Gemüse
Frischer Spargel von beheizten Feldern

Auf dem Hof der Baumanns in Geiselhöring herrscht bereits Hochbetrieb. Mit Hackschnitzeln aus Abfallholz wird das Feld beheizt.

05.04.2013 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr

Dr. Karl Baumann strahlt über die Produkte der frühen Ernte. Foto: Bäumel-Schachtner

Der Winter will sich heuer gar nicht verabschieden. In der Nacht herrscht noch Frost – dennoch gibt es schon den ersten Spargel. Aus Griechenland? Nein. Aus Niederbayern. Denn der Geiselhöringer Agraringenieur Dr. Karl Baumann hat als erster in Deutschland ein einzigartiges System entwickelt: Beheizbare Felder, in denen der Spargel bereits weit vor der Saison sprießen kann.

Auf dem Hof der Baumanns in Geiselhöring herrscht bereits Hochbetrieb. In großen Kisten wird der Spargel angeliefert. Zunächst kommt die weiße Delikatesse in die Vorwäsche: Ein Wasserschwall säubert das Gemüse. Danach heißt es ab in die Eiswasserkühlung, wo der Spargel vier Stunden bleibt, damit er die Feldwärme abgeben kann und so länger haltbar ist.

„Das ist auch jetzt nötig, obwohl es draußen so kalt ist. Und erst recht, wenn es wärmer wird“, erklärt Dr. Karl Baumann. Auf zwei Grad wird der Spargel gekühlt. Danach sortiert eine Maschine die Stangen nach verschiedenen Klassen; sie werden dann geputzt und kommen eventuell auch in die Schälmaschine. Im Kühllager rieselt immer Wasser, bis das beliebte Gemüse dann zu den Restaurants oder Märkten geliefert wird.

Ein Kilo kostet derzeit 16 Euro

16 Euro kostet derzeit ein Kilo Spargel von den beheizbaren Feldern. Die Nachfrage ist groß, informiert Dr. Baumann. Hochklassige Restaurants zählen zu seinen Kunden, aber auch viele Verbraucher können es nicht mehr erwarten, bis die Spargelsaison endlich eröffnet ist. Dieses Jahr müssen sie sich ohnehin etwas länger gedulden: Der Frühspargel ist nicht vor 20. April zu erwarten, bilanziert Dr. Baumann, und der Spargel aus der Einfachabdeckung nicht vor 1. Mai – weil es so lange kalt war.

Die Kälte war es auch, die den Baumanns heuer bei den beheizbaren Feldern zu schaffen machte: „Wir blieben unter dem normalen Ertrag und können erst um 10 Uhr vormittags den Spargel stechen, weil er sonst erfriert.“ Ein kurioses Bild bot sich heuer: Im Schnee stachen die Erntehelfer auf den beheizbaren Feldern in Schaffhöfen bei Sünching die weißen Stangen. Möglich macht die frühe Ernte ein ganz besonderes System, das Dr. Karl Baumann zusammen mit dem Agraringenieur Andreas Eberhardt, der fünf Semester Luft- und Raumfahrttechnik studierte und als Fachgebiet Strömungslehre hatte, vor sieben Jahren entwickelte.

Rund 1,6 Millionen Euro hat Dr. Baumann investiert. Knifflig daran ist, dass das ganze Feld gleichmäßig beheizt werden muss. Die eigens entwickelte Technik macht’s möglich: Das Feld wird beheizt mit Hackschnitzeln aus Abfallholz. Wie in einer Fußbodenheizung strömt das auf rund 35 Grad erwärmte Wasser dann in Kreisläufen durch den Boden. Die Rohre liegen in einer Tiefe von 20 und 40 Zentimetern in der Erde. Die gleichmäßige Erwärmung wird erreicht, indem der Wasserdruck hoch ist.

Eine Idee aus Holland

Auf die Idee kam Dr. Karl Baumann, als er in Holland beheizbare Felder sah. Für Deutschland musste die Technik jedoch modifiziert werden. Er leistete Pionierarbeit und war bundesweit der erste, der Spargel aus beheizbaren Feldern anbot.

Inzwischen hat er einige Nachahmer gefunden, wie das bei guten Ideen so üblich ist: „Fünf Anbieter gibt es mittlerweile deutschlandweit.“ Kritiker? Ja, die gibt es, aber in begrenztem Maße. Denn die Beheizung durch Hackschnitzel liege ökologisch im Rahmen – „mit Öl oder Gas würde ich das natürlich nicht machen.“

Dr. Baumann kann aber jeden verstehen, der noch bis zur richtigen Spargel-Saisonstart warten möchte und dann erst die weiße Delikatesse kauft. Wer es aber schon gar nicht mehr abwarten kann, für den ist Spargel aus beheizbaren Feldern die richtige Option.

Der Spargel- und Erdbeerhof Baumann

Der Betrieb von Dr. Karl und Dr. Rosemarie Baumann liegt in Geiselhöring. Seit 1992 widmet er sich der Produktion von Spargel und Beerenobst. Der Anbau dieser Sonderkulturen wird kontinuierlich ausgebaut. Die gesamte Bewirtschaftungsfläche beträgt rund 1.000 Hektar. 180 Hektar Spargel werden angebaut, darunter 20 Hektar Spargel aus Feldern mit Bodenheizung.

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