Medizin
Das Operieren macht ihm Freude

Der Wörther Chefarzt Dr. Fritz Ottlinger hatte über 10 000 Kranke unter dem Messer. Er findet Ausgleich beim Sport.

11.12.2015 | Stand 16.09.2023, 6:58 Uhr
Walter Schießl

Dr. Fritz Ottlinger (hier mit einer Raspel für den Hüftschaft) leitet die Chirurgie an der Kreisklinik.

Dr. Fritz Ottlinger übt seinen Traumberuf aus. Der 44-Jährige leitet seit vier Jahren die Chirurgie an der Kreisklinik Wörth. Zuvor war er bei den Barmherzigen Brüdern in Regensburg im Einsatz. Den Wechsel nach Wörth hat der Zwei-Meter-Mann keine Sekunde bereut. „Das kleine Haus hat viele Vorteile“, sagt der Mediziner, der seine Schwerpunkte auf die Unfallchirurgie und die Orthopädie setzt. Weit über 10 000 Operationen hat Fritz Ottlinger schon durchgeführt.

Der Chef-Chirurg stammt eigentlich aus Höchstadt an der Aisch. Der Sohn des langjährigen Leiters der dortigen Polizeiinspektion hatte eigentlich vor, Journalist zu werden. Er war während seiner Schulzeit freier Mitarbeiter einer fränkischen Zeitung, absolvierte Termine im Raum Erlangen. „Das hat mir schon gefallen“, lacht der Chefarzt. Aber sein Leben nahm einen anderen Werdegang, er kam als Zivi zum Rettungsdienst. Es machte ihm Freude, bei der Rettung Schwerverletzter mitzuhelfen.

„Ein sehr schönes Gefühl“

„Da kam ich zu dem Entschluss, doch Medizin zu studieren“, erzählt er. Er belegte das Fach zunächst an der Universität Erlangen, wechselte zum Ende des Studiums nach Innsbruck. Während seiner Zeit als Arzt im Praktikum kam er zu den Barmherzigen Brüdern nach Regensburg, wo Professor Dr. Rainer Neugebauer als Chirurg im Einsatz war. „Bei ihm habe ich viel gelernt“, erzählt Ottlinger. Er machte während dieser Zeit 2006 die Facharztprüfung (2006), belegte den Schwerpunkt Unfallchirurgie (2008) und später den Orthopädie-Facharzt.

Der Anblick von Blut und offenen Wunden hat ihm keine Sekunde etwas ausgemacht. „Beim Rettungsdienst erlebt man viel“, sagt er und zudem werde man als Arzt langsam an die Thematik herangeführt. „Es beginnt mit anatomischen Übungen und später darf man dann kleine Wunden nähen, ehe man bei den ersten Operationen nur zusieht“, erzählt der Mittelfranke, der längst in der Oberpfalz heimisch geworden ist. Der 44-Jährige hat längst Spaß an der täglichen Arbeit gefunden.Seine Abteilung, der elf Ärzte angehören, vollzieht im Jahr an die 600 Operationen an Knochen wie Wirbelsäulen, Hüften, Füßen und Händen.Das Schöne am Beruf des Chirurgen sei eigentlich, den Patienten helfen zu können. „Wenn man die schmerzgeplagten Menschen vorher sieht“, sagt Dr. Fritz Ottlinger, „und dann Tage nach einer Operation, das ist ein sehr schönes Gefühl.“ Hier mithelfen zu können, das sei eine wunderschöne Sache. Natürlich müsse man sich permanent weiterbilden, um auf dem Laufenden zu sein. Es gibt ja immer wieder neue technische Geräte und Techniken selbst, die Fortschritte mit sich bringen.

„Äußerste Präzision und höchste Konzentration sind gefragt“Chefarzt Dr. Fritz Ottlinger

Fünf bis sechs Stunden kann es bisweilen dauern, bis Brüche an Halswirbelsäulen repariert sind, sagt er. Da sei dann äußerste Präzision gefragt und allerhöchste Konzentration erforderlich. Beides verschafft sich der Chefarzt durch das ausgiebige Betreiben von Sport. Er ist begeisterter Radler, der während des Sommers nicht selten die Strecke zwischen Regensburg und Wörth mit Umwegen über Brennberg zurücklegt. Zudem ist er leidenschaftlicher Skifahrer, beherrscht das Snowboard und besucht nach dem langen Arbeitstag auch noch ein Fitness-Studio. „Als Chirurg muss man gesund sein“, lautet denn auch seine Prämisse.

Gelernt hat Dr. Fritz Ottlinger aber auch, mit Niederschlägen umzugehen. „Es gibt keinen Menschen, der keinen Fehler macht“, sagt er. Wichtig sei es für ihn, im Falle des Auftretens von Problemen, wie etwa entstehenden Infektionen, ausgiebig Ursachenforschung zu betreiben. „Das wird bei uns im Team gemacht“, sagt er. Ziel sei es immer, Mängel schnell abzustellen. Zudem helfe ihm seine Frau Susan, mit der er eine neunjährige Tochter und einen sechsjährigen Sohn hat, schwere Situationen gut zu bewältigen. „Wenn man heimkommt, und man hört von den Geschichten der Kinder oder der Familie, dann kommt man wieder auf andere Gedanken“, sagt der Chefarzt.

„Ich habe großes Glück gehabt“

Die Sozialpädagogin Susan Ottlinger stammt aus Wasserburg am Inn, wo sie in einem Snowboard-Laden mithalf, als sich der begeisterte Wintersportler aus Franken mit Gerätschaften eindeckte. Die Familie lebt im Inneren Westen Regensburgs.

Der Wörther Chirurg betreut in seiner Abteilung meist zwischen 20 und 25 Patienten. Diese werden auf die 110 Betten der Kreisklinik verteilt, wo sowohl die Vorbereitung der Operationen als auch die Nachsorge vollends betrieben werden. „Wichtig ist da natürlich ein gutes Team“, sagt Dr. Fritz Ottlinger, der von den tausenden Patienten, die er in all den Jahren an Rücken, Schultern, Knien, Hüften, Kreuzbändern und Sehnen operiert hat, die meisten noch kennt. „Natürlich nicht namentlich“, lacht er, „aber das Gesicht kann ich meist auf die Operation schon zuordnen.“

Der Chefarzt hat seine Berufswahl keine Sekunde lang bereut. Er weiß, dass das längst nicht alle Berufstätigen sagen können. „Ich habe großes Glück gehabt, dass das bei mir so gut gelaufen ist“, sagt er.