Gewerbepolitik
Fuchs-Europoles zieht nach Haberslehla

Die Stadt hat das Areal bei der Habersmühle veräußert. Der Mastenhersteller aus der Firmengruppe Fuchs bleibt so in Neumarkt.

11.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:01 Uhr
Lothar Röhrl

Über den Abschluss des Kaufvertrags freute sich am Dienstagnachmittag vor allem OB Thomas Thumann und Firmenchef Reinhard Fuchs. Sie besiegelten in Gegenwart unter anderem der Fuchs-Söhne Conrad und Robert den Vorgang mit einem Händedruck. Foto: Röhrl

Die Firma Fuchs-Europoles hat das letzte ganz große, bisher noch freie Gewerbegrundstück im Besitz der Stadt erworben. Der Verkauf ist am Dienstag von OB Thomas Thumann, Firmen-Chef Reinhard Fuchs und Conrad Fuchs, dem Geschäftsführer von Europoles, bei einer Pressekonferenz mitgeteilt worden. Wenn die nun folgende Phase der Einholung von Genehmigungen zügig über die Bühne gehe, rechnet Conrad Fuchs mit dem Beginn der für Ende des Jahres 2022.

Die 110 000 Quadratmeter sollten nicht an irgendeine Firma veräußert werden. Oberbürgermeister Thumann erinnerte daran, dass es schon immer Politik der Stadt gewesen sei, die größte noch unverkaufte Fläche an ein Unternehmen mit einer großen Zahl von Arbeitsplätzen veräußern zu wollen.

Ein Logistikunternehmen etwa hätte ein ähnlich großes Areal gebraucht, um eine Halle für Lagerung, Sortierung und Weitertransport von Ware hinzustellen. Mehr als ein, zwei Dutzend Arbeitsplätze wären hier nicht entstanden. Das werde nun bei Fuchs-Europoles anders sein, kündigte dessen Geschäftsführer Conrad Fuchs an.

GfK-Werk zieht mit um

Nach Abschluss aller Bauarbeiten sowie des Umzugs aus dem ehemaligen Pfleiderer-Gelände heraus sollen 320 bis 340 Mitarbeiter in dem Betrieb an der Bundesstraße 299 (unweit der Habersmühle sowie der Firmen Camping Berger und Tchibo) eine Beschäftigung haben. Diese rekrutieren sich zum einen aus dem Personal der bisher im alten Pfleiderer Werk 1 untergebrachten Stammwerks von Europoles. Hinzu kommen all jene, die in Neumarkt an der Sulzbürger Straße im Europoles-Werk für Masten aus glasfaserverstärktem Kunststoff arbeiten. Das GfK-Werk wird mit ins neue Werk im Gewerbegebiet Habersmühle integriert.

Die Entscheidung zum Umzug innerhalb des Neumarkter Stadtgebiets habe mehrere Ursachen gehabt, stellte Conrad Fuchs fest. Am alten Standort habe die enge Nachbarschaft zu den beiden anderen Unternehmen Pfleiderer und Betonschwellen-Hersteller Rail.One einige Schwierigkeiten verursacht, denen man im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Weg gehen wollte.

Nähe zu Neumarkt sollte bestehen bleiben

Andererseits habe man auch aus Rücksicht auf die Mitarbeiter in der Nähe von Neumarkt bleiben wollen. Zudem sollte das bewährte System der gemeinsam mit Pfleiderer betriebenen Ausbildung junger Mitarbeiter fortgeführt werden. Firmenbesitzer Reinhard Fuchs fügte als weiteren Grund an, dass der Name Europoles weiter mit Neumarkt verbunden bleiben sollte. Allerdings gab die Firmenleitung auf Tagblatt-Nachfrage schon zu, dass auch weitere Standorte in anderen Gemeinden des Landkreises Neumarkt zur Auswahl standen. Und das auch, wegen der Nähe zu einer ähnlichen Autobahnausfahrt wie Neumarkt. „Im Endeffekt ist Neumarkt aber die schönste Braut gewesen“, scherzte Josef Graf, der Leitende Verwaltungsdirektor bei der Stadt Neumarkt.

Den Wunsch von Geschäftsführer Conrad Fuchs, dass die nun erforderlichen Planungen bis hin zur endgültigen Baugenehmigung heuer noch über die Bühne gehen mögen, vernahm OB Thumann mit wohlwollendem Lächeln. Denn schon 2021 wolle die Firma Fuchs mit dem Neubau von Europoles „voll durchstarten“. Als Erstes würde ein Bürotrakt hochgezogen. Dorthin sollen die 150 bis 200 in der Verwaltung eingesetzten Mitarbeiter umziehen. Nach gut 15 bis 22 Monaten Bauzeit soll das neue Europoles-Werk schon Ende 2022 in Betrieb gehen können.

Verkauf: Zahlen:
Bei der Bekanntgabe des Grundstücksgeschäfts im Saal „Europa“ waren von Fuchs Europoles Inhaber Reinhard Fuchs, seine Söhne Conrad Fuchs (Geschäftsführer Europoles) und Robert Fuchs (Leiter Bereich Immobilien) sowie Tobias Fersch und Michael Novotny (beide Mitglieder der Geschäftsführung von Europoles anwesend. Die Stadt wurde vertreten von OB Thumann, Verwaltungsdirektor Graf, Wolfgang Wittl (Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung) und Bürgermeister Albert Löhner,Konkretes wurde hierzu nicht mitgeteilt. Das trifft vor allem auf den Kaufpreis zu. Wie oft bei solchen Gelegenheit berief sich auch dazu am Dienstag die Stadt Neumarkt auf das mit dem Käufer „vereinbarte Stillschweigen“. Conrad Fuchs machte eine Andeutung zur Höhe der reinen Investition in den Neubau des Werks. Die Gebäude und deren Ausstattung werden einen finanziellen Aufwand in Höhe eines „niedrigen zweistelligen Millionenbetrags“ erfordern, stellte der Europoles-Geschäftsführer auf Nachfrage fest. (lr)

Die Pressekonferenz nutzte Conrad Fuchs zur Korrektur eines landläufigen Eindrucks. Denn Europoles sei kein reiner Produzent für Masten, die etwa beim Betreiben von Mobilfunknetzen und damit dem Beseitigen von Funklöchern benötigt würden. Pro Jahr würden ohnehin nicht mehr als 800 Masten die Fabrikation verlassen, ergänzte dazu Tobias Fersch aus der Geschäftsführung. Conrad Fuchs verwies darauf, dass Europoles viel mehr auf „schlüsselfertig“ hergestellte Telekommunikationsanlagen setze. Zudem gebe es einen Kontrakt mit der Telekom über die Wartung von deren Anlagen. In der Tat mache Fuchs Europoles jetzt in der Telekommunikation jenen „Zukunftsmarkt“ aus, auf den man wegen der Chance auf eine größere Wertschöpfung hoffe.

Bald auch Stahlmasten

Als Neuerung bei der Produktion in Neumarkt komme laut Conrad Fuchs zu den Schleuderbetonmasten beziehungsweise Schleuderbetontürmen noch der Stahlbau hinzu. Dazu gehöre es, dass Fuchs Europoles auch Stahlmasten im neuen Werk herstellen möchte. Mit in den Erwerb der 110 000 Quadratmeter integriert sind auch 10 000 Quadratmeter, auf denen ein Mitarbeiter-Parkplatz entstehen soll.

OB Thomas Thumann zeigte sich nicht bange davor, dass aus dem bald frei werdenden Bereich des Geländes auf dem alten Pfleiderer-Werk I eine Industriebrache entstehen könnte. Die Lage und der Gleisanschluss seien gute Gründe, sich hier eine Investition zu überlegen – glaubt Thumann.

Mehr Nachrichten aus Neumarkt lesen Sie hier.