Handel
Das Internet zieht in das Möbelhaus ein

Der Chef des Möbelhofs Parsberg kennt die Herausforderungen der Zukunft. Mit seiner Strategie liegt er bislang goldrichtig.

03.12.2015 | Stand 16.09.2023, 6:59 Uhr
Christine Hochreiter

Martin Stephan lenkt von Parsberg aus den Möbelhof mit zwei Standorten und rund 400 Mitarbeitern. Foto: Schönberger

Von außen betrachtet, könnte man diesen Standort als „irgendwo in der Pampa“ klassifizieren. Trotz alledem hat sich ein Möbelhändler am Rande von Parsberg im Landkreis Neumarkt sehr erfolgreich entwickelt. Der Möbelhof verzeichnet sogar Jahr um Jahr neue Umsatzrekorde. 2015 rechnen die Oberpfälzer mit einem Plus von sechs Prozent. Obwohl das Möbelhaus rund eine halbe Autostunde von Regensburg entfernt ist, ist die Donaustadt nach Angaben der Eigentümer ein Hauptmarkt.

Mit nur drei Mitarbeitern und einer Ausstellungsfläche von 1000 Quadratmetern war Georg Stephan 1980 an den Start gegangen.

Es gibt keine Branchenkonjunktur

Inzwischen lenkt Sohn Martin die Geschicke des Möbelhofs Parsberg und sagt: „Wenn man relativ abseits in einer schwierigen Branche erfolgreich ist, scheint man etwas richtig zu machen.“ Doch jede Generation müsse sich neu erfinden.

Auch bei den Möblern heißt das große Thema Digitalisierung. Laut Stephan existiert in seinem Bereich keine Branchenkonjunktur: „Es gibt Unternehmen, die sind gut unterwegs und Unternehmen, denen es nicht so gut geht.“ Die Formel: Von einem Bauboom profitieren alle, gelte nicht mehr. Jeder einzelne Händler sei daher gefordert, sich tragfähige Zukunftskonzepte zu überlegen. Dabei könnten sich die Strategien von Standort zu Standort unterscheiden. Generell gelte aber, dass Omnipräsenz auf allen Kanälen unabdingbar sei. Eine Frage laute: „Auf welchem Weg sprechen wir welche Kunden an?“ Doch neben einer auf die Zielgruppen zugeschnittenen Werbung müsse man die Präsenz an den Standorten und das veränderte Einkaufsverhalten im Blick haben.

Das Bild des Beraters wandelt sich

In diesem Zusammenhang muss man sich laut Stephan beispielsweise auch überlegen, ob das Erscheinungsbild des Möbelhauses der Erwartungshaltung potenzieller Kunden entspricht. Deren Vorstellung sei längst auch von Einkaufscentern geprägt. Das Internet stehe für eine gigantisch große Produktauswahl und für eine hohe Geschwindigkeit. Außerdem gehe es auch um die Frage der Kompetenz mit entsprechenden Auswirkungen auf die Personalentwicklung. Der Möbelhof-Chef: „Wir geben viel Geld für Verkaufsschulungen aus. Ein Großteil unserer Investitionen fließt in die Fortbildung unserer Mitarbeiter.“

„Der Bauboom bedeutet nicht automatisch einen Möbelboom.“Martin Stephan, Chef des Möbelhofs Parsberg

An den zwei Standorten in Parsberg (20 000 Quadratmeter) und seit 2008 in Ingolstadt (40 000 Quadratmeter) beschäftigt das Unternehmen rund 400 Mitarbeiter. Stephan zufolge ist es immer schwieriger geworden, qualifiziertes Personal zu finden. Öffnungszeiten bis um 20 Uhr und an Samstagen schreckten viele ab und seien einer der Hauptgründe für das Nachwuchsproblem. Außerdem gebe es hierzulande bekanntlich einen starken Trend zum Studium. Der Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass sich das Bild des Beraters in seiner Branche stark wandeln wird.

Online-Offline werde sich immer stärker ergänzen. Nach Einschätzung des Branchen-Profis wird es in Zukunft wohl weniger Verkäufer geben, dafür mehr Mitarbeiter, die sich mit Technik auskennen und Innendesigner und -architekten, die ganzheitliche Einrichtungskonzepte erstellen. Stephan: „Das Internet bietet keine Problemlösungen. Darum kümmern sich dann unsere Mitarbeiter.“

Der Run auf Küchen hält an

Insgesamt sei der Markt gesättigt. Der Bauboom bedeute nicht automatisch einen Möbelboom. Wer ein Haus baue, sei oft schon komplett eingerichtet und/oder ziehe mit seinem Lebenspartner zusammen, der nicht selten auch schon gut mit Möbeln versorgt sei. Was es allerdings laut Stephan nach wie vor gibt, ist ein Küchenboom.Der Trend gehe hin zu repräsentativen (Wohn-)Küchen, die hochwertig ausgestattet sind.

Die Digitalisierung werde sich auch in seiner Branche mit galoppierender Geschwindigkeit vollziehen, ist der Möbelhof-Chef überzeugt. Er sagt aber auch: „Ein bisschen Internet geht nicht.“ Das Thema müsse professionell gemanagt werden und sei mit einer großen Investition verbunden. Doch zunächst einmal wird in Parsberg angebaut. Das Logistikzentrum wird erweitert und das Küchenhaus ausgelagert. Die Ausstellungen sollen überarbeitet und in Zukunft weniger Möbelstücke als Lebenswelten zeigen. Bei alledem gilt: „Um erfolgreich zu sein, muss man immer fünf Minuten vor der Zeit sein,“ sagt Stephan.

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