„De hod vielleicht Holz vor der Hüttn“

Dialekt In Mundart klingt vieles charmanter. Und in manchem Spruch steckt ein Widerspruch: „Geh weider, Zeit, bleib steh …“, dichten Lyriker wie Helmut Zöpfl.

21.02.2008 | Stand 21.02.2008, 18:06 Uhr

Regensburg. „Geh weiter“, möchte man meinen, fordert auf zum Weitergehen, zum Voranschreiten, und wenn es im Anschluss daran heißt „bleib steh(en)“, so scheint das ein Widerspruch zu sein. Das ist aber nicht der Fall.

„Geh weiter“ ist ein Beispiel für eine in der Sprachgeschichte gar nicht seltene Entwicklung, nämlich: dass die ursprüngliche Bedeutung gewisser Ausdrücke verblasst und sie in formelhafter Erstarrung Verwendung finden, als frei eingefügte Redeteile, die kein Satzglied darstellen (Adverbien oder Partikeln). Im Bairischen gibt es eine ansehnliche Anzahl davon.

Am bekanntesten ist die Partikel „fei“. Wenn wir sagen: „Dasst fei kimmst“ oder „Der is fei gscheit bläd“, dann denken wir sicher nicht mehr an die Grundbedeutung „fei“ = „fein“.

„Gescheit blöd“ – ein scheinbarer Widerspruch. Das Eigenschaftswort „gescheit“, das ja eigentlich soviel wie „klug, intelligent“ bedeutet, kann bei uns auch als Adverb gebraucht werden – anstelle von „sehr, ziemlich“. Diese standardsprachlichen Adverbien gehören übrigens ebenfalls in die Reihe derjenigen mit Bedeutungsentleerung, wie auch umgangssprachlich „sauber“: „De ham uns sauber bschissn.“ Eine Aufforderung kann mit „geh weida“ oder „geh zua“ eingeleitet werden. Überraschung oder Verwunderung wird mit „a geh“ oder „geh zua“ kommentiert. „Mir gangst“ oder „mir waar’s gnua“ signalisieren Ablehnung. Man vergewissert man sich, ob der Gesprächspartner weiß, wovon die Rede ist, mit „host mi?“ (verkürzt aus: „Hast du mich verstanden?“). Auch „glabst“ (glaubst du) kommt als Einschub vor. „Etz hob i’s dir scho so oft gesagt, glabst, und du woaßt as wieda ned.“

Die Begrüßungs- oder Verabschiedungsformeln „Griaß di God, Pfiat di God“ (grüße/behüte dich Gott) und „Servus“ können auch gebraucht werden, wenn man mit einer peinlichen, verfahrenen oder gar aussichtslosen Situation konfrontiert wird. „Host scho wieda an Sechser gschriem. No Servus!“ – „No griaß di God, d’Lokführer, hoaßt’s, streikn wieda.“ Auch wortreichere Kommentare wie „Pfiat di God, scheene Gegend“ oder „Pfiat di God, scheene Bäurin“ passen da, ebenso „Hawedehre“ (habe die Ehre).

Mit „Hawedehre“ begrüßen oder verabschieden sich nicht nur ältere Herren. Halb ironisch gebraucht, hört man’s heute wieder unter jungen Leuten, z.B. bei Studenten, und zwar nicht nur als Grußformel, sondern im Sinne von „erledigt, erschöpft“. Da kommt einer aus dem Prüfungsraum, wo er stundenlang geschwitzt hat, und seufzt: „Glabst, ganz hawedehre bin i.“

Als resignierender Ausruf eignet sich auch das Götz-Zitat, verkürzt zu „Mi leckst!“ oder in voller Länge. Es kann aber auch anerkennend, bewundernd gemeint sein: „D’Marion, de hod vielleicht Holz vor der Hüttn, mi leckst!“