Messe
Ein Paradies für Tattoo-Liebhaber

Beim „Oster Tattoo Weekend“ in Obertraubling präsentieren 50 Aussteller sich und ihr Können. Sie kommen aus ganz Europa.

27.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Daniel Geradtz
Tätowierer Michael Burger war früher einmal Banker. Er trägt dasselbe Herz-Motiv wie seine Frau Sabrina. −Foto: Geradtz

Dass Michael Burger einmal ein Banker war, möchte man heute kaum noch glauben, wenn man den jungen Mann sieht. Seine Handflächen sind tätowiert und an den Ohren trägt er große Tunnel. So nennt die Szene die Ausdehnung der Ohrläppchen, in die anschließend ein Plastikelement eingesetzt wird. Inzwischen hat Burger die Branche gewechselt. Er ist selbst Tätowierer geworden.

Der Markt ist groß und hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Das weiß auch Ante Serdarusic. Er betreibt seit 35 Jahren das Studio „First Class“ in Regensburg. „Es ist nicht mehr so, das nur Knastis und Vorbestrafte Tattoos haben“, sagt er. Sie seien auch zur kulturellen Identität geworden, findet er. Zusammen mit den Studios „needles&pins“ aus Runding und „German Ink“ aus Straubing veranstaltete er am Sonntag und Montag das „Oster Tattoo Weekend“ in Obertraubling.

Die Veranstaltungshalle wird von einem permanenten Surren beschallt. Es sind die Nadeln, der rund 50 Aussteller, die permanent die Haut der Kunden bearbeiten. Bis zu 7500-mal pro Minute stechen sie zu und bringen so die Tinte unter die Haut.

Aussteller aus ganz Europa

„Bis zum Alter von 18 Jahren war ich Tattoos gegenüber abgeneigt“, sagt Michael Burger. Doch danach zog ihn der Körperkult in den Bann. Durch Fernsehserien kam er auf die Idee „Lebensmomente in Motive umzuwandeln“, wie er es nennt. Als bei der Bank anfing, hatte er sich allerdings schon sein erstes Tattoos stechen lassen. Dort durfte er es aber nicht offen zeigen.

Die Aussteller der Convention sind Farbkünstler aus ganz Europa. Neben einem Tätowierer aus der Region ist auch einer aus Serbien dabei. Bei ihm lässt sich Dominik Steinhauser ein Motiv stechen. Bei der Kommunikation hapert es ein wenig, der Serbe spricht kein Deutsch. Dennoch hat sein Kunde genug Vertrauen, um ihn an seinen Körper zu lassen.

Hier sehen Sie ein Video zur Wahl der „Miss Tattoo Bayern“ in Neutraubling:

Michael Burger findet, dass das Handwerk des Tätowierens als Ausbildungsberuf anerkannt werden sollte. Heute könne sich jeder in der Branche selbstständig machen, ohne es gelernt zu haben. Er selbst hat erst zwei Jahre lang gezeichnet, ehe er auf Kunsthäuten zu üben begann. „Als ich gemerkt habe, dass es mit den Linien und Schattierungen klappt, habe ich am eigenen Körper ausprobiert.“

„Oft“, das sagt Ante Serdarusic, wenn er über seine Kunden spricht, „bist Du Teil ihres Lebens. Sie kommen zehn, zwölf Jahre zu dir“. Mit der Zeit entstehen aus einzelnen Bildern großflächige Motive, die sie über den Körper ziehen.

So war es auch bei Michael Burger, der seinen Arm als Gesamtkunstwerk bezeichnet. Schon eine Woche, nachdem er seine heutige Frau Sabrina kennenlernte, ließen sie sich ein gemeinsames Tattoo stechen: ein rotes Herz, das in offenen Fesseln liegt. Beide tragen es auf dem Bauch. „Die Familie hat schon blöd geschaut. Sie haben es aber akzeptieren müssen“, sagt Sabrina Burger. Bei ihr war es das erste Tattoo. Aber auch sie ist irgendwann der Sucht nach bunter Haut erlegen. Heute erstrecken sich die Bilder fast bis zum Hals.

Wettbewerb um schönste Tattoos

Auch wenn er der Szene nahesteht, kann er nicht alles nachvollziehen, was Menschen ihrem Körper antun. Er berichtet von einer Suspensionshow, bei der sich Künstler „Fleischerhaken einsetzen lassen und sich an Ketten daran aufhängen lassen“. Das Gefühl der Genugtuung, das sie dabei verspüren, kann der Eventmanager nicht nachvollziehen.

Für Michael Burger beginnt die Arbeit an diesem Ostersonntag eigentlich erst um 14 Uhr. Dann hat sich ein Kunde angekündigt, der sich einen mexikanischen Zuckerschädel stechen lässt. „Damit bin ich mindestens drei Stunden beschäftigt“, kündigt der Tätowierer an.

Zum dritten Mal fand das Oster Tattoo Weekend in Obertraubling statt. Zuvor war man in der RT-Halle, die aber zu klein geworden ist. Und auch aktuell schauen sich die Veranstalter nach neuen Locations um. „Hier ist es nicht schlecht, aber wir können die Bereiche nicht vernünftig aufteilen“, erklärt Serdarusic.

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