Klimawandel
Gartenbauverein in Neumarkt wird 100 Jahre alt

05.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:47 Uhr
Vera Gabler
Luisita Lang, Julia Reit mit dem jüngsten Mitglied, Stefan Großhauser, Wolfgang Fesich, Marianne und Toni Stadler haben das Vereinsjubiläum vorbereitet. −Foto: Vera Gabler

Früher sorgten die Mitglieder des Gartenbauvereins für ausreichend gesunde Lebensmittel. Heute steht vor allem der Umweltschutz im Fokus. Am 20. Januar ist der Verein für Gartenbau und Landespflege der Stadt Neumarkt 100 Jahre alt geworden. Der Verein mit knapp 200 Mitgliedern feiert dieses Jubiläum am Samstag im Johanneszentrum.

Im Vorfeld hatte die Vorstandschaft mit Luisita Lang als Vorsitzender, Stellvertreter Stefan Großhauser, Schriftführer Wolfgang Fesich, Kassiererin Marianne Stadler sowie den Beisitzern Rosmarie Fesich, Monika Herrmann, Julia Reit, Anja Speitel und Toni Stadler keine Mühe gescheut, um eine Chronik zu erstellen.

„Vor über 100 Jahren gab es schon Gruppen, die gemeinsam das Ziel verfolgten, Obstbäume zu pflanzen“, erzählt Lang im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Chronik finden sich die Niederschrift und eine Information, dass der Maschinenfabrikant Franz Zimmermann die Idee hatte, anstelle der Obstbauvereine einen Obst- und Gartenbauverein zu gründen.

40 Neumarkt Bürger waren am Start

Bei der Versammlung wurden sofort 40 Bürger als Mitglieder protokolliert, die sich gemeinsam einer volkswirtschaftlichen, produktionsfördernden Aufgabe stellten. Generationen hätten diesen Gedanken weitergetragen, ergänzt Rosmarie Fesich. Auch wenn das Vereinsleben während der Kriegsjahre weitgehend zum Erliegen kam.

Der OGV habe die Schwerpunkte seiner Arbeit im Verlauf einer 100-jährigen Vereinsgeschichte immer wieder an den Bedürfnissen der Zeit angepasst: Zu Beginn und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg sei es darum gegangen, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Im Laufe der Zeit traten weitere Gesichtspunkte wie die Gestaltung und der Schutz der Umwelt in den Vordergrund.

In Verbindung mit Artenverlust und Klimawandel gab es viele Themen, die auch heute noch aktuell seien. Lang erinnert sich, dass bis 1990 die Verwendung von Blaukorn nicht kritisiert wurde. Erst durch Fachberater habe man gelernt Garten- und Küchenabfälle so zu kompostieren, dass man selbst qualitativ hochwertige Gartenerde herstellen könne.

„Uns liegt es auch am Herzen, biologisches Obst und Gemüse für den Eigenbedarf selbst anzubauen“, sagt Lang weiter. 1989 war sie das erste Mal Vorsitzende geworden und nach einer Pause von 2017 bis 2019 war sie wieder in das Amt gewählt worden. Sonst hätte sich der Verein damals auflösen müssen.

„Mit meinem Vorstandsteam und auch mit neuen Mitgliedern haben wird gerade in den letzten Jahren vieles umgesetzt, das das Herz eines Gartlers höher schlagen lässt.“ Nicht zu vergessen zum Beispiel 1990, als der Verein das Efeu am Unteren Tor und an der Mauer der Hofkirche gepflanzt hat, um die Altstadt zu verschönern. Auch die Initiative, die Rathausfenster mit Blumenkästen zu versehen, sei auf den Verein zurückzuführen.

Tiefgarage der EFA-Straße als Festsaal

„Wir haben auch mal die Tiefgarage in der EFA-Straße in einen Festsaal mit vielen Blumen verwandelt“, erinnert sich Marinne Stadler. 1996 hatten sie 40 grüne Schürzen genäht, um einheitlich am Volksfestzug mitzugehen. Auch um einen Teil des LGS-Parks kümmer sich der Verein als Pate.

Geselliges Beisammensein und Ausflüge hatten und haben noch heute einen hohen Stellenwert, was die Bilder in der Chronik verdeutlichen. In jüngster Zeit entstanden Projekte wie „Hilfe für Insekten“ mit Blumenkästen, Gemeinschaftsgärten wurden gegründet und der Verein macht sich für mehr Artenvielfalt stark.

Für die Kommunikation mit und zwischen den Mitgliedern eröffnete das Internet im Verein neue Möglichkeiten: So präsentiert sich der OGV mittlerweile im Internet mit einer eigenen Webseite unter www.ogv-neumarkt.de.

Bei der 100-Jahr-Feier am 10.September will die Vorstandschaft ebenfalls auf die wichtigsten Meilensteine in der vereinsgeschichte eingehen. Gleichzeitig gibt es für die Mitglieder und Ehrengäste einen Ausblick auf das Vereinsleben – aber auch auf die Herausforderungen. „Klimawandel, kleinere Grundstücke und mehr Wohnungen ohne Gärten, die Vernichtung von Artenvielfalt sollten die Gartler sensibilisieren“, sagt Großhauser.