Serie
FW-Kandidat kritisiert CSU-Umweltpolitik

Christian Schindler stellt sich den Fragen des Bund Naturschutz. Die Union sieht er als Bremser, etwa beim Wasserstoffzug.

16.08.2021 | Stand 16.08.2021, 4:30 Uhr
Christian Schindler von den Freien Wählern im heimischen Garten in Cham. Er stellt sich den Fragen des Bund Naturschutz. −Foto: Franz Schindler

Christian Schindler will die Schöpfung bewahren. Dabei orientiert er sich stark an den Erfordernissen der Land- und Forstwirtschaft und reibt sich an Umweltentsiedungen der CSU. Im folgenden Text stellt er sich Fragen des Chamer Kreisverbandes im Bund Naturschutz.

Verkehr: Wie stehen Sie zu einer Reduzierung des Flugverkehrs bei gleichzeitiger Förderung der Schiene?

Umweltschädliches Verhalten darf nicht begünstigt werden. Wir wollen Privilegien abschaffen, die dem Ziel des Klimaschutzes entgegenwirken, wie z. B. die steuerliche Befreiung von Kerosin. Der Ausbau des Schienenverkehrs ist wichtig, um den ÖPNV voranzutreiben. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass das Versprechen einer Elektrifizierung der Bahnstrecke Regensburg-Schwandorf-Cham endlich in die Realität umgesetzt wird. Ich wäre erfreut gewesen, wenn wir das Pilotprojekt eines Wasserstoffzuges auf der Bahnstrecke Furth i. Wald-Tschechien umsetzen hätten können. Auf der Bahnstrecke Füssen-Augsburg geht ein solches Projekt 2023 an den Start. MdB Holmeier fand diesen Vorschlag meiner Partei leider nicht sinnvoll…

Energiewende: Wie können Menschen in die notwendigen Prozesse aktiv eingebunden werden?

Zuerst wäre es wichtig, die Voraussetzungen für einen Ausbau der Windenergie in Bayern massiv anzuschieben und die 10H-Regelung nicht mehr als Weisheit letzter Schluss anzusehen. Leider findet der Vorschlag unseres Umweltministers zur Abschaffung dieser Hürde bisher keine Mehrheit bei der CSU. Es ist richtig, dass durch das neue Bay. Klimaschutzgesetz die Installation von Heimspeichern bei neuen Photovoltaik-Anlagen gefördert wird. Diesen Willen würde ich mir auch beim Ausbau der Windkraft wünschen. Die Bürger müssen verstehen, dass die Energiegewinnung aus Erneuerbaren Energien ein entscheidendes Thema ist. Wir produzieren zu wenig Strom für den Bedarf, den wir in Zukunft haben werden. Wenn wir nicht dauerhaft auf Atomenergie aus den Nachbarländern angewiesen sein wollen und der Strompreis nicht durch die Decke gehen soll, dann müssen wir jetzt den Ausbau der EE vorantreiben. Jedoch müssen die Bürger vor Ort bei Bauprojekten miteinbezogen werden.

Artenschutz: Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, um das Massenaussterben der Arten zu bremsen?

Als gläubiger Christ bin ich der Überzeugung, dass es in der Verantwortung des Menschen steht, die Schöpfung zu bewahren. Eine wesentliche Aufgabe beim Schutz der Lebewesen ist es, gesetzliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen, die ein wertebasiertes Handeln fördern und unethischem Verhalten klare Grenzen setzen. Diese Haltung muss von staatlicher Seite kontrolliert werden. Deshalb machen wir uns stark für die Etablierung von Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften für den Tierschutz. Wir schlagen vor, auf Bundesebene eine/n Tierschutzbeauftragte/n zu benennen.

Die Fragen:Der Kandidat:
Der Bund Naturschutz hat sich mit Fragen zur Umweltpolitik an die Bundestagskandidaten gewandt. Wir veröffentlichen die Antworten in einer kleinen Serie.Heute kommt Christian Schindler zu Wort. Er tritt für die Freien Wähler zur Bundestagswahl an. Der 28-Jährige ist Vorsitzender der Kreisverkehrswacht und Vorsitzender der Jungen Freien Wähler im Kreis Cham.

Flächenverbrauch: Wie stehen Sie zum Flächenverbrauch? Mit welchen Maßnahmen wollen Sie in den Kategorien Wohnen, Verkehr und Industrie den Flächenverbrauch in Bayern bis 2030

Aus meiner Sicht ist der Trend der zunehmenden Flächenversiegelung höchst bedenklich. Eines unserer Kernziele ist der Schutz der bestehenden land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Daher lehnen wir politische Vorgaben zur Stilllegung von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen ab. Als Ersatz für durch Baumaßnahmen versiegelte landwirtschaftliche Nutzfläche wird als ökologische Ausgleichsmaßnahme weitere Nutzfläche aus der Bewirtschaftung genommen. Der Umgang mit Ausgleichsmaßnahmen muss in diesem Bereich Projekte bevorzugen, die keinen kompletten Ausfall der land- und forstwirtschaftlichen Produktion zur Folge haben. Der sorgsame Umgang mit der wertvollen Ressource „Boden“ soll zur Grundlage der Planung bei Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen werden.

Agrarpolitik: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Flächenprämie in eine „Gemeinwohlprämie“, die Umweltstandards honoriert, umgewandelt wird?

Zunächst ist es mir wichtig, unsere Landwirtschaft vor Freihandelsabkommen zu schützen. EU-Handelsabkommen wie CETA bedrohen die Existenz unserer Landwirte, da ausländische Produzenten den Lebensmittelmarkt mit Billigprodukten fluten. Es wäre wichtig, den Ökolandbau und die Regionalvermarktung gezielt finanziell zu unterstützen. Wir müssen weg von der ausufernden Flächenbewirtschaftung, in die unsere Landwirtschaft unverschuldet gedrängt wurde.

Generell: Die Themen Rentensicherheit, Klimawandel, Pflegenotstand, Wirtschaftswachstum, Artensterben, Soziale Gerechtigkeit, Verkehrsprobleme, Bevölkerungsentwicklung sind wichtig für unsere Gesellschaft. Wie sieht Ihre Dringlichkeitsreihung aus?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man keines der genannten Themenfelder benachteiligen sollte. Jedes Thema für sich hat oberste Priorität. Aus diesem Grund werde ich auch keine Priorisierung der aufgelisteten Themenfelder vornehmen.