Wirtschaft
Ein Ständchen von Haindling

Bernd Rödl, einer der erfolgreichsten Nürnberger Unternehmer, wurde 70. Mit einer Ein-Mann-Kanzlei hat er begonnen. Jetzt hat er 3500 Mitarbeiter.

27.06.2013 | Stand 16.09.2023, 21:01 Uhr
Thomas Tijang

Dr. Bernd Rödl (weißes Hemd) und seine Ehefrau Monika Kastl-Rödl gehen beim Geburtstags-Ständchen begeistert mit.. Foto: Tjiang

So schaut es aus, wenn Dr. Bernd Rödl seinen 70. Geburtstag hat: Familie und Mitarbeiter treffen sich in fröhlicher Runde – unbeschwert, locker, unkompliziert. Im Stammhaus der weltweit agierenden Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner wurde kräftig gefeiert.

Ehefrau Monika Kastl-Rödl und die schwangere Tochter Steffi kündigen gemeinsam „deine Lieblingsband aus dem Niederbayerischen Haindling“ an. Und Haindling gratuliert dem „lieben Bernd“, stimmt an und singt „Ich lieg im Garten in der Sonne und scheiß aufs Telefon“. Ziemlich passend, denn das Geburtstagskind hatte Ende 2010 gemeinsam mit seiner Frau den Führungsstab der Kanzlei in die Hände seines Sohnes, Prof. Dr. Christian Rödl, gelegt.

Start im Keller-Büro

Dieser Führungsstab – „ein Mühlstein war es nie“ sagt Sohn Christian – hatte es durchaus in sich. Mit der Gründung von Rödl & Partner im Jahr 1977 im Keller seines Hauses legte Dr. Bernd Rödl den Grundstein für die heute größte, familiengeführte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft in Deutschland mit 3500 Mitarbeitern und 91 eigenen Niederlassungen in 40 Ländern.

Die Kombination einer interdisziplinären Beratung als Rechtsanwalt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer aus einer Hand ist noch heute das Herzstück des Erfolgs. Seinen Erfolg allerdings hatte sich der gründliche und penible Berater nicht träumen lassen. „Diese Entwicklung war einfach nicht vorherzusehen.“ Der einstige Junganwalt war aber durchaus ehrgeizig und wollte die Nummer eins in Nürnberg werden. Als diese Etappe geschafft war, rückte er das Ziel „die Nummer eins in Nordbayern“ ins Visier, dann wollte er die Nummer eins in Bayern werden.

Als der Eiserne Vorhang fiel, hatte Rödls Kanzlei bereits 120 Mitarbeiter an den drei Standorten Nürnberg, Hof und München. Als erste deutsche Wirtschaftskanzlei eröffnete Rödl & Partner noch vor der Wiedervereinigung Büros in der damaligen DDR und der damaligen Tschechoslowakei. Im Jahr 1994 folgte die, wie er sagt, erste Niederlassung einer deutschen Kanzlei in China. Eine Beratung in China, den USA oder Brasilien über rechtliche Probleme oder die Jahresabschlussprüfung auf Deutsch ist für den Jubilar „weltweit ein großer Wettbewerbsvorteil“. Aus seinem Ruhestandsplan, eine Weltreise in Angriff zu nehmen, ist allerdings noch nichts geworden.

Die Holzhütte im Fischerdorf

Der einst begeisterte Rucksacktourist, der nie viel Wert auf luxuriöse Reisen legt, ist auch nach dem Generationswechsel höchstens vier Wochen in Urlaub gewesen. Dafür nutzt er gelegentlich seine kleine Holzhütte in einem türkischen Fischerdorf. Frühstück und Abendessen gibt es beim Wirt, in der Regel das, was der Wirt mit seinem Netz fängt. Als einmal der Außenbordmotor ausfällt, kauft Rödl ihm einen neuen – und sichert sich damit die Möglichkeit, selbst mal mit dem Boot aufs Meer zu fahren.

Seine akribische Gründlichkeit hat er auch auf den Golfplatz mitgenommen, ein Sport, den er für sich erst spät entdeckt hat. Rödl, bald elffacher Großvater und immer noch begeisterter Berater und Prüfer, kann es bis heute nicht lassen. Sein Büro im Stammsitz nutzt er immer noch, die Zeit teilt er in „50 Prozent Büro, 50 Prozent privat“ ein. Ehefrau Monika beklagt sich nicht: „Ich habe wieder Klavierunterricht genommen“, da würde er beim Üben nur stören. Dafür berät er etwa Mandanten der ersten Stunde oder Mandanten, die bei der Ausgestaltung ihrer Generationswechsel auf seine Erfahrung zurückgreifen wollen.

Außerdem will er aus dem Hintergrund daran mitwirken, dass sein Lebenswerk Rödl & Partner „die Nummer eins in Deutschland“ wird.

„Meine größte unternehmerische Leistung ist für mich, dass Rödl & Partner in so herausragender Weise als Familienunternehmen fortgeführt wird“, bilanziert Bernd Rödl. Über allem steht aber, dass ich auf meine Familie unglaublich stolz bin.“