Neumarkt
„Engel der Kulturen“ setzt ein Zeichen für das Miteinander

15.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:23 Uhr
Ein Engel rollt durch Neumarkt. −Foto: Fotos: Marie Nebel

Als Symbol für Zusammenhalt und Frieden wurde am Freitag Nachmittag das Kunstwerk „Engel der Kulturen“ durch Neumarkt gerollt.

Am Startpunkt, der evangelischen Christuskirche, hatten sich am Freitag Nachmittag mehrere Dutzend Menschen versammelt – darunter die Schüler der Grundschule an der Bräugasse, ihre Lehrer sowie Eltern und Großeltern. Sie alle wollten sehen, was es mit dem Kunstprojekt von Carmen Dietrich und Gregor Merten auf sich hat. Auf Einladung von Grundschulleiterin Tanja Kölbel und der evangelischen Religionslehrerin Claudia Bub war das Ehepaar mitsamt ihres Kunstwerkes nach Neumarkt gekommen.

An diesem Kunstwerk – einem Ring aus Stahl, in den ein Kreuz, ein Stern und ein Halbmond als Zeichen für das Christentum, das Judentum und den Islam eingelassen sind – durften die Kinder gleich Hand anlegen. Gemeinsam mit Künstler Merten legten sie den Ring flach auf den Boden und füllten den freien Raum mit Sand. Als sie den Ring wieder anhoben, war auf dem Boden die Form eines Engels entstanden. „Jeder Bestandteil des Rings ist wichtig, damit sich am Ende ein Ganzes, der Engel, ergibt“, erklärte Dietrich den Kindern.

Unterstützt durch das Künstlerpaar, rollten diese den Engel anschließend zur Muslimischen Gemeinde. Imam Talha Dogan erwartete sie bereits. Die Liebe sei die Antwort und auch der Weg zur Vergebung, sagte er. Auch in der Regensburger Straße hinterließen die Kinder einen Engel aus Sand.

Dogan begleitete sie weiter zur nächsten Station, den Stolpersteinen der Jüdischen Gemeinde am Oberen Markt. Ilse Danziger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Regensburg war gekommen, um ein paar Worte an die Neumarkter, die den Engel durch die Stadt begleiteten, zu richten. „Unsere Religionen sollten sich ihrer Gemeinsamkeiten bewusst werden“, sagte sie. In der Fußgängerzone malten die Kinder den Engel mit Kreide auf – für eine Figur aus Sand ist auf dem Gehweg schlichtweg zu viel Verkehr.

Vor der katholischen Johanneskirche begrüßten Stadtpfarrer Norbert Winner und die Ministranten die vielen Menschen – es waren auf dem Weg noch einige dazugekommen – mit Orgelspiel und Glockengeläut. Als das Kunstwerk weiter in Richtung der Grundschule in der Bräugasse gerollt wurde, blieb auch vor der Kirche ein Engel aus Sand zurück.

In der Bräugasse erreichte der „Engel der Kulturen“ nun seine letzte Station. Berührt habe sie dieser Weg, sagte Grundschulleiterin Kölbel: „Mir ist unterwegs das Herz aufgegangen.“ Der Engel sei ein Symbol dafür. dass man sich gegenseitig bereichere. „In unserer Schule leben wir von dieser kulturellen Vielfalt und begreifen sie als etwas Verbindendes“, erklärte Kölbel. Ähnlich sah das Oberbürgermeister Thomas Thumann. In Neumarkt seien Menschen aus 110 Nationen zuhause. Offenheit und Toleranz müsse von allen gelebt werden. „Ich hoffe, jeder konnte vom heutigen Tag etwas für sich mitnehmen“, fügte er an.

Vor der Grundschule wurde schließlich eine Bodenintarsie mit einem kleinen Engel eingelassen – als ein Zeichen, das bleibt.