Stadtrat
Das Neumarkter Schlossbad wird teurer

Das Ganzjahresbad kostet gut 6 Millionen Euro mehr als gedacht. Schuld daran ist eine Fassade, die den Lärm mindern soll.

29.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:41 Uhr

In Neumarkt entsteht gerade ein Ganzjahresbad. Foto: Neumayer

Das Neumarkter Ganzjahresbad „Schlossbad“ wird nach derzeitigem Stand um etwa 6,1 Millionen Euro teurer als 2015 in der Kostenberechnung angenommen wurde. Statt der knapp 40 Millionen Euro wird die Großbaustelle nach der Fertigstellung gut 46 Millionen Euro geschluckt haben, wie Peter Stemmer, Projektleiter desSchlossbadesbei den Stadtwerken Neumarkt (SWN), am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung mitteilte.

Schuld an der 15-prozentigen Kostensteigerung sei vor allem die Auflage im Bebauungsplan, eine Fassade am Schlossbad zu bauen, die den Schall des Verkehrslärms an der Mühlstraße absorbiert. „Für die Anwohner wird es dadurch ruhiger als vorher mit dem Freibadlärm“, sagte Stadtbaumeister Matthias Seemann.

Doch für den Schallschutz müssen die Bürger blechen. Denn die Millionensumme, welche die Stadt für das Schlossbad ausgibt, stammt zum Teil aus Steuereinnahmen. Dass die Kosten des Großprojekts derart steigen werden, rief eine hitzige Diskussion unter den Stadtratsmitgliedern hervor. Vor allem CSU-Fraktionsvorsitzender Markus Ochsenkühn und Franz Düring (UPW) lieferten sich ein kleines Wortgefecht, nachdem Düring mitteilte, dass er gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung stimme, eine Schallschutzfassade am Schlossbad anzubringen. „Ich kann das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, wenn die Kosten derart steigen“, sagte Düring. Auf das Geld der Bürger müsse man besonders Acht geben.

„Diese Kostensteigerung raubt mir den Atem.“Helga Hoerkens, FDP-Stadträtin

Daraufhin meldete sich Markus Ochsenkühn zu Wort und sprach Franz Düring direkt an: „Es ist der Wahnsinn, dass Du – als Mitglied der OB-Fraktion UPW – dagegen stimmst.“ Ebenso wahnsinnig fand der CSU-Fraktionsvorsitzende, dass die tatsächlichen Kosten die 2016 im Stadtrat abgesegneten errechneten Kosten deutlich übersteigen werden.

Auch viele andere Stadträte waren gestern schockiert ob der zusätzlichen sechs Millionen Euro. „Diese Kostensteigerung raubt mir den Atem“, sagte Helga Hoerkens (FDP). Die Stadträtin stellte die Kostenberechnung aus dem Jahr 2015 infrage. Peter Stemmer von den SWN entgegnete, dass es keinen Anhaltspunkt für eine derartige Kostensteigerung gegeben habe. Zumal laut Stemmer damals drei Institutionen die Kosten unabhängig voneinander berechnet hatten.

FLitZ wirft Verwaltung Unterlassung vor

FLitZ-Fraktionsvorsitzender Dieter Ries kritisierte, dass der Stadtrat früher über die Kostensteigerung hätte informiert werden müssen. „Das ist ein Hammer“, sagte Ries und warf der Stadtverwaltung Unterlassung gegenüber des Stadtrates vor. Oberbürgermeister Thomas Thumann wehrte sich gegen diese Kritik und sagte, dass der Stadtrat bestens über das Projekt informiert werde. Werner Thumann (CSU) und Bäderreferentin Pedra Wittmann (UPW) pflichtetem dem OB bei.

Politiker kritisieren Verwaltung

Dennoch kritisierten zahlreiche Stadtratsmitglieder, dass der Stadtrat im Februar 2016 den 40 Millionen Euro für dasProjektzugestimmt hatte. Die Summe sei damals sehr wichtig gewesen, erinnerte sich Peter Ehrensberger (CSU). Er machte sich dafür stark, dass im Protokoll der Sitzung festgehalten werde, dass der Stadtrat für die Kostensteigerung nicht verantwortlich sei. Die Mitglieder hätten keine andere Wahl, als dem Beschlussvorschlag zuzustimmen und die Fassade an eine Firma aus Memmingen zu vergeben. Andernfalls würde sich das Projekt zeitlich zu sehr verzögern. Eine Alternative zur Fassade gibt es laut SWN-Geschäftsführer Dominique Kinzkofer nicht.

„Das kann ich mir im Traum nicht vorstellen.“Matthias Seemann, Stadtbaumeister

Die Fassade war schon einmal ausgeschrieben worden. In der Hoffnung auf günstigere Preise hatten die Stadtwerke das Gewerk in mehrere Lose aufgeteilt. Doch das Ergebnis der zweiten Ausschreibung brachte nicht den erhofften Erfolg und ist mehr als doppelt so hoch wie kalkuliert. Statt mit 3,4 Millionen Euro schlägt die Fassade nun mit 7,9 Millionen Euro zu Buche.

Vorschlag: Mühlstraße sperren

Bevor der Stadtrat mit 33:4 Stimmen – Helmut Jawurek, Alexander Koll-Pfeifer, Franz Düring und Dieter Ries stimmten dagegen – den Beschluss absegnete, hatte CSU-Stadtrat Johann Pröpster vorgeschlagen, aus der Mühlstraße einen verkehrsberuhigten Bereich zu machen oder sie komplett für den Verkehr zu sperren. Dafür könne man an der Fassade sparen. Stadtbaumeister Matthias Seemann sagte dazu: „Das kann ich mir im Traum nicht vorstellen.“ Und da der Stadtrat für die Fassade stimmte, werde Pröpsters Vorschlag wohl nicht in die Realität umgesetzt.

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