Champions-League-Finale
Einsamer BVB-Fan im FCB-Land

Johannes Köstler ist ein Exot im Landkreis. Der Raitenbucher ist Fan von Borussia Dortmund, vor allem aber hat er Tickets für das Finale.

24.05.2013 | Stand 16.09.2023, 21:03 Uhr
Franz Guttenberger

Ein stolzer Dortmund-Fan: Johannes Köstler

Im Hause Köstler in Raitenbuch nahe Berching dreht sich derzeit alles um König Fußball. Der Hausherr, Johann Köstler, feiert derzeit als langjähriger Fan von Hertha BSC Berlin, deren Aufstieg. Sohn Johannes Köstler kann da nur milde Lächeln, er schwebt in ganz anderen Sphären – dem Champions League Finale. Und das nicht, wie sich vermuten ließe als Bayern-Anhänger, sondern als einer der wenigen gelb-schwarzen Borussen im Landkreis. Zu einer noch selteneren Gattung wird er dadurch, dass er Karten für das Spiel in Wembley hat.

Im roten Hoheitsgebiet, wie es der Landkreis nun mal ist, hat es ein Dortmund-Fan nicht einfach. Johannes Köstler ist ein solcher aber seit früher Kindheit. Der Anlass war banal: Die Farben Schwarz und Gelb imponierten dem kleinen Buben. Sportlich hatte die Borussia aus Dortmund aber auch einiges zu bieten. Zum Beispiel Köstlers Idol, den Schweizer Nationalstürmer Stephane Chapuisat, der mit der Nummer neun auf dem Rücken unter Trainer Ottmar Hitzfeld beim BVB die Tore machte.

Sein erstes Spiel der Borussia sah er schließlich mit zwölf Jahren – bei den Bayern im Olympiastadion in München. Womit sich der Kreis hin zum Champions-League-Finale schließt, der einst an der Realschule in Beilngries seinen Anfang nahm. Dort fand Köstler Gleichgesinnte aus Böhming, Zandt und Beilngries und man gründete einen Dortmund-Fan-Club, dessen Vorsitzender Köstler war.

Viele Jahre sind seither vergangenen, geblieben ist die Leidenschaft und die Ausdauer, mit der Köstler alle Auswärtsspiele des BVB besucht. Auch bei allen internationalen Spielen der Dortmunder ist er dabei. In dieser Saison führte ihn die Fanleidenschaft nach Malaga, Madrid und sogar in der Ukraine nach Donezk. Mit dem Zug war er dabei in einer einfachen Strecke von 2200 Kilometer 47 Stunden lang unterwegs.

Köstler gehört inzwischen dem BVB-Fanclub Bayern-Baden Württemberg an. Die meisten Mitglieder davon kommen aus dem Ruhrpott und sind nach Bayern oder Württemberg gezogen. Zu den Spiele des BVB geht es dann mit dem Auto, mit dem Zug oder mit dem Bus –und egal wo man ist: Nach dem Spiel fährt man immer gleich wieder zurück. Auf die Frage nach dem Warum hat Köstler eine einfache Antwort: „Es ist einfach gigantisch ein Dortmund-Fan zu sein. Dadurch kenne ich Freunde in ganz Deutschland“.

Tolle Fahrten hat er so erlebt. Mit die schönste war für ihn das DFB-Pokal-Finale und der 5:2 über den FCB im vergangenen Jahr. Und nun ruft das Wembley- Stadion. Doch wie schätzt Köstler die Chancen ein? „Ich bin optimistisch, dass wir das Spiel gewinnen.“

Köstler kann es gar nicht mehr erwarten, bis am Freitag die Reise losgeht. Mit dem Bus geht es nach Ulm, von dort weiter nach Dortmund und dann nach London. Ein enormer Umweg. Unbedarfte könnten nun vorschlagen, Köstler könne doch in einem der vielen Busse von FCB-Fanclubs aus der Region mitfahren.

Für Köstler unvorstellbar. „Lieber sechs Stunden Fahrt nach Dortmund als eine Stunde Fahrt nach München.