Kolumne
Eine Beamtin in Lack und Leder

In seiner Rechtskolumne behandelt der Neumarkter Anwalt Geedo Paprotta ein heikles Thema. Es geht um Dominas.

19.01.2019 | Stand 25.10.2023, 12:33 Uhr
Geedo Paprotta

Hin und wieder beschäftigen sich Gerichte mit Streitigkeiten bezüglich Dominas. Foto: Axel Heimken/dpa

Wissen Sie, was eine Domina ist? Ich meine nicht die kleinen schwarzen Steine. Das sind Dominos! Dominas sind auch oft schwarz. Aber wenn Sie die „klein“ nennen, werden sie ganz schlimm verdroschen. Das ist nämlich der Job dieser Damen. Gern tragen sie Latex oder Leder, arbeiten mit Peitschen und Schnüren und bereiten ihren Kundinnen und Kunden Vergnügen. Dabei verwahren sich viele Dominas vehement gegen das pauschale Urteil, sie wären Sadomaso-Prostituierte und betrachten ihr Gewerbe als eine besondere Kunst. Und Kunst kostet nun einmal Geld.

Eine Domina aus München lief genau diesem Geld nach. Ein Kunde aus Rumänien hatte ihre Dienste gebucht – und war dann einfach weggeblieben! Ob er am Schluss doch noch Angst hatte, dass es zu weh tut? Es sollte jedenfalls 1451,80 Euro kosten. Wie es sich für eine ordentliche Gewerbetreibende gehört, hatte der Vertrag der Dame auch einiges an Kleingedrucktem. Dort stand geschrieben: Wer seinen Termin nicht 24 Stunden vorher storniert, zahlt den vollen Preis. Es gibt ja auch noch andere, die sich wehtun lassen möchten. Ist wie beim Zahnarzt. Weil der Kunde nicht zahlte, beantragte die Domina einen Mahnbescheid und schließlich landete der Fall vor Gericht.

Der Rumäne hatte inzwischen durchaus nachvollziehbarerweise mächtig Ärger mit seiner Frau und fühlte sich völlig unschuldig! Zu Recht, stellte das Amtsgericht München fest. Er war nämlich der falsche! Die Domina entschuldigte sich, die Klage wurde abgewiesen, die Ehe war gerettet (Az. 275 C 4388/18).

In Stuttgart wollte eine Domina das älteste Gewerbe der Welt dort betreiben, wo es hingehört: In einem Gewerbegebiet. Doch dies wurde ihr verboten. Die Stuttgarter Verwaltung wollte keineswegs als Spießer gelten. Es ginge nicht um die sittliche Bewertung! Auch das Stuttgarter Verwaltungsgericht sah vielmehr ein städtebauliches Konfliktpotenzial in dem traditionell handwerklich geprägten Gewerbegebiet. Man fürchtete einen „Trading-down-Effekt“, hieß es. Das ist noch schlimmer als unanständig: Es ist geschäftsschädigend! So musste sich das Dominastudio also schmerzvoll dem Gericht unterwerfen (Az. Az.: 2 K 4087/09).

Was übrigens nicht gut ankommt, sind Beamtinnen, die sich in ihrer Freizeit im Internet als Domina anbieten. Einer Beamtin in Berlin sollten deshalb Disziplinarmaßnahmen auferlegt werden. Sie wehrte sich vor dem Verwaltungsgericht Berlin und die Richter schauten sich die Internetseite einmal ganz genau an. „Tauche ein in das Reich bizarrer Phantasien und erotischer Dominanz“ hieß es dort. Und daneben ein Bild der Beamtin – in Lack und Leder.

Eine genauere Beweisaufnahme (Details sind mir nicht bekannt) ergab jedoch, dass die Dame selbst gar nicht die Peitsche schwang. Sie posierte nur als Domina-Modell für die Homepage! Das fanden die Richter langweilig und bestraften die Beamtin zur Strafe nicht (Az. 80 A 17.07). Zahnärzte haben solche sorgen selten! Aber die tragen ja auch weiß.

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