Erntezeit
Die Zeit der süßen Verführung beginnt

Der Run auf die Erdbeerenfelder läuft in und um Regensburg. In diesem Jahr feiert aber ein ungebetener Gast seine Premiere.

17.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Johannes Heil
Auf den Regensburger Erdbeerfeldern hat die Suche nach der süßen roten Frucht begonnen. −Foto: Heil

Die Sonne scheint unbarmherzig an diesem schwülen Junitag. Die Luft flimmert und ist schwer vom aufgewirbelten Staub. Es ist Vormittag, der Zeiger bewegt sich langsam aber sicher auf zwölf Uhr zu. Eine leichte Brise verschafft lediglich etwas Abkühlung. Auch über das Erdbeerfeld beim Prüfeninger Schloss breitet die Hitze gnadenlos ihren Schleier aus.

Schon von weitem sind einige Menschen in gehockter Haltung zu erkennen – alle versammelt an einem Platz. Sie sind allesamt auf der Suche nach nur einem – Erdbeeren. Dass sie alle an derselben Stelle des riesigen Feldes pflücken, ist kein Zufall: „Das koordinieren wir bewusst so“, erklärt Lucia Metz, die das Feld beim Prüfeninger Schloss seit mittlerweile 37 Jahren betreibt. „Wir verteilen die Leute so, damit auch die Kunden am späten Abend noch eine volle Reihe mit reifen Erdbeeren bekommen“, erklärt Metz. Einfach drauflos pflücken – das ist also nicht drin auf dem Feld in Prüfening.

Saison dauert nicht sehr lange

Es ist wieder Erdbeerzeit. Von Anfang Juni an kommen die Freunde der süßen roten Frucht voll auf ihre Kosten. Ob auf einem Kuchen, als Marmelade oder einfach zum Naschen – die Erdbeere gehört zu den liebsten Früchten der Deutschen. Wie lange die Hochsaison der heiß geliebten Beere dauert, sei vor allem witterungsabhängig, erklärt Lucia Metz: „In der Regel geht die Saison vier bis fünf Wochen.“

Bei optimaler Witterung könnten es aber auch schon mal sechs Wochen sein. Perfekte Witterung bedeutet im Falle der Erdbeere: keine allzu heißen Temperaturen und dazwischen auch einmal etwas Regen. „Wenn es zu lange zu heiß ist, dann reifen die Erdbeeren ganz schnell, und die Saison ist ganz bald vorbei“, sagt Metz.

Neben dem Feld in Prüfening sitzt eine junge Frau in einem roten Häuschen und überwacht das Treiben auf dem Feld. Sie verlebt eine recht ruhige Schicht und hat sogar die Zeit und Muße, ein Buch zu lesen. Daran kann ihre junge Kollegin, die in dem zweiten roten Häuschen direkt an der Straße die Erdbeeren verkauft, nicht denken. Unaufhörlich halten Autos und Fahrräder vor ihrem Stand. Die Menschen decken sich mit Erdbeeren für zu Hause ein. Der große Andrang sei nichts Ungewöhnliches: „Das ist Standard in der Hochsaison“, erklärt Metz. „Wenn es schön ist, so wie heute, dann ist das immer so in dieser Zeit.“

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Doch nicht nur auf dem Feld in Prüfening ist einiges los in Sachen Erdbeere. Hochbetrieb herrscht auch auf der Beerenmeile bei der Papstwiese in Unterisling. Eltern mit Kindern tummeln sich zuhauf auf dem Gelände. Die meisten Familien sind mit dem Auto da. Aus diesem Grund gestaltet sich die Parkplatzsuche vor dem Feld für viele schwieriger als die eigentliche Beerensuche auf dem Feld. Man fühlt sich eher wie auf dem Volksfest als auf einem Erdbeerfeld. Auch auf der Beerenmeile greifen Menschen zu Kübeln und Schüsseln und befüllen diese mit der roten Frucht.

Stephan Kraml, der Betreiber der Beerenmeile, ist bei dem fröhlichen Treiben mittendrin statt nur dabei. Er mischt sich unter seine Kunden und läuft betriebsam umher. Froh ist er um das gute Wetter und den Andrang auf seinem Feld: „Jetzt muss das auch so sein, denn in vier bis sechs Wochen ist wieder alles vorbei“, sagt Kraml. Der Preis für die Erdbeeren liegt bei ihm bei 3,68 Euro pro Kilo für Selbstpflücker. Bereits gepflückt kostet das halbe Kilo 2,80 Euro.

Neun verschiedene Sorten

Insgesamt neun verschiedene Sorten baut er auf seinen Feldern an. „Es gibt Sorten, die früher reifen und manche, die später reifen“, erklärt er. Ein Kriterium stünde aber über allem: „Das Aroma der Beeren ist immer im Vordergrund.“

Beim Feld in Prüfening werden immerhin fünf Sorten angebaut: „Wir haben auch eine Sorte, die speziell für das Zubereiten von Marmelade geeignet ist“, sagt Lucia Metz. Die Unterschiede seien nicht nur für Experten auszumachen, betont sie. „Das merkt schon ein jeder, dass sich die Sorten im Geschmack unterscheiden.“

Damit die Erdbeerfreunde auf den Feldern in und um Regensburg diese Vielfalt in vollen Zügen genießen können, mussten die Bauern bereits im Frühjahr auf der Hut sein. In diesem Jahr waren es vor allem die kalten Temperaturen in der Nacht, die den Beeren zugesetzt haben. „Wir mussten die Früchte mit einem Vlies abdecken“, sagt Kraml. Dies sei notwendig gewesen, um die Beeren vor Schäden durch Blütenfrost zu schützen. Doch trotz der nächtlichen Kälte des Frühjahrs ist Metz optimistisch: „Es schaut ganz gut aus bisher.“ Der viele Regen im Frühjahr habe den Erdbeeren gutgetan. „Die Erdbeerpflanze braucht grundsätzlich viel Wasser“, erklärt sie. Kraml ergänzt, dass auch die warmen Temperaturen zu Beginn der Saison „super für die Beeren“ gewesen seien.

Es sieht also gut aus. Auch wenn Stephan Kraml von einem ungebeten Gast auf seinen Feldern zu berichten weiß. „Auf einem Feld ärgern uns die Amseln ganz besonders“, sagt Kraml. Eine Premiere: „Das hatten wir sonst noch nie, ist aber heuer echt ein Problem.“ Die Amseln landen auf den Feldern und picken an der roten Frucht herum, scheinbar sind auch sie Freunde der süßen Frucht. Doch ansonsten gebe es keinerlei Bedrohungen durch Schädlinge. Auch nicht auf dem Feld in Prüfening: „Wir haben Hasen und Tauben hier, aber die machen keine Probleme“, sagt Metz. „Die fühlen sich einfach wohl hier bei uns in den Feldern.“ Genau wie die Erdbeerpflücker. Ob die Hasen und Tauben aber ebenfalls in gehockter Haltung durch die Felder ziehen, wissen nicht einmal die Experten.