Genuss
Ein lauwarmes Küchle zum Kaffee

Junge Hausfrauen wissen oft nicht, wie das Gebäck hergestellt wird. Die Ortsbäuerinnen von Mörsdorf wollen das ändern.

30.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Heike Regnet
Die Ortsbäuerinnen Resi Gilch (l.) und Regina Mauderer (2.v.l.) hatten ins Mörsdorfer Feuerwehrhaus zum Küchle backen eingeladen. −Foto: Regnet

Süße Creme- und Sahnetorten, saftige Obstkuchen, Schokomuffins und Blätterteigteilchen – die Auswahl bei Kuchenbüffets ist groß, doch eine süße Leckerei darf in Bayern keinesfalls fehlen: Küchle oder auch Auszogne, Kiacherl oder Kiachl.

„Wenn Kirchweih ist, ein runder Geburtstag gefeiert wird, Taufe oder Hochzeit, dann gibt es selbstverständlich auch Küchle“, sagt Ortsbäuerin Regina Mauderer im Gespräch mit der MZ. Während Küchle backen früher für Mamas und Omas kein Problem war, hat es manch junge Hausfrau noch gar nicht ausprobiert. Das hatte auch Regina Mauderer festgestellt und so lud sie gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Resi Gilch zum Backabend in die Küche des Feuerwehrhauses in Mörsdorf. „Es haben sich auf Anhieb so viele angemeldet, dass wir nun gleich zwei Abende anberaumt haben“, freut sich Mauderer.

Viele Tipps für die Bäckerinnen

Und so zog an zwei Backabenden der süße Duft von frisch herausgebackenen Küchle durchs Feuerwehrhaus. Damit das Gebäck auch wirklich gelingt, ist es wichtig, dass der Raum gut beheizt ist, denn Hefeteig benötigt Wärme. „Wir machen katholische Küchle“, sagt Regina Mauderer. „Das sind die Runden, die Evangelischen sind die Viereckigen – die gibt es bei uns in der Gegend eigentlich so gut wie gar nicht.“ Katholische Küchle sind auch als Knieküchle weithin bekannt. Angeblich haben die fränkischen Bäckerinnen einst den Teig über dem Knie ausgezogen. Es waren also breite Knie gefragt, zugleich eine Anspielung auf das Knien in der katholischen Kirche.

Über dem Knie werden die Küchle allerdings schon längst nicht mehr ausgezogen. Regina Mauderer und Resi Gilch halten für die backfreudigen Mörsdorfer Damen so manchen wertvollen Tipp bereit. Schon die Rezepte, die in vielen Haushalten von Generation zu Generation weitergegeben werden, sind abwechslungsreich. Mal wird ein wenig Rum in den Teig gemischt, ein anderer bevorzugt Rosinen und auch Zitronenaroma darf keinesfalls fehlen.

Das Fett muss heiß genug sein

Auch beim Küchle-Backkurs in Mörsdorf dauert es nicht lange, bis die ersten Rezepte ausgetauscht werden. Doch an diesem Abend geht es nicht nur um die Theorie, jede Teilnehmerin darf ihr Können beim Ausziehen der Küchle auch in der Praxis unter Beweis stellen. Während dies den geübten Küchlebäckerinnen locker von der Hand geht, ist es für manch Neuling gar nicht so einfach, dass beim Ausziehen die dünne Teigplatte in der Mitte nicht reißt.

Auf der Herdplatte steht bereits der große Topf, in dem gerade drei Becher Butterschmalz schmelzen. „Das Fett reicht dann für etwa 60 Küchle“, sagt Resi Gilch. Acht Tage kann man es noch verwenden. Um zu testen, ob das Fett heiß genug ist, benötigt man einen hölzernen Kochlöffel. Der Stiel wird ins heiße Fett gesteckt. Entstehen um den Holzstiel Blasen, hat das Fett gerade die richtige Temperatur.

Nun kann es losgehen: Vorsichtig lässt Regina Mauderer das erste Küchle ins Fett gleiten und sofort wölbt es sich in Form. Mit einem Löffel wird es einige Male mit heißem Fett beschöpft. Es folgen Küchle Nummer zwei und drei – mehr haben im Topf keinen Platz. Mit Gabel und Löffel hebt Resi Gilch das erste Backwerk kurz an, um die Farbe zu kontrollieren. Ist es goldbraun ausgebacken, wird das Küchle vorsichtig gewendet. Wenige Minuten später ist es fertig und kommt auf das bereitgelegte Küchenkrepp, um abtropfen zu können.

Küchle am besten einfrieren

„Am besten schmecken Küchle lauwarm zum heißen Kaffee“, sind sich die Damen einig und selbstverständlich steht beim Backabend auch ein abschließendes gemeinsames Kaffeekränzchen auf dem Programm. Auch zur perfekten Aufbewahrung der Küchle hat Regina Mauderer eine Tipp parat: „Am besten sollten die Küchle eingefroren werden und zwar ohne Puderzucker. Wenn dann das Fest ansteht, einfach aus dem Gefrierfach nehmen, denn die Küchle sind ruckzuck aufgetaut. Dann mit Puderzucker bestreuen und fertig.“ So schmecken die Küchle wie frisch gebacken. Und falls der Hefeteig nicht aufgehen will, einfach die Schüssel auf niedrigster Stufe eine viertel Stunde in die Mikrowelle oder ins warme Wasser stellen.