Aufführung
„Die Räuber“ im modernen Gewand

Die Theatergruppe des OG hat den Klassiker überarbeitet. Doch nicht nur der Stoff sondern auch die Darsteller überzeugten.

30.06.2016 | Stand 12.10.2023, 10:21 Uhr
Helmut Sturm
Auf der minimalistischen Bühne glänzten die Schauspieler. −Foto: Sturm

Die Theatergruppe des Ostendorfer-Gymnasiums inszenierte in freier Bearbeitung Schillers „Die Räuber“ neu und ergänzt durch eigene Poetry-Slam-Texte. Die Grundidee war die Frage, ob die Sehnsucht nach grenzenloser Freiheit zwangsläufig in Gewalt, Tod und Zerstörung enden muss. Muss ein eigentlich idealistischer Mensch, der nach absoluter Selbstverwirklichung strebt, untergehen? Ein knappes Jahr hatten die Schüler Zeit, die Familientragödie Schillers mit den Erscheinungen unserer Zeit zu verknüpfen.

Den Spielleitern Tobias Kirschke und Peter Weis gelang es, aus dem Dutzend Schüler ein homogenes Team zu bilden. Der Text wurde radikal gekürzt, kraftvoll, intensiv und fast anarchisch gestaltet. Jetzt brauchten die Schauspieler diese Kraft und Energie nur noch auf der Bühne rüberzubringen. Das ist ihnen tatsächlich gelungen: Während der gesamten zwei Stunden war es mucksmäuschenstill im Saal – zumindest bis Szenenapplaus wieder Zeit zum Durchatmen gab.

Auf der minimalistisch ausgestatteten Bühne zeigten Adam Schönstedt und Sophie Tzschabran als die Hauptakteure, die Brüder Franz und Karl Moor, eine sehr überzeugende Darstellung. Da Räuber durften nur auf die Bühne, wenn sie eine Mission zu erfüllen hatten und lungerten ansonsten im Zuschauerraum herum.

Schulleiterin Ulrike Severa zeigte sich im Pausengespräch von der schauspielerischen Leistung ihrer Schüler sichtlich beeindruckt. „Das muss man sich erst einmal trauen, so alleine auf einer Bühne vor hunderten von Zuschauern zu stehen und so in seiner Rolle aufzugehen, sich zu öffnen, seine Gefühle zu zeigen und dabei auch Gefahr zu laufen, verletzt zu werden“, sagte Severa. Die Schüler hätten durch das Projekt Unschätzbares für ihr eigenes Leben gelernt. Außerdem sagte Severa, sie freue sich darüber, dass das Ostendorfer Musik, Kunst, Literatur und Theater auf hohem Niveau zu bieten habe. „Hohe Qualität ist uns immens wichtig“, sagte Severa.

Auf der Bühne unterstützte dramatische Lichtführung mit punktuell einsetzender Musik die kunstvoll aufgebaute Schlussdramatik. Dann war es vorbei: Das Publikum saß sekundenlang regungslos da, bis es zu minutenlangem, stehenden Applaus überging.