Porträt
Die Träger des Nachhaltigkeitspreises

Zum 14. Mal verlieh die Neumarkter Lammsbräu den Nachhaltigkeitspreis. Die MZ stellt die Preisträger im Einzelnen vor.

18.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr

Seit 14 Jahren wird ein Lamm als Zeichen des Nachhaltigkeitspreis der Lammsbräu verliehen.

Fünf Preisträger galt es am Donnerstag im Museum für historische Maybach-Fahrzeuge in Neumarkt in der Holzgartenstraße zu ehren. Alle haben auf ihre Weise mit kreativen Idee und viel Engagement etwas für die Nachhaltigkeit getan.

Solawi: Gemeinsam stark

Der Preisträger in der Kategorie Vereine und Institutionen heißt Netzwerk Solidarische Landwirtschaft (Solawi) vertreten durch dessen Geschäftsführerin Stephanie Wild (Foto).

Was aber ist solidarische Landwirtschaft? Der simple Grundgedanke: Nicht das einzelne Lebensmittel wird bezahlt, sondern die Landwirtschaft. Konkret bedeutet das, dass sich Landwirte und Finanzierer, also private Haushalte, zusammentun. Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichtet sich diese Gruppe, jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Hof zu zahlen. Im Gegenzug erhalten die Finanzierer die Ernte.

So einfach die Idee, so weitreichend können deren Auswirkungen aus Sicht des Netzwerkes sein. Die Menschen, die den Landwirt finanzieren, wissen woher ihre Nahrung kommt, sie können Einfluss auf dessen Produktion nehmen und sie fördern regionale Nachhaltigkeit.

Für die Landwirte stellen sich die Vorteile aus Sicht des Netzwerkes so dar: „Dem Landwirt wird ermöglicht, sich unabhängig von Marktzwängen einer guten landwirtschaftlichen Praxis zu widmen, den Boden fruchtbar zu erhalten und bedürfnisorientiert zu wirtschaften“.

Solidarische Landwirtschaft gibt es weltweit. In Deutschland umfasst das Netzwerk nach eigenen Angaben rund 150 Höfe und Initiativen.

Teekampagne: Klein begonnen

Am Anfang ging es eigentlich „nur“ darum Studenten der Wirtschaft an der Freien Universität Berlin den trockenen Stoff lebendiger nahe zu bringen. Professor Günter Faltin hatte 1985 die Idee eine Firma als Anschauungsobjekt zu gründen. Wenn dabei auch noch etwas herausspringen sollte, umso besser. Und es sprang dabei etwas heraus: Der größte Importeur von Darjeeling-Tee weltweit.

Die Idee hinter dem Namen Teekampagne, dem Preisträger in der Kategorie Unternehmen, erklärte mit Laudator Johannes Gutmann ausgerechnet ein Mitbewerber. Gutmann ist nämlich Chef des Biotee-Marke Sonnentor. Günter Faltin und seine Mitstreiter hätten sich Gedanken darüber gemacht, wie die Preise für Tee zustande kommen und dabei festgestellt, dass diese sich von den Teegärten bis zum Verbraucher etwa verzehnfachen, erklärte der Laudator. Daraus entwickelte sich eine Idee, wie man das günstiger gestalten könnte.

Der Tee wird in Indien direkt eingekauft, und zwar nur eine Sorte mit hoher Qualität: Darjeelinig. Diese Spezialisierung ermöglicht es, große Mengen einzukaufen. Der Tee kommt dann ohne Zwischenhändler in den Versandhandel – in Großpackungen. Auf diese Weise spart man jede Menge Kosten für Lagerung, Transportwege und Verpackungsmaterial.

Mit dem gesparten Geld kann man allerhand anfangen: So zahle die Teekampagne ihren Produzenten faire Preise, fördere damit die ökologische Landwirtschaft und generell den nachhaltigen Umgang mit der Umwelt in den Produktionsländern. Beispielsweise durch das initiierte Aufforstungsprojekt S.E.R.V.E. in der Himalaya-Region, erklärte Gutmann.

Leo Pröstler: Vom Saulus zum Paulus

Stahlwerke und Nachhaltigkeit, das passt nicht wirklich zusammen, fand der Leo Pröstler, Preisträger in der Kategorie Einzelperson, Ende der 1970er Jahre. Bis dahin hatte er diese aber im Nahen Osten verkauft. Damit war dann Schluss. Er konnte das nicht mehr mit seinen Überzeugungen vereinbaren. Er orientierte sich radikal um – hin zu nachhaltigen Projekten.

Von 1980 bis 1984 war er Geschäftsführer des Ökoinstitutes, einem nach eigenen Angaben europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungseinrichtungen für eine nachhaltige Zukunft. Dort etablierte der Österreicher den Fachbereich „ökologische Wirtschaft“. Und er machte in der Praxis vor, wie ökologische Wirtschaft geht. 1987 gründete er sein erstes Unternehmen im Umweltbereich, den „Waschbär Versandhandel“. In den Anfängen von einer Freiburger Garage aus versandte Pröstler umweltgerechte und gesundheitlich unbedenkliche Produkte für alle Lebensbereiche. Dies macht der Waschbär Umweltversand auch heute noch, er hat sich aber zu einem achtbaren Unternehmen entwickelt. 2001 verkaufte Pröstler die Firma und widmete sich fortan der Querdenker GmbH. Einem Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, nachhaltige Projekte und Produkte zu entwickeln und zu vermarkten und mit den Aufforstungsprojekten in Costa Rica rundum nachhaltige Projekte entwickelt und umsetzt.

GEOlino: Junge Leser werden ernst genommen

Wissen bedeutet Macht, also auch die Macht etwas zu verändern. Und verändern muss sich etwas, wenn auch die nachwachsenden Generationen noch etwas von der Erde haben wollen. Eben an jene jüngeren Generationen wendet sich der Preisträger in der Kategorie Medien, das Wissensmagazin GEOlino.

Mit Felix Horn (9) und Emilia Kuschka (10), den Enkeln von Preisstifter Dr. Franz Ehrnsperger, machten sich berufene Laudatoren ans Werk, das Wirken von GEOlino mit seiner Redaktionsleiterin Katharina von Ruschkowski (Foto) anhand der 50. Jubiläumsausgabe zu erklären. Diese stand unter dem Motto „Wie wir die Welt retten“. Junge Leser werden wirklich ernst genommen, lautete ihr beider Urteil.

„Wir Kinder wissen schon, dass nicht alles gut ist auf unserer Welt.“ Entsprechend beleuchtet das Magazin in seinen Ausgaben verschiedene Lebensräume nicht nur mit Blick auf ihre Schönheit, sondern auch auf ihre Zerbrechlichkeit und Gefährdung hin. Aber bei allen mitunter erschreckenden Nachrichten etwa über Umweltzerstörung will GEOlino auch Hoffnung machen, dass man etwas verändern kann. „Auch bei traurigen Themen, werden Fotos gezeigt, die Mut machen.“ 112 000 Exemplare umfasst die gedruckte Auflage.

EZÖB: Basis des Bio-Bieres

Richtige Mitarbeiter, die jeden Tag bei der Lammsbräu zur Arbeit kommen, sind sie für Außenstehende ja nicht und doch erhalten Markus Eckert (Foto) und seine Kollegen von der Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe (EZÖB) den Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Mitarbeiter“ verliehen. „Bei der Lammsbräu sehen wir unsere Lieferanten als Mitarbeiter. Mitarbeitende an unserem gemeinsamen Produkt, dem Bier“, erklärte Susanne Horn, Generalbevollmächtigte der Brauerei, in ihrer Laudatio auf die EZÖB, die 2014 25. Jubiläum gefeiert hat.

Die biologischen Rohstoffe allein würde die EZÖB aber nicht für den Preis empfehlen, hielt Horn fest. Vielmehr leisteten die Mitglieder der Erzeugergemeinschaft viel mehr in Sachen Nachhaltigkeit als „nur“ die nachhaltige Produktion von Rohstoffen. Etwa beim Schutz von Natur und Artenvielfalt beispielsweise durch einen Kulturlandplan, den sich zwei Mitglieder jedes Jahr von einer Naturschutzexpertin anfertigen lassen. Darin werden Naturschutz-Strategien für den jeweiligen Hof erarbeitet. Verdient machen sich die Bauern um die Nachhaltigkeit aber auch durch Blühstreifen auf ihren Feldern, der Züchtung von Saatgut, das für die ökologische Landwirtschaft geeignet ist, und durch Bildungsarbeit in Form von naturkundlichen Spaziergängen.