Kultur
Fundstücke und Bilderwelten

Die aktuelle Ausstellung in der Städtischen Galerie lädt die Besucher zu einem Kunsterlebnis der besonderen Art ein.

12.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:11 Uhr
Elisabeth Angenvoort
Kuratorin Anjalie Chaubal und die Künstler Florian Toperngpong und Peter Engel (v. li.) vor dem „Kubus für Liebende“ −Foto: Ernst Dworzak/Ernst Dworzak

Kuratorin Anjalie Chaubal ist es einmal mehr gelungen, eine ebenso ungewöhnliche wie anspruchsvolle Ausstellung in die Räume der Städtischen Galerie im Cordonhaus nach Cham zu holen. Der gebürtige Regensburger Florian Toperngpong, ein künstlerisches Multitalent, und der Maler, Illustrator und Bühnenbildner Peter Engel kollaborieren bereits seit vielen Jahren. Speziell für die Chamer Ausstellung, ihr bisher größtes gemeinsames Projekt, haben sie vor Ort einige ganz neue Installationen geschaffen.

Erzähl-Kunst

Um der Mehrdimensionalität dieser Werke zu entsprechen, verlegte man in einem Raum den Boden neu und gab den Wänden einen veränderten Anstrich. „Wir haben keine Mühen gescheut, damit die Ausstellung in dieser Form hier stattfinden kann“, sagte Chaubal anlässlich des Presserundgangs am Donnerstag. Es ist insbesondere die Überschneidung von Narrativen, die sich in den gemeinsamen Arbeiten widerspiegelt. Wer sich sozusagen spielerisch darauf einlässt, die (seriell bearbeiteten) eigentümlichen, stets wiederkehrenden Motive in den farbgesättigten Bildern von Peter Engel aus wechselnder Perspektive zu betrachten, dem wird sich ein ganz eigener Kosmos von geradezu beseelten Wesen eröffnen.

Geschichten erzählen auch die von Toperngpong scheinbar zufällig drapierten Fundstücke entlang des „Rundwanderweges“, zu dessen aktiver Begehung die Besucher aufgerufen sind. Neben mehreren „Entdecker-Stationen“ mit überraschenden Einsichten, einem begehbaren „Kubus für Liebende“ und unerwartetem Echoraum inklusive Panoramablick auf den Großglockner wurde sogar ein Höhenprofil installiert. Am Ende des Pfades hat man freie Aussicht auf eine Tafel voller Zeichnungen, wie man sie in den 50er Jahren als erheiternde Illustrationen in diversen Zeitungen finden konnte, auf vordergründig absurde Weise untertitelt mit philosophischen Tiefsinnigkeiten eines Arthur Schopenhauer oder Theodor W. Adorno. Durch diese scheinbar sinnfreie Kombination habe er die Texte oftmals erst verstanden, bekennt der Künstler Toperngpong.

Lebens-Kunst

Könnte man den ersten Ausstellungsraum als den „wilden“, experimentiell-konzeptionellen Raum charakterisieren, so präsentiert sich der zweite als „musealer Ort“, an dem sich dem Besucher die Bildwelten Peter Engels in ihrer Vielschichtigkeit auf ebenso humorvolle wie hintergründige Weise eröffnen. Zugleich kann jedes Bild in seiner Einzigartigkeit vor dem Hintergrund der eigens dafür geschaffenen Raumstruktur für sich wirken. Die wesenhaft verfremdet dargestellten Objekte berühren durch harmonische Ästhetik, entführen in Phantasiewelten und laden zum Verweilen ein.

Das „Fiktive Archiv“, eine Installation Toperngpongs im selben Raum, begibt sich dabei in einen lebhaften Dialog mit Engels Malereien, wobei Toperngpong betont, dieses Archiv sei für ihn weniger fiktiv als vielmehr sehr real, insofern es hierbei anhand von offenbar ungeordnet zusammengeworfenen Dokumenten um Antworten auf die Frage geht, ob das Leben als solches geprägt ist von Zufall, Schicksal oder Selbstbestimmung. Das Künstlerkollektiv „VEB-Strich und Druck“ wird zur Vernissage präsent sein.