Technik
Dillberg: Seit 60 Jahren wird gesendet

1956 wurde bei Postbauer-Heng der erste Masten gebaut. Seitdem hat sich viel geändert – wichtig ist der Sender weiterhin.

01.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
195 und 231 Meter hoch sind die Sendemasten. −Foto: Fotos: Endlein

Zum Arbeitsplatz gibt es eine der schönsten Aussichten im ganzen Landkreis Neumarkt gratis dazu. Zumindest muss man nichts dafür zahlen. Erarbeiten muss man sich die Aussicht, die weit ins Frankenland hineinreicht, dennoch hart. „Eine halbe Stunde braucht man schon bis nach oben“, sagt Hans Sporer und schaut die scheinbar endlose, 1,60 Meter breite Röhre hinauf, die die meisten Menschen nur von außen als rot-weiß geringelten Sendemasten auf dem Dillberg kennen.

Heutzutage gehe es die lange Leiter nur aufwärts, wenn man einen Auffanggurt trage und eine ärztliche Bestätigung seiner ausreichenden körperlichen Leistungsfähigkeit vorweisen könne, erklärt Sporer, der in der Einrichtung des Bayerischen Rundfunks arbeitet. Im Gebäude auf der Höhe oberhalb von Postbauer-Heng hängt ein Schwarz-Weiß-Foto, das zeigt, dass es 1956 um die Sicherheit noch ganz anders stand. Ohne große Sicherung wurden vor 60 Jahren die Arbeiter in luftige Höhen gezogen, um den ersten Masten auf dem 595 Meter hohen Dillberg zu errichten.

Wie bei der Arbeitssicherheit ist auch sonst die Zeit vorangeschritten beim Sender Dillberg. Einst war die Station neben jener auf dem Wendelstein in den bayerischen Alpen von herausragender Bedeutung bei der Kontrolle des Sendebetriebs. Heute hat die Wendelstein-Station diese Aufgabe für ganz Bayern übernommen – moderne Technik macht es möglich. Der Dillberg sei nur noch eine Station unter vielen, sagt Sporer.

Der Dillberg als Leuchtturm

Unwichtig ist der Dillberg deswegen aber noch lange nicht. Zum einen werden von hier aus noch immer andere Sender in der Umgebung mitbetreut. Zum anderen versorgt die Station mit ihren 195 und 231 Meter hohen Sendemasten ein Gebiet mit Programm, das sich bis Erlangen im Norden, im Osten bis Amberg, bis Parsberg im Süden und nach Westen bis kurz vor Ansbach ausstreckt. Dorthin sendet der Dillberg insgesamt zwölf TV-Programme von BR, ARD und ZDF sowie die UKW- und digitalen Radioprogramme des Bayerischen Rundfunks. Zudem wird der private Radiosender Antenne Bayern ausgestrahlt. „Den Dillberg-Sender muss man sich als Leuchtturm vorstellen“, sagt Sporer, der Ingenieur für Nachrichtentechnik ist.

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Vor 60 Jahren war der BR auf der Suche nach einem Standort für solch einen Leuchtturm. Verbunden war dies mit der zunehmenden Umstellung auf die UKW-Technik bei der Radioübertragung. Zunächst sei diese Umstellung mehr aus der Not heraus geschehen, da die Alliierten nach dem Krieg die guten Frequenzen der weitreichenden Mittelwelle für sich beansprucht hätten, erklärt Sporer. Um die Sendequalität hoch zu halten, baute der BR in der Folge sein UKW-Sendernetz aus.

Der Dillberg war dabei anfangs gar nicht vorgesehen und kam zu seinen Masten nur durch den Umstand, dass die bestehende Anlage auf dem Moritzberg hinter Altdorf dem Flugverkehr des Nürnberger Flughafens im Wege stand. 1955 begann der BR daher mit dem Bau des ersten Masten auf dem Dillberg. 1989/90 folgte der zweite große Mast, der einen zuvor schon stehenden, aber recht schmalen ersetzte.

Im Herbst endete eine Ära

Heute sendet der jüngere und größere der beiden das Radioprogramm aus, der ältere und etwas kleinere das Fernsehprogramm. Fünf Mitarbeiter betreuen die Anlage. Einst waren es 14 Mitarbeiter – die in Wochenschichten rund um die Uhr auf dem Dillberg lebten. „Heute haben wir normale Arbeitszeiten wie die meisten anderen Menschen auch“, sagt Sporer, so gar nicht traurig über diese Veränderung.

Es ist nicht die einzige, die in den vergangenen sechs Jahrzehnten über den Sender hinweggegangen ist. Erst im vergangenen Herbst endete eine Ära, als der BR am 30. September um 12.45 Uhr bayernweit den Sendebetrieb über die Mittelwelle einstellte. So ließen sich laut BR allein 300 000 Euro jährlich an Stromkosten einsparen. Seither steht der Kleiderschrank große Sender in einem der Räume auf dem Dillberg ungenutzt herum, während gegenüber die kompakteren digitalen Kollegen vielfach blinkend ihrer Arbeit nachgehen.

Überhaupt machen die Räume den Eindruck, als wären sie einst für wesentlich größere Apparaturen gebaut worden. Hans Sporer nickt zustimmend und misst mit weit ausgestreckten Armen eine vielfach größere Fläche ab, die einst die diversen Sender eingenommen haben.

Bald sendet der Sender in HD

Die immer moderne, kompakter werdende Technik auf dem Dillberg macht Anfang kommender Woche einen nächsten Schritt. Dann wird ein Sender angeliefert, der den Beginn für die Umstellung auf DVB-T2 einläutet. Ende März 2017 sollen dann vom Dillberg mehr Fernsehprogramme als bisher ausgestrahlt werden – und das in gestochen scharfem HD.

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Es sind derartige Entwicklungen, die Hans Sporer nicht an der Zukunft des Senders Dillberg zweifeln lassen. Das terrestrische Senden, also das Senden vom Boden aus durch die Luft, werde noch lange seine Berechtigung haben – trotz Satelliten und trotz superschnellem Glasfaser-Internet. Für die Abdeckung in der Breite, beispielsweise für all die Autoradios, sei das nach wie vor unumgänglich, sagt der Nachrichtentechnik-Ingenieur. Die rot-weißen Masten werden also wohl noch länger in den Himmel über dem Landkreis Neumarkt ragen.

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