Täuschung
Falscher Bischof war ein Deutscher

Der Berliner Ralph Napierski hat sich beim Treffen der Kardinäle im Vatikan als „Bischof Basilius“ ausgegeben. Die Schweizer Garde beendete die Aktion.

05.03.2013 | Stand 05.03.2013, 12:37 Uhr

Ralph Napierski (l.) – hier mit Kardinal Sergio Sebiastiana – hat behauptet, katholischer Bischof zu sein. Foto: afp

Der am Montag beim Eintreffen der Kardinäle im Vatikan aufgetretene falsche Bischof „Basilius“ ist ein Deutscher. Es handelt sich um den Berliner Ralph Napierski, der sich in der Vergangenheit bereits mehrfach als katholischer Würdenträger ausgegeben hat. Der Sprecher der deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte der Online-Ausgabe der „Bild“-Zeitung: „Herr Napierski ist hier bekannt.“

Kopp sagte, Napierski behaupte, katholischer Bischof zu sein. „Dem widersprechen wir: Er wird nicht im ’Annuario Pontificio‘ geführt, dem Päpstlichen Jahrbuch, in dem alle rechtmäßigen katholischen Bischöfe verzeichnet sind. Daher können wir nicht erkennen, dass er ’in Union mit der katholischen Kirche‘ steht.“ Außerdem empfinde er das Verhalten, in dieser Form die Vorbereitungen zum Konklave zu stören, inakzeptabel.

Erzbistum Berlin ist verärgert

Auch das Berliner Erzbistum ist verärgert. Der Mann „mache sich selbst zur weltweiten Lachnummer“, erklärte der Sprecher des Erzbistums Berlin, Stefan Förner, am Dienstag. Das Erzbistum habe mit dem Mann, der nach Presseberichten aus Berlin stammt, nichts zu tun. Die Kirche erwäge aber keine juristischen Schritte gegen ihn, die Berufsbezeichnung Bischof sei rechtlich nicht geschützt.

Mit Turnschuhen, ungewöhnlichem „Bischofsgewand“ und einem Modeschmuck-Ring am Finger hatte sich der falsche Bischof am Montag in Rom bei den Vorbereitungen zur Papst-Wahl unter die Kardinäle gemischt und ihnen bei ihrer Ankunft die Hand geschüttelt. Er wurde entdeckt und darauf unter dem Gelächter wartender Journalisten von der Schweizer Garde des Geländes verwiesen. Es habe sich um einen unerlaubt geweihten „fahrenden Bischof“ gehandelt, der zwischen Australien, England und Deutschland pendele, berichtete die Turiner Zeitung „La Stampa“ am Dienstag. Angeblich gab er sich als Mitglied der italienischen Orthodoxen Kirche aus, die aber gar nicht existiert.

Scherzbold als Chef eines nicht existierenden Ordens „Corpus Dei“

Kennern zufolge - zitiert wird der Fachmann Massimo Introvigne - lässt sich der falsche Bischof öfter auf Schwulen- und Lesben-Demonstrationen ablichten und greift gern die katholische Kirche und ihre Moral an. Wie es scheine, so das Blatt, verdiene er seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Ritterorden und Diplomen seiner - nicht existierenden - Universität Jesus Christ University. Der Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hatte am Montag gesagt, ihm sei der Vorfall nicht bekannt.

Napierski betreibt zudem verschiedene Internetseiten. Darin bezeichnet er sich als Bischof einer Teilkirche der katholischen Kirche. Auf einer Seite gibt sich der Scherzbold als Chef des vermeintlichen katholischen Ordens Corpus Dei aus - eine offensichtliche Anspielung auf den katholischen Bund Opus Dei.

Der Berliner Bistums-Sprecher erklärte, grundsätzlich gelte für diesen Fall der biblische Spruch: „An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen.“ Der sogenannte „Bischof“ qualifiziere sich mit seinen Auftritten selbst. Sein ständiger Versuch, sich durch öffentliche Auftritte zu profilieren, funktioniere offenbar nicht.

Im Vatikan hatten am Montag die Vorbereitungen zum Konklave begonnen, also der Kardinalsversammlung, die den neuen Papst wählt. (afp/dpa)