeistert. „Wir waren im Konsum im Mühlhausen, auf einer Party in Train und in Landshut auf der Dult!“.

Das einzige, was ihr ein wenig Schwierigkeiten machte, war die Sprache: „Wenn sich zwei Einheimische unterhalten haben, dann hab ich nichts mehr verstanden“, sagt sie.

Eine einmalige Gelegenheit

David Dichtl ist von der Aktion überzeugt und von seinem Austausch-Azubi begeistert. „Ich finde, es ist eine einmalige Gelegenheit für unseren Lehrling. Die Anmeldung war ganz leicht und auch die Organisation vonseiten der Schule ist sehr unkompliziert“, freut sich der Chef, der, wenn er noch mal Azubi wäre, auch sofort mitmachen würde.

Die Frage, ob es denn auch dem Betrieb zugutekommt, bejaht David Dichtl angetan: „Corina kommt aus dem Gartencenter Guggenbühl in Bonstetten, der perfekt organisiert ist. Da werden alle Arbeitsanweisung schriftlich an die Mitarbeiter gegeben.

Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben wir bereits darüber nachgedacht, ob es, um in Zukunft Missverständnisse zu vermeiden, auch in unserer Gärtnerei Sinn machen würde“. Oberstudienrätin Marion Ramgraber, im BSZ Regensburger Land federführend für den Austausch, findet es sehr schade, dass diese Austauschprogramme nicht auch deutschlandweit und branchenübergreifend angeboten werden.

„Der Erfolg gibt uns recht und es sind daraus schon wundervolle Kooperationen und Freundschaften entstanden. Sogar von einer Eheschließung aufgrund des Austausches kann Lehrerin Ramgraber berichten.

Im Team, in Kundenberatungsgesprächen und bei der Arbeit hat sich Corina sichtlich wohlgefühlt: „Die Arbeit hier ist vielseitiger und ich durfte auch in den Gewächshäusern mitmachen – in der Schweiz sind die Mitarbeiter nach Bereichen aufgeteilt, aber der Kundenservice hat die gleiche Qualität“. Besonders angetan war die junge Schweizerin von dem Verhältnis zwischen Preis und Leistung. „In der Schweiz ist ein Blumenstrauß Luxus und kostet durchschnittlich 50 bis 60 Franken, was 48 bis 57 Euro sind. Das liegt daran, dass die einzelnen Blumen schon teurer sind, aber auch die Sträuße viel kompakter und blumiger gebunden sind“. Die leichte Art Sträuße zu binden, wie sie es hier gelernt hat, möchte Corina ihren Kollegen zu Hause zeigen.

Die Schweiz ist nicht so theoretisch

Das einzige, was sich doch sehr unterscheide, ist der Ablauf im Schulalltag: „Bei uns auf der Schule ist es nicht so theoretisch und wir sitzen nicht die ganze Zeit in der Schulbank. Wir arbeiten während des Schultags immer wieder praktisch und setzen das Gehörte gleich um. Oder bekommen spezielle Materialien oder Themen und dürfen uns selbst erst daran alleine oder im Team versuchen, bevor wir unterrichtet werden“, erzählt Corinna. Auch von ganz speziellen Zweitages-Workshops zu Themen, wie Hochzeit oder Trauer, die von der Züricher Blumenbörse unterstützt werden, kann Corina berichten.

David Dichtl ist mehr denn je von dem Konzept überzeugt. „Es ist ein absoluter Erfahrungs-Gewinn und lohnenswert für den Azubi, wie auch für den Betrieb“, empfiehlt der Gärtnerei-Besitzer.

Mit neuen Freundschaften und Eindrücken im Gepäck war für Corina nach zwei Wochen wieder die Heimreise angesagt. Aber sie freut sich schon auf Maria und darauf, ihr m September ihren Arbeitsplatz, ihre Schule, ihre Familie und ihr Leben zu zeigen.