Neumarkter spendeten
Emma leidet an Hirnschäden: So half ihr die Delfintherapie

23.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:34 Uhr
Gemeinsam mit der Therapeutin klammerte sich Emma an die Flossen des Delfins. −Foto: Fotos: Verena Kornburger (2), Luis Münch

Viele Leser unserer Zeitung hatten gespendet, nun ist Emmas Traum wahr geworden: Die kleine Neumarkterin reiste in die Türkei und durfte in Kemer nahe Antalya mit Delfinen schwimmen.



Die Sechsjährige leidet an Hirnschäden und Epilepsie. Aufgrund von Spastiken im Fuß kann sie sehr schlecht laufen. Zudem spricht sie nur wenige Worte und ihr fehlt das Gefahrenbewusstsein. „Ich kann sie nie aus den Augen lassen“, sagt ihre Mutter Verena Kornburger.

Emmas Mutter vermutet das Angelman-Syndrom

Sie vermutet, dass ihre Tochter möglicherweise am Angelman-Syndrom leidet. Dieses äußert sich unter anderem durch Entwicklungsverzögerungen, einer Gangataxie und einer reduzierten Lautsprachentwicklung. Auch Emmas ausgeprägte Fröhlichkeit ist ein Indiz dafür. Sie lacht viel, klatscht und schüttelt hin und wieder mit dem Kopf. Durch Laute, Stöhnen oder Deuten drückt sie sich aus. So kratze sich Emma beispielsweise, wenn sie mit einer Situation überfordert sei, sagt Kornburger.

Diagnostiziert wurde das Angelman-Syndrom bei ihrer Tochter bisher nicht. Im Frühjahr ließ Kornburger den Verdacht untersuchen; ein Arzt aus Leipzig nahm Emma dafür Blut ab. Derzeit wartet die Mutter auf das Ergebnis, im Oktober oder November soll Klarheit herrschen.

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Zuletzt warf die Epilepsie Emma immer wieder zurück. Sie machte eine Phase durch, in der „nichts bei ihr ankam“, wie Kornburger sagt. Gut drei Wochen lang schaute das Mädchen ihr Spielzeug nicht richtig an und verweigerte teilweise das Essen. Sie nahm viel ab und war oft krank. Zudem brachten die Therapien, ob Logopädie oder Physio, keine Erfolge. „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit wurde, wieder dahin zu fliegen“, sagt Kornburger hinsichtlich der Therapie in der Türkei.

Spenden gesammelt: Viele MZ-Leser zeigten Herz

2019 hatten sich die beiden schon einmal auf den Weg an die südliche Mittelmeerküste gemacht, um Emma das Schwimmen mit den Tieren zu ermöglichen. Um nun die Kosten für eine zweite, fast 7000 Euro teure Reise stemmen zu können, bat Verena Kornburger um Spenden.Nachdem unsere Zeitung über Emmas Schicksal berichtet hatte, zeigten viele Leser Herz. Darunter auch einBauträger aus Berngau, der einen erheblichen Teil des Geldes finanzierteund der Familie den Trip damit schließlich ermöglichte. Emma und ihre Mutter bedanken sich an dieser Stelle bei allen, die gespendet haben.

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Vor kurzem war es dann soweit, zwei Wochen verbrachte Emma gemeinsam mit ihrer Mama in der Türkei. 20 Minuten täglich schwamm die Sechsjährige mit Delfinen in einem Becken, etwas größer als ein Delfinarium, wie Kornburger sagt. Eine Therapeutin begleitete sie. Mal schmiss ein Trainer einen Ball vom Beckenrand aus ins Wasser, mal einen Ring, den der Delfin auf der Nase balancierte und dann an Emma weitergab. Sie küsste und streichelte das Tier. Und während sich die Therapeutin mit Emma an den Flossen festhielt, schwamm der Delfin auf dem Rücken quer durch das Becken.

Welche Erfolge die Delfintherapie in der Türkei brachte

Der Kleinen war die Freude anzusehen, sie klatschte und patschte lachend ins Wasser. „Viele Kinder haben geweint, wenn sie ins Becken gegangen sind. Emma war nicht ängstlich. Sie hat sich gefreut und war neugierig“, sagt Verena Kornburger.

Neben Ergotherapie stand zur Stärkung der Muskulatur auch Galileotherapie auf dem Programm. Rund 20 Minuten am Tag wurde Emma dabei auf einer Vibrationsplatte durchgerüttelt. Darüber hinaus ging die Sechsjährige gemeinsam mit ihrer Therapeutin ins Meer, wo das Mädchen am Bauch gehalten und durch das Wasser getragen wurde. „Für Kinder mit einer Wahrnehmungsstörung ist das etwas ganz Besonderes, weil sie dadurch mehr fühlen“, sagt Kornburger. Nach den rund zwei Stunden, die die Therapien täglich insgesamt dauerten, nutzten Emma und ihre Mutter die Zeit zur Erholung, gingen spazieren oder ruhten sich im Hotel aus.

Wie schon 2019 zeigte die Therapie auch diesmal Wirkung. „Emma beobachtet viel mehr, sie ist offener und aufmerksamer. Sie versucht zu verstehen, wenn ich sie etwas frage. Ich habe das Gefühl, als würde es in ihr arbeiten“, sagt Kornburger, die ihrer Tochter schon während des Aufenthaltes in der Türkei anmerkte, wie gut ihr die Delfine taten. Außerdem esse das Mädchen nun lieber und habe auch wieder Freude an ihren Spielsachen. „Ich merke, dass das etwas mit ihr macht.“