Kulturzentrum
Der Wieserstadl in Velburg ist eröffnet

Gegen Widerstände hatte der Altbürgermeister das Projekt Kulturzentrum gestartet. Jetzt wurde es seiner Bestimmung übergeben.

08.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:25 Uhr
Wolfgang Schön
Im Beisein zahlreich geladener Ehrengäste wurde das neue Kulturzentrum Wieserstadl in Velburg eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. −Foto: Wolfgang Schön

Mit der kirchlichen Segnung des Gebäudes durch Vertreter beider Konfessionen und der offiziellen Eröffnung ist das neue „Kulturzentrum Wieserstadl Velburg“ am Samstag seiner Bestimmung als „Ort der Begegnung“ übergeben worden. Zum Ausdruck gebracht wurde dieses Ansinnen durch die Enthüllung einer vom dem Velburger Künstler, Steinbildhauer Oskar Reithmeier, geschaffenen Stehle, die beim Festakt auf dem Vorplatz des Kulturzentrums enthüllt wurde und das Thema Begegnung künstlerisch darstellt.

Erste Nennung im Jahr 1526

In ihren Grußworten geizten die Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft nicht mit Superlativen. Von einem „Tag für die Velburger Geschichtsbücher“ wurde wiederholt gesprochen. Bürgermeister Christian Schmid ging auf die Geschichte des „Wieserstadl“ ein, der in Velburg ein allseits bekanntes Gebäudeobjekt bezeichnet, dessen Wurzeln in einer wechselvollen Nutzungsgeschichte bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Der gut sichtbare Einschlag in einem der Tragwerksbalken im Dachstuhl nennt das Jahr 1601. Schriftliche Aufzeichnungen nennen das Jahr 1526, wo zur Zeit der Errichtung des Pflegamtes ein gegenüberliegender Pflegstadl bezeichnet ist, der zum Einlagern der abzugebenden Naturalabgaben wie Getreide, Heu, Stroh und auch Hackfrüchte für die Herrschaftsinhaber genutzt worden sein dürfte.

Nach wechselnden Besitzverhältnissen erlangte im Jahr 2012 die Stadt Velburg unter Bürgermeister Bernhard Kraus die Möglichkeit, zunächst das im Privatbesitz befindliche „Wieserhaus“ und 2015 auch den mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden „Wieserstadl“ zu erwerben. Hier entstand dann im Zusammenwirken mit den zuständigen Fachstellen auch die Überlegung, das Objekt einer Nutzung als Begegnungsstätte zuzuführen – das „Kulturzentrum Wieserstadl Velburg“ nahm seinen Anfang.

Hohe Fördermittel halfen bei der Finanzierung

Möglich gemacht wurde dies durch beachtliche staatliche Finanzmittel von EU, Bund und Freistaat Bayern. Deren Vertreter waren alle zur Eröffnungsfeier eingeladen. Die kreative Möglichkeit der Nutzung dieser Fördertöpfe war für den beauftragten Architekten Michael Kühnlein die Voraussetzung dafür, dass eine so qualitätvolle Sanierung dieses „Stadls“, der er über 400 Jahre lang war, überhaupt erst möglich wurde. Und ein funktionaler Neubau „Wieserhaus“, der das Denkmal nun auch vor einer Überfrachtung bewahrte und so erst der bauliche Charakter geschaffen werden konnte, den das Gebäude auf Grund seiner Jahrhunderte langen Geschichte verdient und nun auch das Besondere dieses künftigen Kulturzentrums ausmacht.

Lob gab es von Architekt Kühnlein für einen „verwegenen Bürgermeister Kraus“, der die Inspiration gehabt habe, sich auch gegen Widerstände - aus der Bevölkerung und auch aus dem Stadtrat – durchgesetzt habe und für sein Vorhaben dann auch immer mehr Zustimmung gefunden habe. „Es war kein einfacher Weg“, bescheinigte der Architekt, „aber es war der Richtige“.

Mehr Leben in der Altstadt

„Aufgabe der Politik ist es nicht, Probleme zu diskutieren, Aufgabe ist es, mögliche Perspektiven aufzuzeigen“, sagte der Altbürgermeister rückblickend und freute sich nun bei der Vollendung des letzten Schrittes darüber, dass mit dieser Maßnahme das Velburger Bestreben, Schritt für Schritt wieder mehr Leben in den Altstadtbereich zu bringen, einen weiteren großen Schritt vorangekommen sein wird.

Glückwünsche gab es von den Vertretern aus Bund, Land und Bezirk, „das Kulturzentrum Wieserstadl wird Velburg weiter aufwerten“, hieß es. Jürgen Kirner, als Vertreter der Kulturszene geladen, nannte in seinem Grußwort den „Wieserstadl“ ein Juwel, welches hier geschaffen wurde und jeden Kulturschaffenden wie auch Kunstliebenden begeistern wird. Schelmisch merkte der Kabarettist an, „Velburg verträgt schon noch ein etwas mehr an Kultur“.