Wirtschaft
Endgültig weggeworfen gibt es nicht

Peter Edenharder sieht sich mit seinem Unternehmen als Lieferant für Rohstoffe, die aus vermeintlichem Müll gewonnen werden.

17.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:12 Uhr
Lothar Röhrl
Das Bild steht dafür, wie Peter Edenharder jun. an der Tradition seiner Familie festhält: Das Fahrzeug, mit dem Opa Josef das Geschäft gegründet hatte. −Foto: Fotos: Röhrl

Die Edenharders sind eine Neumarkter Familie. Opa Josef hat das gleichnamige Entsorgungsunternehmen 1947 gegründet. Mit einem Opel-Lkw startete er an der Amberger Straße. Sohn Peter baute vor 30 Jahren das Unternehmen aus. Dazu siedelte er ins ehemalige Ziegelwerk am Blomenhof um. Und jetzt – wieder einmal sind bei den Edenharders 30 Jahre ins Land gegangen – steht der Wechsel von Neumarkt ins benachbarte Pilsach fest. Die gesamte Firma zieht vom Blomenhof drei Kilometer weiter nordöstlich ins Gewerbegebiet „Muschel“. An die neue Adresse Josef-Edenharder-Straße.

Richtig: Diese Straße ist nach dem Opa von Junior-Chef Peter Edenharder benannt. Das ist aber das einzig Rückwärtsgewandte an der neuen Adresse. Denn am neuen Stammsitz wird umgesetzt, was Peter Edenharder mit „Sekundär-Rohstoffe“ meint: Vieles kann wiederverwendet werden; nur wenig ist Müll, der verbrannt werden muss.

Drei Bauwerke befinden sich auf dem 38 000 Quadratmeter großen Areal: Entlang der Bundesstraße 299 zieht sich auf 135 Metern Länge ein Gebäude, das aus einem kleinen Trakt für die Verwaltung und einer großen Halle für das Unterstellen der Flotte der Firmenfahrzeuge besteht. Im zweiten Komplex gibt es eine Lagerhalle für die gesammelten Wertstoffe. Und im dritten Bau wird die neue Sortieranlage für Altpapier installiert. 35 000 Tonnen pro Jahr können hier verarbeitet werden.

35 000 Tonnen Papier pro Jahr

Das meiste Material stammt aus den einmal im Monat von Edenharder-Fahrzeugen in den Landkreisen Neumarkt und Nürnberger Land entleerten blauen Papiertonnen. Am bisherigen Standort sind jährlich 20000 Tonnen so verarbeitet worden, dass Papierhersteller daraus neue Produkte aus recyceltem Papier herstellen können. Die Anordnung der Gebäude sei so gewählt worden, dass automatisch Lärmschutz ermöglicht wird. Nur im nördlichen Teil des Areals stehe noch nicht fest, ob dieser Schutz mit einer Wand oder einem Wall hergestellt wird. Man neige derzeit eher zu einem bepflanzten Wall, berichtete Peter Edenharder im Gespräch mit dem Tagblatt über den aktuellen Stand.

Warum sollte es jetzt Pilsach sein und nicht mehr Neumarkt? Für Peter Edenharder war die geplante Grundstücksgröße mit Neumarkt einfach nicht zu machen. Die Stadt habe derzeit kein solches anzubieten. Daran, so kommentiert Edenharder, werde Neumarkts Stadtpolitik noch zu arbeiten haben. Denn er glaubt, dass es noch mehr Firmen gebe, die sich vergrößern möchten. Das sieht er auch an dem alten Gelände auf dem ehemaligen Ziegelwerk. Hierfür gebe es Interessenten, an deren altem Standort es ihnen zu eng geworden ist.

Zurück zum Unternehmen selbst und damit auch zur Zukunft der Verwertung von Müll. Peter Edenharder weiß von vielen Führungen durch seine Firma, wie aufgeschlossen und extrem-interessiert heimische Bürger mittlerweile für dieses Thema sind. „Kinder wissen eh meist schon einiges, bevor sie hierherkommen. Nicht selten berichten sie, dass Mama glaubt: Man sammelt alles getrennt und dann wird das nach dem Abholen wieder alles zusammengeworfen und vieles davon verbrannt. Da sind die Kinder schon viel weiter.“

Der Müll-Kreislauf steht

Nicht nur diese können beim Gang über die Firma sehen, was mit feinsäuberlich nach den Sorten Weiß, Grün und Braun gesammeltem Glas gemacht wird. Oder aus Sperrmüll Rohstoff für die holzverarbeitende Industrie wird. Und was nach der Sortierung des Inhalts der blauen Tonne an Fabriken, die Papier für hochwertige Produkte wie Zeitungen herstellen oder die Verpackungsmaterial aus Kartonagen produzieren, weitergegeben wird.

Interessant ist aber auch, wie regional aufgestellt Edenharder ist. Was bei heimischen Firmen an Abfallprodukten anfällt, die beispielsweise Kloßteig und Dachgepäckträger herstellen, wird bei Edenharder sortiert. Und in einem Fall zu Granulat gehäckselt, damit er wieder für Kunststoff-Artikel verwendet werden kann.

Edenharder setzt Credo privat fort

Abfall-Kreislauf: Diesen Begriff nehme er sehr wörtlich und damit ernst – stellte Peter Edenharder dazu fest. Denn er weiß, was mit manchem Müll für schlimme Dinge passieren können: Von Plastikmüll übersähte Strände, im Meer für Schildkröten und Fische zur tödlichen Falle werdende Plastiktüten. Das will Peter Edenharder nicht.

Persönlich ist daher sein Credo, dass er mit Stofftasche und Keramikbehältnissen zum Einkaufen geht. Dabei lässt er die Beruhigung nicht gelten, dass die geschilderten Müllszenen nur überall dort passieren könnten, wo Müll nicht wie in Deutschland gut-gefiltert in Müllkraftwerken verbrannt wird. „Hier werden schlicht Rohstoffe wie Öl verbrannt“, meint Peter Edenharder.

Auffallend oft ist damit im Gespräch mit Peter Edenharder jun. der Begriff „Rohstoff“ gefallen. Ja, so scheinen sie zu sein, die Chefs von Unternehmen, die noch vor zwei Jahrzehnten nur als „Müllentsorger“ eingestuft waren. Und die merken, dass die Zeit reif ist, Abfall mindestens einmal darauf zu überprüfem, ob daraus nicht immer besser bezahlte Rofstoffe gewonnen werden.

Und wenn dann auch noch die Verbraucher mitziehen, wäre Peter Edenharder jun. glücklich – nachdem er kurz zuvor eine volle Ladung Hausmüll aus einer blauen Tonne (Papier) herausgefischt hatte.