Glaube
Gedanken zu Ostern

In der derzeitigen Lage Ostern zu feiern, verlangt schon ein Stück Überwindung.

10.04.2020 | Stand 16.09.2023, 4:56 Uhr

Ostern ist doch das Fest des Lebens. Das sieht jeder draußen in der neu erwachten Natur. Mehr noch: Ostern ist das Fest der Auferstehung. Das sagt uns der christliche Glaube. Doch in einer Zeit, in der weltweit ein gefährlicher Virus unterwegs ist, hört man eher vom Sterben als vom Leben, von Trauer statt von Freude und von Niederlagen als vom Sieg. Wie also da noch freien und frohen Herzens Ostern feiern? Aber legten nicht auch damals die Jünger und Freunde Jesu eher Trauer, Leid und Schmerz an den Tag als österliche Freude? Sie taten dies aus gutem Grund. Denn er, auf den all ihre Hoffnung ruhte, war tot. Er, dieser Jesus und Messias, der eine völlig neue Welt predigte, der sogar das Himmelreich ankündigte, starb einen qual- und schmachvollen Tod am Kreuz. Da war es doch nicht mehr sinnvoll, auf einen Toten zu setzen, denn alles war aus und vorbei. Sind wir nicht derzeit in einer ähnlich hoffnungslosen Situation? Immer mehr Infizierte und Sterbefälle, so dass viele fragen: Wann hat all das ein Ende? Doch dann damals am Ostermorgen mitten hinein in diese Katastrophe die unglaubliche Nachricht: „Er ist nicht tot, er lebt! Er ist gesehen worden, man kann mit ihm reden und ihn sogar berühren!“ Dichte Nähe also und keine soziale Distanz! Würden nicht auch uns derzeit solche Nachrichten guttun wie: „Die Krise ist zu Ende, der Virus besiegt, ein Impfstoff ist gefunden“? Das gäbe ein österliches Aufatmen. In der Tat: ein Fest des Lebens. Aber müssen wir nicht gerade jetzt 2020 vielleicht noch intensiver Ostern feiern, auch wenn die Ostermessen ausfallen? Aber wieso dieses „Dennoch“? Seit Wochen hat sich ein Stück Karfreitag wie ein kalter Hauch um den Erdball gelegt. Unser Glaube aber sagt: Sterben und Tod sind nicht die Endstation im Leben Jesu, auch nicht in unserem Leben. Da hat einmal einer die Schallmauer des Todes durchbrochen. Da blieb Gott nicht untätiger Zuschauer auf dem großen Spielfeld des Lebens. Da hat er uns einen Sieger geschenkt, ihn den Sohn, den Retter, den auferstandenen Christus. Mag sein, dass Sie jetzt sagen, wie einst Doktor Faust in Goethes Dichtung: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!“ Können wir also der Osterbotschaft wirklich Glauben schenken? Allein sämtliche Jünger, denen Jesus persönlich oder in Gruppen erschien, auch eine Reihe von Frauen sowie Paulus und weitere 500 Brüder, so im 1. Korintherbrief, bezeugen ihn als Lebendigen. Doch Jesus war kein wiederbelebter Toter, auch kein Scheintoter. Er war eher ganz anders, wie neu geboren, verwandelt und verklärt. Aber auch von Wundmalen gezeichnet. Übrigens: Wissenschaftler haben herausgefunden: Die Ostererzählungen sind jene Berichte, die uns aus der antiken Welt am glaubwürdigsten überliefert sind. Haben wir dann vielleicht doch derzeit guten Grund, Ostern zu feiern? Gewiss, vielen fehlen die feierlichen Gottesdienste, die Sakramente. Dennoch: Dieses höchste Fest im Kirchenjahr kann uns auffangen, trösten, ermutigen und sogar erfreuen. Solche Freude erfährt aber nur der, der das Fest im Herzen mitfeiert.

In diesem Sinne Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!