Sport
Circusverein wehrt sich gegen Kritik

Ein anonymer Brief erhebt Zweifel an der Gemeinnützigkeit des Neumarkter Vereins. Dieser hat einen Fürsprecher im Stadtrat.

20.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:43 Uhr

Junge Menschen erlernen beim Circusverein Akrobatik. Foto: Leretz

Sie nennen sich „ihre Sportler“ in dem Schreiben, das FLitZ-Stadtrat Dieter Ries anonym zugegangen ist und das Vorwürfe gegen den Circusverein erhebt.

Im Kern geht es darum: „Für uns ist der Circusverein ein Wirtschaftsunternehmen und erhält von der Stadt kostenlose Sporthallen, die uns kleinen Vereinen fehlen“, heißt es in dem Schreiben. Kurzum, die anonymen Kritiker, die angeben aus zwölf Vereinen zu sein, sprechen dem Circusverein die Gemeinnützigkeit ab, die aber Voraussetzung ist, um überhaupt kostenlos Stunden von der Stadt in einer der zehn Hallen zu bekommen. Laut Stadt sind es für den Circusverein aktuell elf Stunden pro Woche in der Zweifach-Turnhalle des Turnerheims.

Stattdessen unterstellen die anonymen Kritiker dem Verein, wirtschaftliche Zwecke zu verfolgen. Sie verweisen auf die ihrer Ansicht nach hohen Gebühren von 45 Euro für das erste Kind pro Monat, 40 Euro für das Zweite, 35 Euro für das Dritte usw. „Nehmen wir einen Schnitt von 40 Euro pro Monat, ist das eine Einnahme von circa 600 000 Euro im Jahr“, heißt es in dem Schreiben, das von 1500 Mitgliedern im Circusverein spricht.

Radeck: „Mit Dreck beworfen“

Die Vorwürfe an den Verein wenden sich in der Folge vor allem gegen die Familie Radeck, die die Verfasser als Betreiber des Vereins ausgemacht haben. In Bezug auf Alexander Radeck als Vorsitzenden des Circusvereins fragt der Brief, wie viel dieser finanziell erhalte. Die Verfasser schreiben weiter, dass man das zwar nicht wisse, stellen aber fest: „Aber bestimmt nicht wenig“.

Heidi und Alexander Radeck sind über die Vorwürfe empört. „Man wird mit Dreck beworfen und etwas bleibt immer hängen“, sagt Heidi Radeck. Sie macht Neid auf die Entwicklung des Circusvereins mit seinen 400 Mitgliedern beziehungsweise von Artico mit seinen rund 1200 Mitgliedern als Auslöser für die Vorwürfe aus.

Daran, dass der Circusverein kein gemeinnütziger Verein sei, besteht laut den Radecks kein Zweifel. Man habe das der Stadt auch belegt unter Verweis auf den Eintrag im Vereinsregister und die Mitgliedschaft im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV).

„Insbesondere die nicht unerheblichen Mitglieds- und Kursbeiträge haben uns zu dieser Überlegung geführt.“Stadt Neumarkt

Dass die Stadt die beiden Vereine auf das Thema „Wirtschaftsbetrieb statt gemeinnütziger Sportverein“ angesprochen hat, sagt Stadtsprecher Dr. Franz Janka. „Insbesondere die nicht unerheblichen Mitglieds- und Kursbeiträge haben uns zu dieser Überlegung geführt.“ Beide Vereine seien eingetragene Vereine und dürften nach dem Vereinsrecht keine wirtschaftlichen Gewinnerzielungsabsicht verfolgen.

Aus Sicht der Stadt könnte die Mitgliedschaft des Circusvereins – laut BLSV sind übrigens beide Vereine Mitglied – die „Annahme“ stützen, „dass es sich nicht um einen Wirtschaftsbetrieb handelt“. Dem offenbar dennoch nach wie vorhandenen Zweifel ist die Stadt bislang nicht nachgegangen. In deren Statement heißt es, dass man bislang keine Steuerbescheide dieser Vereine angefordert und diese auch nicht freiwillig vorgelegt bekommen habe.

Ries stärkt Verein den Rücken

Alexander Radeck begründet indes die Beiträge mit dem hohen Ausbildungs-, Betreuungs- und Materialaufwand, den man betreibe. So hätten die Mitglieder im Circusverein mindestens drei Stunden pro Woche Training unter Betreuung von mehreren Übungsleitern. Zudem seien Trainer und Ausbildung im Bereich Akrobatik und Tanzen kostenintensiv und das Material hohem Verschleiß ausgesetzt.

Dieter Ries, an den der Brief mit Bitte um Unterstützung gerichtet war, hat die Verfasser aufgefordert sich nicht hinter einem „anonymen Schreiben und unbelegten Vorwürfen zu verstecken“. Stattdessen solle man sich zusammensetzen und offen diskutieren.

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