Neumarkt
Flüchtlinge suchen eine Wohnung

Bei der Kampagne „Wohlfühlraum“ unterstützen ehrenamtliche Helfer angehende Mieter und Vermieter.

17.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:10 Uhr
Heike Regnet
Das Integrationscoachingteam mit Michael Rabel, Gerlinde Delacroix, Hans Werner Gloßner, Klara Rabel und Mimoza Marku (v.li.) stehen beim Projekt mit Rat und Tat zur Seite. −Foto: Herbert Meier

Wenn Mimoza Marku ihre Emails bearbeitet, vergeht kaum kein Tag, an dem nicht nach einer Mietwohnung gefragt wird. Marku ist hauptamtliche Integrationslotsin für den Landkreis und Leiterin der Integrationsdienste im Malteser Hilfsdienst e.V. Mit dem Projekt „Wohlfühlraum“ will sie nun angehende Vermieter und Mieter zusammenführen - unterstützt wird sie dabei von einem professionellen Team ehrenamtlicher Helfer, zu dem auch Immobilienprofi Hans Werner Gloßner zählt.

Gesucht werden Wohnungen nicht nur in Neumarkt, sondern im gesamten Landkreis. Im Projekt „Wohlfühlraum“ werden Mieter und Vermieter von Beginn an begleitet und unterstützt. Professionelle Mietvertragsgestaltung, Ermittlung der Nebenkosten und der Jahresabrechnung sind ebenso selbstverständlich wie Hilfe bei Umzug oder notwendigen Reparaturen vor dem Bezug einer Wohnung.

„Die Wohnungssituation in Neumarkt und Umgebung ist extrem schwierig, nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Deutsche. Diesem Dilemma für die Geflüchteten wollen wir Abhilfe schaffen“, sagt Marku. „Es gibt in Neumarkt jede Menge leerstehender Wohnungen, die aus verschiedenen Gründen nicht vermietet werden. Ältere Vermieter scheuen eventuelle Probleme mit neuen Mietern, andere möchten vielleicht keine Fremden im Haus haben.“ Hier greife nun das Projekt „Wohlfühlraum“.

Ein Netzwerk an Helfern

Viele der ehrenamtlichen Helfer, die sich hier mit einbringen, engagieren sich bereits seit Jahren. So auch Hans Werner Gloßner, der seit der Flüchtlingskrise 2016 bereits über 60 Mietverträge für Flüchtlinge vermittelt hat. „Ich weiß, wie man die Leute überzeugt“, sagt Gloßner, der seit über vier Jahrzehnten Mieter und Vermieter zusammenbringt. Seit fünf Jahren engagiert er sich im Ehrenamt für gelungene Integration. Bei „Wohlfühlraum“ übernimmt er kostenlos den verwaltungstechnischen Part. „Hier gibt es wohl nichts, was ich nicht weiß“, sagt der erfahrene Immobilienprofi. Den künftigen Mietern und Vermietern steht zudem ein komplexes Netzwerk an Helfern zur Seite. „Hier wird keiner alleine gelassen.“

Plan:Ansprechpartner:
Beim Projekt „Wohlfühlraum“ werden mit professioneller Hilfe Mietwohnungen für Geflüchtete gesucht.Interessenten melden sich bei Mimoza Marku, Telefon (0151) 11171231 oder Hans Werner Gloßner, Telefon (0171) 4162807. (nrt)

Vorteile biete „Wohlfühlraum“ für alle Seiten, sagt Marku. Die Geflüchteten seien um jede Wohnung froh, die ihnen angeboten werde. Ältere Wohnungsbesitzer profitieren davon, wenn junge Menschen einziehen, die den Vermietern Hilfsdienste leisten können, ob bei Gartenpflege, Einkauf und letzten Endes auch im Notfall. Einen weiteren Vorteil bieten die Integrationslotsen, indem sie sich um die Mieter kümmern, und zwar als Paten, die während der Dauer des Mietverhältnisses als Ansprechpartner die Verbindung zum Vermieter aufrechterhalten.

In den nächsten Wochen soll der neue Flyer „Wir suchen Wohnungen“ an die Neumarkter Haushalte verteilt werden, informiert Marku. Zudem wird der Flyer unter anderem auch in den Rathäusern im Landkreis zur Mitnahme bereit liegen. „Jeder, der Interesse an einer Vermietung hat, kann sich melden. Die Integrationslotsen setzen sich sehr gerne mit den Vermietern in Verbindung. Jeder Anbieter von Wohnraum wird sehen, wie unkompliziert alles läuft, wenn man professionelle Hilfe beim Vermieten bekommt. Nebenbei erhält man auch noch Miete und Nebenkosten und hat neue, hilfsbereite Nachbarn. Wenn dabei in der Hausgemeinschaft auch noch freundschaftliche Beziehungen entstehen, so ist das gelungene Integration“, ist Mimoza Marku überzeugt.

Neue Helfer sind willkommen

Kontinuierlich gewachsen ist in den vergangenen Jahren die Zahl der ehrenamtlichen Helfer, die sich in Sachen gelungene Integration mit einbringen. „Im Augenblick sind es 65 engagierte Ehrenamtliche und neue Helfer sind stets willkommen“, sagt Marku, die die Helfer aus dem gesamten Landkreis in fünf Gruppen strukturiert hat. Diese reichen von Begleitende Hände, Integrationscoach, Schulpaten und Kulturdolmetscher bis hin zur Coronahilfe. Zweimal im Jahr erscheint zudem ab sofort das mehrsprachige Magazin „grenzenlos“ - erstmals im Mai 2021 - das nicht nur über aktuelle Themen informiert, sondern in dem auch so manche interessante Geschichte erzählt wird.