Am 26. Januar dreht sich im Regensburger Audimax einen Abend lang alles um Falco. Dann wird das Musical über den 1998 verstorbenen Popsänger aufgeführt. Eine tragende Rolle darin hat Falcos Manager, der als Moderator durch Leben und Werk des Künstlers führt. Vielleicht wird sogar das reale Vorbild dieser Figur im Publikum sitzen. Der Ingolstädter Horst Bork hat Falco in den 80er Jahren zum Star gemacht. Auf das Musical ist er sehr gespannt. Bei der Weltpremiere in Kempten wird er auf jeden Fall dabei sein – „und vielleicht klappt es ja auch in Regensburg“.
Auf einer der goldenen Schallplatten, die Bork im Treppenaufgang seines Hauses in Ingolstadt aufgehängt hat, ist ein Bild seines langjährigen Weggefährten zu sehen. Bork hat mit Falco Welterfolge gefeiert und wurde einer seiner engsten Freunde – eigentlich eine Todsünde im Musikgeschäft. „Du solltest als Manager zu deinen Künstlern immer etwas Distanz wahren“, sagt Bork. Dann zuckt er mit Schultern und sagt mit einem Lächeln: „Das ist mir beim Falco aber nicht so geglückt.“
Wer gegen Ende der 80er Jahre durch Ingolstadt spazierte, dem konnte es passieren, plötzlich einem österreichischen Popstar in die Arme zu laufen. Falco habe ihn immer wieder „für drei, vier Tage besucht und sich dann in der Stadt völlig frei bewegt. Da ging er einkaufen oder einen Kaffee trinken“, erzählt Bork. Die Ingolstädter haben ihn natürlich erkannt und angesprochen. „Aber das lief alles völlig unproblematisch ab“, erinnert sich Bork. Falco, der eigentlich Hans Hölzel hieß, habe, wenn er denn wollte, schließlich auch sehr charmant sein können.
„Die einzigen Noten, die ich kenne, sind Banknoten“, sagt Bork und lacht schallend. Obwohl er sich selbst als völlig unmusikalisch bezeichnet, hat er eine große Karriere im Musikgeschäft gemacht – als Mann hinter den Kulissen. Zunächst castete er bei einer Plattenfirma Musiker, dann machte er sich selbstständig und setzte voll auf seinen bekanntesten Klienten Falco. Später managte er unter anderem noch Bro’Sis und die No Angels.
„Hat seine Versprechen gehalten“
„Der Horst war schon immer einer, der etwas auf die Beine stellen kann, ein richtiger Macher eben“, sagt Günther Radny. Der Regensburger Musiker hat Bork Mitte der 70er Jahre kennen gelernt. Mit seiner Band Mass bekam Radny damals einen Vertrag bei dessen Plattenfirma. Fünf Alben wurde gemeinsam realisiert. Auf Bork, mit dem Radny heute noch befreundet ist, „hat man sich immer verlassen kann, er war einer, der seine Versprechen eingehalten hat“. Diese Konsequenz und Zuverlässigkeit habe sicher dazu beigetragen, glaubt Radny, dass Bork diesen großen Erfolg als Manager hatte.
Dieser ganz große Erfolg begann 1982. Da lernte Bork in Wien Falco kennen. Der war damals noch Bassist in einer anderen Band, hatte aber bereits Pläne für ein Solo-Projekt. Bork arbeitete fortan mit ihm zusammen. Der Rest ist Pop-Geschichte. „Der Kommissar“, „Rock me Amadeus“ oder „Jeanny“ wurden riesige Erfolge, Falco tourte um die ganze Welt. Bork, der bei der Plattenfirma aufhörte, um sich exklusiv um seinen Star zu kümmern, war als Manager immer mit dabei.
In unserem Video erzählt Horst Bork, wie er Falco kennenlernte:
In seinem Buch „Die Wahrheit“ hat er die gemeinsame Zeit beschrieben. Auch die Alkohol- und Drogenexzesse von Falco, dessen Frauengeschichten und Sprunghaftigkeit. „Es ist alles wahr, glauben Sie mir, und gehen Sie davon aus, dass gar nicht alles drin steht“, sagt Bork. Die langen Nächte, die er an der Seite seines Schützlings verbringen musste, während dieser durch die Bars zog, hätten ihm dabei körperlich nicht einmal so viel ausgemacht: „Ich habe da eine gute Konstitution und wenn es mir zu viel wurde, dann bin eben früher ins Bett.“ Viel mehr habe ihn die Unberechenbarkeit seines Stars belastet. Nicht zu wissen, ob dieser am nächsten Tag zu wichtigen Terminen erscheinen werde. Und wenn ja, in welchem Zustand. „Die Unzuverlässigkeit, das ewige Hin und Her, das hat mich sehr erschöpft“, erzählt er.
In der ganzen Welt unterwegs
Falco verkaufte zig Millionen Platten. Ums Geschäft kümmerte sich Bork. Mit Geld hatte er sich bereits in seiner ersten Ausbildung beschäftigt. Nach dem Abitur machte er eine Lehre zum Bankkaufmann. Später hängte er noch ein Volontariat bei der Ingolstädter Tageszeitung ran. Die Entscheidung, dann in die Musikbranche zu wechseln, sei ihm aber leicht gefallen. Die Arbeit mit den Künstlern, von der Albumproduktion bis zur Vermarktung und den Tourneen, habe ihn einfach sehr gereizt, erzählt er.
Bork, der seit 41 Jahren mit seiner Frau Marianne verheiratet ist, war in der ganzen Welt unterwegs. Das Zuhause des Paars blieb immer Ingolstadt. Er habe es stets genossen, dass er hier etwas ab vom Schuss der großen Musikindustrie sei und Kraft tanken kann, sagt er: „Hier kommt nicht dauernd jemand vorbei.“ Anders, als wenn er etwa in München leben würde.
Geschichten, um Besucher bestens zu unterhalten, hätte Bork genügend auf Lager. Stundenlang kann er von seinen Erlebnissen in der Musikszene erzählen. Er hat mit Elton John gearbeitet, als der ganz am Anfang stand. Er hat Udo Jürgens vermarktet und viele weitere Megastars kennen gelernt, etwa die Musiker von „Queen“. Und wenn er wolle, funktioniere sein internationales Netzwerk auch heute noch recht gut, sagt Bork.
„Gibt immer noch tolle Sachen“
Die Popmusik-Szene verfolgt er noch genau. Dass aus dem deutschsprachigen Raum mittlerweile kaum noch große Stars kommen, will er nicht an den Künstlern festmachen. Da gebe es immer noch „tolle Sachen, teilweise vielleicht sogar bessere als früher“. Jungen Gruppen werde aber kaum die Zeit gegeben, sich zu entwickeln: „Wenn ein Titel floppt, sind die weg und es kommen die nächsten.“
1993 beendete Bork die Zusammenarbeit mit Falco, der später bei einem Verkehrsunfall starb. Bork wendete sich anderen Projekten zu. Mittlerweile ist er 66 Jahre alt. „Eigentlich komme ich jetzt in dieses Alter“, sagt er, „aber ich gehe natürlich nicht in Rente.“ Noch immer hat er seine eigene Agentur. Er berät unter anderem prominente Köche und Show-Magier, einige Musiker hat er auch noch unter Vertrag. Als Manager gehe es im Kern schließlich immer um dasselbe, sagt Bork: Projekte angehen und damit Erfolg haben. Dieser Ehrgeiz treibt ihn auch heute noch an.
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